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Globaler Kontostand im Minus – Heute ist der diesjährige „Earth Overshoot Day“

Tag 1 im Minus – die natürlichen Ressourcen die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann, sind verbraucht. Ab heute geht es an die Substanz und das wieder früher im Jahr. Der „Earth Overshoot Day“ markiert den Tag, ab dem wir aus ökologischer Sicht über unseren Verhältnissen leben. Der Mehrverbrauch ist möglich, weil wir mehr CO2 in die Atmosphäre ausstoßen können als unsere Ozeane und Wälder absorbieren, weil wir schneller fischen können, als sich die Fischbestände erholen, und wir Bäume schneller fällen können, als sie nachwachsen.

Oakland/Berlin (csr-news) > Tag 1 im Minus – die natürlichen Ressourcen die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann, sind verbraucht. Ab heute geht es an die Substanz und das wieder früher im Jahr. Der „Earth Overshoot Day“ markiert den Tag, ab dem wir aus ökologischer Sicht über unseren Verhältnissen leben. Der Mehrverbrauch ist möglich, weil wir mehr CO2 in die Atmosphäre ausstoßen können als unsere Ozeane und Wälder absorbieren, weil wir schneller fischen können, als sich die Fischbestände erholen, und wir Bäume schneller fällen können, als sie nachwachsen.

Berechnet wird der Tag vom Global Footprint Network, einer Forschungsorganisation, welche dafür mit dem Fußabdruck eine Buchhaltungsmethode entwickelt hat. Die Methode dient dazu, die Ressourcenabhängigkeit der Menschheit zu messen und zu managen. Dies wird auch im Kontext des Klimawandels immer wichtiger. Der CO2 Ausstoß ist der am schnellsten wachsende Anteil des ökologischen Overshoots. Der CO2- Fußabdruck macht heute 60 Prozent des Bedarfs der Menschheit an die Natur aus. Um das 2°C Ziel des Pariser Klimaabkommens vom Dezember 2015 zu erreichen, müsste der CO2 Ausstoß weltweit vor 2050 auf null sinken. Oder noch früher, wenn das 1.5°C Ziel erreicht werden soll. Dies erfordert, so die Forscher, eine neue Art, auf unserem Planeten zu leben. “Solch eine neue Lebensweise ist mit vielen Vorteilen verbunden. Doch muss man auch etwas dafür tun, sodass eine klimafreundliche Lebensweise zur Norm wird”, sagt Mathis Wackernagel, Mitbegründer und CEO von Global Footprint Network. “Das Gute ist, dass dies mit der heutigen Technologie möglich und sogar lukrativ ist. Die volkswirtschaftlichen Gewinne überschreiten die Kosten. Dies wird neue Wirtschaftsbereiche stimulieren wie z.B. erneuerbare Energien oder so genannte Smart Grids, also intelligente Stromnetze. Gleichzeitig reduzieren sich Risiken und Kosten von ungeeigneter Infrastrukturen oder von Klimaereignissen. Das einzige, von dem es noch mehr braucht, ist politischer Wille.”

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Quelle: Global Footprint Network

Einige Länder stellen sich heute schon der Herausforderung. Zum Beispiel generierte Costa Rica in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 97 Prozent seines Elektrizitätsverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Portugal, Deutschland und Großbritannien zeigten dieses Jahr ebenfalls erstaunliche Fortschritte im Potenzial der erneuerbaren Energien: 100 Prozent ihres Elektrizitätsbedarfs wurde für einige Minuten, oder im Fall von Portugal für einige Tage, ausschließlich von erneuerbaren Energieträgern abgedeckt. Ebenso hat die chinesische Zentralregierung einen Plan entworfen, um den Fleischkonsum der chinesischen Staatsbürger um 50 Prozent zu reduzieren, was die CO2 äquivalenten Emissionen der chinesischen Nutztierindustrie bis 2030 um eine Milliarde Tonnen pro Jahr reduzieren würde.

Da die globale Erdbevölkerung gewachsen und der Konsum sich gesteigert hat – mit höheren CO2 Emissionen – hat sich der Earth Overshoot Day vom späten September im Jahr 2000 auf den 8. August in diesem Jahr verschoben. Glücklicherweise scheint sich der Overshoot Day langsamer nach vorne zu bewegen als zuvor. Gleichzeitig aber war der Overshoot noch nie so hoch. “Das Klimaabkommen von Paris ist bis jetzt das deutlichste Zeichen für die Notwendigkeit, den CO2-Fußabdruck drastisch zu reduzieren. Am Ende haben wir die Wahl zwischen Stabilität oder Kollaps “, sagte Wackernagel. “Wir empfehlen Nationen, Städten und Individuen vehement in Aktion zu treten und die Pariser Ziele zu einer greifbaren Realität zu machen.“ „Der globale Kontostand rutscht auch 2016 wieder kräftig ins Minus. Und das nicht zum ersten Mal. Seit über dreißig Jahren häufen wir jährlich neue Schulden an“, sagt WWF-Vorstand Eberhard Brandes. „Wir müssen endlich einen Weg finden, in den natürlichen Grenzen unseres Planeten zu leben und zu wirtschaften. Das ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Wenn wir diese Herausforderung nicht meistern, werden unsere Kinder und Enkel massiv unter den Folgen zu leiden haben.“

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Quelle: Global Footprint Network

