Von Thomas Feldhaus
International sind derzeit rund 100 Anbieter spezieller Softwarelösungen zum Nachhaltigkeitsmanagement auf dem Markt – mit teilweise sehr unterschiedlichem Profil. Zeit also für einen neuen Überblick, denn brands&values erstmals vor drei Jahren erstellt hatte. Seitdem haben sich die Anforderungen an das Nachhaltigkeitsreporting verändert, beispielsweise durch den neuen GRI-Standard G4 oder die zukünftig geltenden Berichtspflichten. Zudem nimmt die Anzahl der Unternehmen, die einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen in jedem Jahr zu. Waren es vor einigen Jahren noch hauptsächlich international tätige, große Konzerne, sind es inzwischen zunehmend auch Mittelständler. All diese Entwicklungen haben auch den Markt der Softwarelösungen beeinflusst. „In unserer ersten Untersuchung standen noch die DAX-Unternehmen im Fokus der Anbieter, heute sind es zunehmend auch die Mittelständler“, sagt Karsten Muuß, Spezialist für Nachhaltigkeitssoftware bei brands&values und Autor der Studie. Tatsächlich planen immer mehr mittelständische Betriebe in den kommenden Jahren die Einführung einer Softwarelösung für ihr Nachhaltigkeitsmanagement.
Trend zur modularen, maßgeschneiderten Lösung
Betrachtet man ausgewählte Softwarelösungen, wird ein weiterer Trend deutlich; der zur Modularisierung. Muuß: „Noch vor einigen Jahren hatten Unternehmen oftmals eine große Lösung, deren Möglichkeiten sie nur zum kleinen Teil nutzen konnten. Inzwischen geht der Trend zur modularen, maßgeschneiderten Lösung, bei der nur die Teile gekauft und implementiert werden, die auch wirklich benötigt werden“. Denn es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, wie unterschiedlich die Bedürfnisse und Nutzungsanforderungen der verschiedenen Unternehmen und Branchen sind. Doch genau diese Entwicklung ist es auch, die einen umfassenden Überblick über das Angebot fast unmöglich macht. Alleine von den acht, für die Studie genauer untersuchten Lösungen, werden rund 100 verschiedene Wahlmodule angeboten.
Woran sollten sich Unternehmen als orientieren? Muuß: „Grundsätzlich ist die Berichterstattung mit jeder Lösung möglich“. Die Tücken bzw. Vorteile zeigen sich im Detail, beispielsweise wenn Daten, die für einen GRI-Bericht erhoben werden auch für das CDP-Reporting genutzt werden können. Rund 220 Einzelkriterien kann ein Kriterienkatalog umfassen, anhand derer die richtige Lösung ausgewählt werden kann. Neben der Vermeidung von Medienbrüchen oder einem geeigneten Schnittstellenmanagement gehören vor allem Kosten- und Zeitersparnisse dazu. Und die möglichen Standards sind von zentraler Bedeutung. So sollten GRI, DNK, SASB, DJSI, CDP und UN Global Compact zur Ausstattung gehören, insbesondere für Unternehmen, die nach mehreren Standards berichten. Je besser die unterschiedlichen Standardanforderungen im System miteinander verknüpft sind, umso einfacher lassen sich die Berichte erstellen, ohne lästige Doppelerfassung und unter Vermeidung potenzieller Fehlerquellen. Zu den zentralen Themen gehört dabei auch, in welchem Umfang und mit welcher Tiefe die Lieferkette einbezogen werden kann. „Ein wichtiges Thema, dass die Softwareanbieter treibt“, so Muuß. Dabei sind die Anforderungen je nach Branche noch sehr unterschiedlich. So müssen Einzelhändler beispielsweise bis zu 70.000 Lieferanten abbilden können. Hinzu kommt die Frage nach den „Tier“-Stufen – wie viele Vorlieferanten müssen berücksichtigt werden. Muuß: „Hier geht es dann auch in Richtung Big-Data“.
Acht Anbieter im Detail-Check
Für die aktuelle Untersuchung hat Muuß acht Anbieter genauer unter die Lupe genommen. Sie sind alle in der Lage, mittlere bis große Unternehmen sinnvoll im Nachhaltigkeitsmanagement zu unterstützen. Mit 360report wurde zudem ein Anbieter aufgenommen, der sich speziell auch für KMU eignet und dessen Angebot als unkompliziert und einfach bewertet wurde. Unter anderem weil es Anwender ohne spezifische Nachhaltigkeitskenntnisse gut unterstützt. Zu den untersuchten Anbietern gehören WeSustain, deren Lösung als kollaborativ und modern bewertet wurde, die stellvertretend für eine neue Generation von Nachhaltigkeits-Management-Software steht. Daneben wird der finnische Anbieter Tofuture CSM untersucht, der seit 2002 überwiegend auf dem skandinavischen Markt aktiv ist. Die Lösung wird als intuitiv und partizipativ bewertet. Mit Kunden wie BASF oder Union Investment wird der Anbieter thinkstep SoFi vorgestellt, dessen Softwarelösung als detailliert und leistungsfähig beschrieben wird. Das Angebot von SAP wird derzeit erneuert, gilt aber auf Basis der bestehenden Lösung als integriert und vertraut, vor allem weil es problemlos in einer bestehenden SAP ERP-Umgebung läuft.
Zu den festen Größen gehört auch der, bereits seit 2000 aktive, französische Anbieter Enablon. Zu den Kunden gehören unter anderem große Konzerne wie Volkswagen oder Beiersdorf. Die Software wird als umfassend und modular bewertet, die Anforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement breiter abdeckt als andere Anbieter. Der britische Anbieter cr360 bietet seine gleichnamige Software seit 2002 an und wird in Deutschland unter anderem von der Otto-Group eingesetzt. Als klar und flexibel wird die Lösung bewertet, die neben einem Basissystem um weitere Spezialmodule ergänzt werden kann. Vom Bodensee kommt der Anbieter CG Controlling, der seit 2014 die Software cii – collect – integrate – improve anbietet. Intelligent und anpassungsfähig ist sie laut Bewertung, unter anderem weil sie Denkweisen aus Controlling und Kostenrechnung gut mit Nachhaltigkeitsaspekten kombinieren kann.
Die Studie „Nachhaltigkeit Managen 2.0“ ist bei brands&values erhältlich.