Autor des Beitrags: Dr. Nikolaus Marbach, Berater für nachhaltige Produktgestaltung
Das Produktlebenszyklusmanagement (engl. Product Lifecycle Management) ist ein Konzept zur ganzheitlichen Betrachtung von Produkten entlang der verschiedenen Phasen ihres Lebensweges und basiert auf dem Lifecycle Thinking. Das Konzept bedient sich definierter Methoden, Prozesse und Organisationsstrukturen um alle das Produkt betreffenden Informationen zu einem Gesamtbild zu integrieren. Bereits während der Produktentwicklung werden die Anforderungen der Fertigung, der Nutzungsphase und der Entsorgung untersucht und bei der Gestaltung des Produkts berücksichtigt. Entlang des Lebensweges des Produktes werden die Produkteigenschaften und die Veränderungen am Produkt fortlaufend dokumentiert, um eine vollständige Änderungshistorie aufzubauen. Dieses Vorgehen vereinfacht in der Nutzenphase die Wartung und Reparatur und ermöglicht bei der Entsorgung ein weitestmögliches Recycling auf der Komponenten- und Stoffebene.
Das PLM wird heute im Wesentlichen bei Investitionsgütern angewendet aber seine Anwendung auf Konsumgüter könnte deren Lebensdauer und sozialen und ökologischen Auswirkungen maßgeblich reduzieren.
1. Phasenansatz
Produktlebenszyklusmanagement unterteilt den gesamten Lebenszyklus eines Produkts in mehrere Phasen, deren Abschluss durch eine Momentaufnahme der Produktkonfiguration und aller wesentlichen Produkteigenschaften dokumentiert werden. Diese Daten sind ein wesentlicher Input für die nachfolgende Phase. Die Phasen umfassen die Produktdefinition, die Produktentwicklung, die Fertigung, die Distribution inklusive Verkauf, die Nutzenphase inklusive Wartung und Reparatur und die Entsorgung inklusive Recycling. Die einzelnen Phasen sind nicht alle sequentiell angeordnet insbesondere die ersten Phasen überlappen sich zeitlich häufig.
Die Phasen bestehen wiederum aus mehreren Subphasen, die sich auch überlappen. In der Produktentwicklung verlaufen diese im Sinne des Concurrent Engineering teilweise parallel.
2. Nutzen
Produktlebenszyklusmanagement ermöglicht den Unternehmen eine bessere Kontrolle über die Prozesse der Produktgestaltung und der nachgelagerten Prozesse des Lebenszyklus und macht Kosten und Erträge in diesen Prozessen transparent.
3. Herausforderungen
Die Prozesse entlang des Lebenszyklus weisen aufgrund der vielen involvierten Akteure und der großen Datenmengen ein hohe Komplexität auf. In der Produktdefinition und -gestaltung, müssen die Prozesse Lieferanten und Entwicklungsdienstleister und unternehmensinterne Entwicklungszentren integrieren und sicherstellen das Informationen und Daten unterschiedlicher Formate reibungslos ausgetauscht werden.
4. Kritik
Das PLM dient zunächst lediglich der Optimierung unternehmensinterner und unternehmensübergreifender Prozesse ohne zwingend einen Beitrag zur Verbesserung der sozialen Bedingungen und ökologischen Auswirkungen von Produkten zu leisten. Erst durch die Integration ökologischer und sozialer Kriterien und die Einbindung der Lebenszyklusanalyse kann PLM einen entsprechenden Beitrag leisten.
5. Software
Die Umsetzung des PLM Konzeptes erfolgt in der Praxis meistens mit Hilfe spezieller PLM Software Produkte, die die Unternehmen bei der Integration und Verwaltung der vielfältigen Informationen unterstützen. Die PLM-Systeme bilden im allgemeinen nicht den kompletten Produktlebenszyklus ab, sondern fokussieren auf die Prozesse und Daten der Produktgestaltung. Diese Daten werden dann an die nachgelagerten ERP- und CRM- Systeme übertragen, die die nachfolgenden Phasen des Lebenszyklus unterstützen.
6. Literatur
- Rainey, David: Sustainable Business Development, Cambridge University Press, Cambrige, 2006, (Kap. 9, 10, 11)
- Stark, John: Product Lifecycle Management, Springer, London, 2005
7. Links
- aras PLM (aras)
- Enovia (Dassault Systems)
- Agile PLM (Oracle)
- SAP PLM (SAP)
- Teamcenter (Siemens)
- Windchill (Parametric Technology Corporation)
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