Deutschland hat sein ökologisches Länderkonto in diesem Jahr bereits am 28. April überzogen. Dafür sorge die industrielle Landwirtschaft mit ihrem hohen Flächenbedarf vor allem für die Fleischproduktion. „Würden alle Länder weltweit so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 3,1 Erden notwendig“, sagt Julia Otten von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Auch der hohe Kohlendioxid-Ausstoß bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas für Energie und Verkehr hat zu einem Minus auf dem Ökokonto beigetragen. Laut WWF stagniert der ökologische Fußabdruck Deutschlands seit zehn Jahren auf gefährlich hohem Niveau. Jeder Deutsche verbraucht demnach mehr als doppelt so viele Ressourcen, wie ihm jährlich zustehen würden. Deutschland müsse daher insbesondere Landwirtschaft und Verkehr nachhaltiger ausrichten und Schutzgebiete wirksamer schützen. Herausragende Bedeutung habe zudem die konsequente Realisierung der Energiewende und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen insbesondere im Stromsektor. Leider sende die deutsche Politik derzeit gänzlich andere Signale aus. Der Klimaschutzplan 2050 werde zunehmend abgespeckt. Das bezeichnet der WWF als einen „gravierenden, politischen Fehler“. Von einem konkreten Kohleausstieg sei „nichts mehr zu lesen“, obwohl die Bundesrepublik, wenn sie das Unter-Zwei-Grad-Ziel von Paris ernst nehme, bis spätestens 2035 aus dieser Form der Stromerzeugung aussteigen müsse. Auch die Reduzierung und Reformierung der Fleischproduktion werde nicht angegangen, dabei sei – nicht nur unter Klimaschutzgesichtspunkten – eine nachhaltige Agrar-Wende für Deutschland überfällig. „Es braucht endlich eine sektorspezifische Gesetzgebung, die dann nicht nur den Klimaschutz im Blick hat, sondern auch konkrete Ziele für Biologische Vielfalt und Landnutzung umfasst“, fordert Brandes. „Statt den Klimaschutzplan weiter aufzuweichen, sollten sich alle Ministerien auf verpflichtende und Dekaden-scharfe Treibhausgasminderungsziele bis 2050 festlegen. Damit wäre dann auch endlich eine klare Ressortzuständigkeit gegeben und das ewige Schwarze-Peter-Spiel könnte aufhören.“

Diese Maßnahmen empfiehlt der Rat für Nachhaltige Entwicklung Verbrauchern, um ihren persönlichen Fußabdruck zu reduzieren:

  1. Stromanbieter wechseln

Allein durch den Wechsel zu einem Ökostromanbieter kann eine dreiköpfige Familie jährlich bis zu zwei Tonnen CO2 einsparen – etwa so viel wie ein Jahr Autofahren im Schnitt verursacht. Empfehlenswerte Ökostromanbieter erkennen Verbraucher an den Siegeln „Grüner Strom Label“ oder „ok Power“. Ihr Strom-Mix setzt sich ausschließlich aus erneuerbaren Energien zusammen, eine Beimischung von Strom aus Atomkraft oder Kohle ist ausgeschlossen.

  1. Klug mobil sein

Der Autoverkehr verursacht in Deutschland 20 Prozent aller CO2-Emmissionen. Wer auf ein eigenes Auto verzichtet und auf ÖPNV, Bahn und Rad umsteigt, spart neben CO2 häufig auch Geld ein. Wirtschaftlich lohnt sich ein eigenes Auto erst ab 10.000 Kilometern im Jahr. Darunter ist Carsharing günstiger, bei gelegentlichen Fahrten auch ein Mietwagen oder das Taxi. Jede Bahnfahrt erspart der Umwelt im Vergleich zur Fahrt mit dem Auto mehr als zwei Drittel des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes.

  1. Seltener fliegen

Wer konsequent auf Flugzeug oder Auto verzichtet, kann seinen CO2-Fußabdruck um mehr als 20 Prozent senken. Für Flugreisen gilt die Faustregel: Mindestens zwei Wochen am Urlaubsort bleiben und die durch den Flug verursachten Klimagase ausgleichen – am besten durch eine Spende an zertifizierte Klimaschutzprojekte. Wer den CO2-Ausstoß seiner Flugreise kompensieren möchte, erkennt wirkungsvolle Projekte an dem Siegel „The Gold Standard“.

  1. Weniger Fleisch essen

Rund 1,5 Tonnen des Treibhausgases verursacht jeder Deutsche pro Jahr durch die Ernährung. Der schnellste Weg zur klimafreundlicheren Ernährung: zurück zum Sonntagbraten. Aktuell ist der durchschnittliche Fleischkonsum der Deutschen rund sechsmal höher als wissenschaftlich empfohlen. Gesund wären 300 bis 600 g pro Woche. Deshalb weniger Fleisch und dafür in hoher Qualität – also aus artgerechter Tierhaltung und aus ökologischer und regionaler Landwirtschaft – kaufen.

  1. Kauf! Mich! Nicht!

Wer nachhaltiger konsumieren möchte, sollte nicht nur nach den richtigen Produkten und Siegeln schauen, sondern sich häufiger fragen: „Brauche ich das wirklich?“. Grundsätzlich gilt: Je länger Jeans und Smartphone genutzt werden, desto besser fällt die Umweltbilanz aus. Allein bei der Herstellung einer Jeans werden beispielsweise 11 000 Liter Wasser verbraucht, ein Großteil davon in wasserarmen Regionen. Daher Nein zum neuen Produkt sagen, Kaputtes reparieren statt wegwerfen und wenn ein Kauf angezeigt ist, Qualität statt Masse kaufen.


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