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Nachhaltige Software – Weniger Belastung für die Umwelt

Im Allgemeinen wird im Zusammenhang mit nachhaltiger, sogenannter „grüner“ Informationstechnologie, an energieeffiziente Hardware gedacht. Dabei hat die Software einen ebenso gewichtigen Einfluss auf den Energieverbrauch. Um die Bedeutung von Software für die Nachhaltigkeit von IT-Systemen herauszuarbeiten, haben Umweltbundesamt und Öko-Institut im vergangenen November ein Fachgespräch veranstaltet. Die Ergebnisse wurden nun in einer Dokumentation veröffentlicht.

Dessau (csr-news) > Im Allgemeinen wird im Zusammenhang mit nachhaltiger, sogenannter „grüner“ Informationstechnologie, an energieeffiziente Hardware gedacht. Dabei hat die Software einen ebenso gewichtigen Einfluss auf den Energieverbrauch. Um die Bedeutung von Software für die Nachhaltigkeit von IT-Systemen herauszuarbeiten, haben Umweltbundesamt und Öko-Institut im vergangenen November ein Fachgespräch veranstaltet. Die Ergebnisse wurden nun in einer Dokumentation veröffentlicht.

Bislang gibt es noch keine einheitliche Definition, was genau unter nachhaltiger Software zu verstehen ist und erst recht keine Standards, die Orientierung bieten würden. Im weitesten Sinne wird unter grüner Software ein Produkt verstanden, dass entlang des gesamten Lebenszyklus die Umwelt wenig belastet und somit ressourcenschonend und energieeffizient ist. Die wichtigsten Stellschrauben sind dabei eine schlanke und effiziente Programmierung sowie ein modularer Aufbau. Grüne Software kann aber auch von der Anwendung her gedacht werden, beispielsweise in dem sie hilft, Energie und Ressourcen einzusparen oder Prozesse zu optimieren, mit denen wiederum Einsparungen möglich sind.

Alle Nachhaltigkeitsaspekte werden berührt

Grundsätzlich, das haben die Fachgespräche gezeigt, berührt Software viele verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit. Entlang ihrer gesamten Lebensdauer, die zu einem großen Teil in der Nutzungsphase liegt, lassen sich sowohl wirtschaftliche wie auch soziale und ökologische Aspekte feststellen. Im Hinblick auf die ökologischen Aspekte, spielt vor allem die enge Verflechtung zwischen Hard- und Software eine wichtige Rolle. Die Erweiterung oder der Austausch von Computern, Servern, Speicher und Netzwerkkomponenten wird in der Regel von Software-Anforderungen getrieben. Ein Aspekt den jeder Computernutzer anhand eigener Erfahrungen belegen kann. In diesem Sinne bedeutet Nachhaltigkeit, eine Software zu entwickeln, die genügsame Anforderungen an die Hardware stellt und somit auch auf älteren oder schlank gestalteten Systemen lauffähig ist. Hinzu kommt der Bauplan der Software als Quelle möglicher Energie- und Ressourceneinsparungen. Je weniger Rechenaufwand nötig ist, um zu dem gleichen Ergebnis zu kommen, umso höher liegen die Einsparungen. Doch nicht immer lässt sich diese Rechnung so einfach aufstellen. Zudem lassen sich bestimmte Operation auch schon von der Hardware erledigen und müssen ein Softwaresystem nicht unnötig belasten. Effiziente Softwareentwicklung benötigt also Wissen über Nachhaltigkeit und setzt noch umfangreiche Forschung voraus.

Open Source Software als Antwort

Zu den wirtschaftlichen Aspekten von Software gehört, dass mit steigender Komplexität von Software die Abhängigkeit von wenigen spezialisierten Software-Unternehmen steigt. Die Folge sind meist hohe Preise, Marktbeherrschung und die Konzentration vertraulicher Daten bei wenigen großen Unternehmen. Der nachhaltige Gegenentwurf dazu lautet Open Source Software. Außerdem kann die Offenlegung von Schnittstellen dazu beitragen, dass auch proprietäre Soft- oder Hardware von firmenfremden Programmierern weiterentwickelt und gepflegt werden kann. Aber Software berührt auch gesellschaftliche Aspekte der Nachhaltigkeit, beispielsweise indem freie Software allen sozialen Gruppen zur Verfügung steht und damit die Chancengleichheit unterstützt oder die Bereitstellung von Informationen und Wissen die Teilhabe an Bildung und Kultur befördert. „Die Nachhaltigkeit einer Software kann daran gemessen werden, inwieweit durch sie solche gesellschaftlichen Aufgaben erfüllt werden“, heißt es dazu in der Dokumentation.

Stärkste Auswirkungen durch systemische Effekte

So stellt sich die Frage, auf welcher Ebene Nachhaltigkeitseffekte von Software stattfinden und wie diese beeinflusst werden können. Direkte Effekte entstehen beispielsweise durch die Inanspruchnahme von Prozessor-Leistung oder bei der Bandbreite der Datenübertragung. Indirekte Effekte entstehen, etwa wenn die Software einen Ausbau der Hardware erfordert oder dazu beiträgt, einen Produktionsprozess zu optimieren. Die stärksten Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit werden allerdings von systemischen Effekten von Software erwartet. Dazu gehören etwa Veränderungen des Konsumverhaltens oder der Arbeitswelt, beispielsweise durch den Einsatz von Heimarbeitsplätzen. Solche Effekte lassen sich jedoch nicht einer bestimmten Software zuordnen, sondern vielmehr Digitalisierung von Lebenswelten.

Hoher Forschungsbedarf

„Um die Nachhaltigkeitseffekte von Software zu analysieren, können grundsätzlich bestehende Methoden angewendet werden“, heißt es in der Dokumentation. Dazu gehören beispielsweise die Ökobilanzierung, das Impact Assessment oder die Produktnachhaltigkeitsanalyse. Allerdings gibt es dabei noch einige methodische Herausforderungen zu überwinden, beispielsweise die Quantifizierung von gesellschaftlichen Nachhaltigkeitseffekten. Als Ausblick sieht die Dokumentation noch erheblichen Forschungsbedarf zum Thema nachhaltiger Software. “Bislang wurden Nachhaltigkeitsaspekte bei Software noch wenig erforscht, weshalb das derzeitige Fehlen an Methoden und Maßstäben an die Anfänge der Ökobilanzierung und der integrierten Produktpolitik erinnern“.

Die Publikation „Dokumentation des Fachgesprächs Nachhaltige Software“ zum Download.

Weitere Publikation zum Thema: „Grüne Software – Ermittlung und Erschließung von Umweltschutzpotenzialen der Informations- und Kommunikationstechnik (Green IT)“


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