Corporate Political Responsibility CSR_NEWS

Unternehmer lädt zu Geheimtreffen von Rechtsextremisten ein

Foto: Unsplash+

„Hans im Glück“ trennt sich von Hans-Christian Limmer / Wie steht es um die “Corporate Political Responsibility”?

München (csr-news) – Die Burgerkette „Hans im Glück“ trennt sich von ihrem Gesellschafter Hans-Christian Limmer. Sein Name stand unter einer Einladung zu einem Geheimtreffen von Rechtsextremisten, an dem auch namhafter AfD-Mitglieder beteiligt waren. Wie das Medienhaus „Correctiv“ weiter recherchierte, hatten Teilnehmende dort im vergangenen November Pläne für eine massenhafte Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland diskutiert. Limmer selbst war bei der Veranstaltung nicht anwesend. Gegenüber „Correctiv“ distanzierte er sich von Remigrationsforderungen deutscher Staatsbürger.

„Wir sind überrascht und bestürzt über die öffentlichen Vorwürfe, einer unserer Mitinhaber habe zu einer Veranstaltung mit eingeladen, bei der Rechtsradikale die Remigration von Millionen Menschen, darunter auch von deutschen Staatsangehörigen, gefordert haben sollen“, heißt es in einer Pressemitteilung von „Hans im Glück“. Limmer habe angeboten, seine Gesellschafterstellung umgehend aufzugeben; dieses Angebot hätten die Mitgesellschafter des Unternehmens angenommen. Hans-Christian Limmer war seit 2020 Gesellschafter bei “Hans im Glück”.

Rechtsextremen Ansichten stellten „das genaue Gegenteil unserer Grundwerte dar“, so das Unternehmen. „Hans im Glück“ lässt in der Mitteilung Franchisepartner mit Migrationshintergrund zu Wort kommen, darunter Ergjan Terzici, mit zehn Betrieben der größte Partner im System: „Ich bin mehr als Stolz auf diese Marke, gerade wegen ihrer offenen Haltung“, wird Terzici zitiert.

Zu dem Treffen hatte nach Correctiv-Recherchen neben Limmer der ehemalige Düsseldorfer Zahnarzt Gernot Mörig eingeladen. Unter den Teilnehmenden seien rechte Ideologen mit zum Teil sehr viel Geld und einflussreiche AfD-Politiker gewesen. Zu den teilnehmenden AfD-Politikern gehörten Roland Hartwig, die rechte Hand der Parteichefin Alice Weidel, die Bundestagsabgeordnete Gerrit Huy und Ulrich Siegmund, AfD-Fraktionsvorsitzender in Sachsen-Anhalt. Erster Redner auf dem Treffen war Martin Sellner, Buchautor und ein führender Kopf der Neuen Rechten. In seinem Vortrag benannte der rechtsextreme österreichische Aktivist laut „Correctiv“ drei Zielgruppen der Migration, die Deutschland verlassen sollten: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht und „nicht assimilierte Staatsbürger“.

„Correctiv“ fasst zusammen: „Im Grunde laufen die Gedankenspiele an diesem Tag alle auf eines hinaus: Menschen sollen aus Deutschland verdrängt werden können, wenn sie die vermeintlich falsche Hautfarbe oder Herkunft haben – und aus Sicht von Menschen wie Sellner nicht ausreichend ‚assimiliert‘ sind. Auch wenn sie deutsche Staatsbürger sind.“

Was sollten Unternehmer:innen und Manager:innen in einer Situation tun, in der rechtsextreme Ansichten zu einem Risiko für unsere offene demoratische Gesellschaft werden? Gibt es eine „Corporate Political Responsibility“? Beziehen Sie Stellung!

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Kommentar

  • These: ein Unternehmen kann nicht ‘unpolitisch’ sein. Comms & Marketing-Abteilungen tragen das ‘Unpolitische’ gerne als Monstranz vor sich her (so, wie manche Staaten ihre ‘Neutralität’), aber auch Unterlassen oder Nichtstun ist eine Handlung mit politischer Aussage.

    Und da wird es natürlich schwierig. “Tun” ist immer leichter angreifbar als “Nichtstun”. Da muss man dann schon Haltung verteidigen und kann sich nicht verstecken. Und Unternehmen stellt man auch viel leichter an den Pranger: es steht im öffenltichen Diskurs meist das Profitstreben als Motivation im Vordergrund (wobei gerne nicht zwischen kurzfristiger und langfristiger Gewinnmaximierung unterschieden wird, langfristig kann (kumulativer) monetärer Gewinn aber sehr wohl mit ehrbarem Handeln positiv korrelieren, ergo ist die apodiktische Verdammung von Profitstreben durchaus hinterfragbar).

    Bei Staaten wird dann aber gerne mit anderem Maß gemessen: man nennt das dann auch mal ‘Realpolitik’, wenn menschenrechtlich fragwürdige Praktiken von Staaten hinter geopolitischem Kalkül zurückstehen dürfen. Oder ist nicht alles ‘geopolitische’ Kalkül am Ende wirtschaftspolitisch getrieben?

    Was ein Schritt nach vorne wäre: Unternehmen im politischen Handeln positiv zu verstärken, statt gleich den Finger in drei andere Wunden zu legen oder es mit ‘die machen das doch nur wegen des Profits’ abzuwerten. Und: Klar ‘Unternehmen’ von ‘Unternehmer_in’ zu unterscheiden. Da kann, aber muss keine ethische Deckungsgleicheit bestehen.

    Dass “Hans im Glück” so schnell reagierte ist erst Mal ein gutes, positives Signal und es gehört Anerkennung dazu, dass es so schnell erfolgte. Natürlich gilt, dass das Unternehmen auch in seinem weiterem Handeln dazu konsistent und proaktiv bleiben sollte. (Und an alle, die jetzt meinen “das ist so ein eklatantes Problem, da konnten sie ja nicht anders”: dennoch Beifall geben! Denn es zeigt, die Mehrheit in Deutschland hat eben doch ein Problem mit Rechtsextremismus. Je klarer das ist, desto besser für unsere Demokratie. Und je früher der Aufschrei kommt, desto besser…).

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