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Greenwashing: Zu viel „Grün“ bewirkt Abstumpfung

Prof. Dr. Dr. Peter Seele (Achim Halfmann/CSR NEWS)

[exklusiv] Prof. Peter Seele auf dem 2. CSR-Kommunikationskongress in Osnabrück

Osnabrück (csr-news) –  Vor einer Gewöhnung an irreführende „grüne“ Aussagen warnt der Wirtschaftsethiker Prof. Peter Seele (Foto). „Wir sind alle informierter, fokussierter – aber vielleicht auch etwas abgestumpfter“, so der Wissenschaftler aus Lugano auf dem 2. CSR-Kommunikationskongress in Osnabrück am vergangenen Freitag.

Angesichts einer ständigen Präsenz grüner Themen „müssen wir darüber reden, wie die Öffentlichkeit sensibilisiert ist, mit grüner irreführender Information umzugehen“, sagte Seele. Grenzen verliefen fließend von legitim zu illegitim und zu illegal: Greenwashing meine Kommunikation in einer „Grauzone, wo es von legitim zu illegitim, aber noch nicht zu illegal geht.“ Wenn es bei irreführender Information keine öffentliche Erregung gebe, würden die Grenzen langsam verändert. Seele weiter: „Ohne Anklage gibt es kein Greenwashing“, denn Greenwashing finde „immer im Auge des Betrachters“ statt.

Zukunftsversprechen hinterfragen

Der Wirtschaftsethiker wies auf das Problem von Unternehmenszusagen für einen weit in der Zukunft liegenden Zeitraum hin. „Ich bin kein großer Freund der 5-Jahres-Schritte“, sagte Seele, denn diese bieten „keinen Anreiz, am Anfang viel zu machen.“ Der Wissenschaftler weiter: „Wir sollten darüber nachdenken, wie wir mit Zielen, mit Versprechen umgehen.“

Mehr Datentransparenz

Erforderlich ist laut Seele mehr Datentransparenz – etwa zu den KPI-Indikatoren in Nachhaltigkeitsberichten nach dem GRI-Standard. „Das ist nicht so krisp und klar, wie es auf den ersten Blick aussieht“. Dabei hält der Wirtschaftsethiker die Nachhaltigkeitsberichterstattung an sich für wichtig: „Reporting heißt veröffentlichen und veröffentlichen heißt Gesicht zu zeigen.“ Eine höhere Datentransparenz lasse sich etwa durch Anwendung einer XBRL-Taxonomie (eXtensible Business Reporting Language), einer in Finanzberichterstattungen verwendeten standardisierten Form der elektronischen Datenübermittlung, erreichen. Seele: „Was im Finanz-Reporting Standard ist, kann auch im Nachhaltigkeits-Reporting erfolgen.“

Mehr Dialog

Eine stärkere Dialogorientierung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung forderte auf der Veranstaltung der Greenpeace-Teamleiter Volker Gaßner. „Die Großen senden nur, aber sie hören nicht.“ Gaßner weiter: „Es gibt das Internet, man kann in den Dialog gehen.“ Die Mehrzahl der Unternehmen präsentiere sich durchgehend als nachhaltig und sozial engagiert – was einen Dialog erschwere. „Was spricht dagegen, in einen Nachhaltigkeitsbericht aufzunehmen, wo es noch Probleme im Unternehmen gibt?“ fragte der Greenpeace-Experte.


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