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ILO-Studie – Kinderarbeit hat langfristige Folgen

2002 hat die Internationale Arbeitsagentur ILO erstmal den Welttag gegen Kinderarbeit ausgerufen. Seitdem wird in jedem Jahr am 12. Juni auf das nach wie vor bestehende Problem der Kinderarbeit und der Kinderversklavung aufmerksam gemacht. In einer neuen Studie hat die Arbeitsorganisation die langfristigen Folgen der Kinderarbeit für die Betroffenen untersucht. Das fatale Fazit: Kinderarbeit wirkt sich deutlich auf die weitere Erwerbsbiografie aus.

Genf (csr-news) > 2002 hat die Internationale Arbeitsagentur ILO erstmal den Welttag gegen Kinderarbeit ausgerufen. Seitdem wird in jedem Jahr am 12. Juni auf das nach wie vor bestehende Problem der Kinderarbeit und der Kinderversklavung aufmerksam gemacht. In einer neuen Studie hat die Arbeitsorganisation die langfristigen Folgen der Kinderarbeit für die Betroffenen untersucht. Das fatale Fazit: Kinderarbeit wirkt sich deutlich auf die weitere Erwerbsbiografie aus.

Der Report „World Report on Child Labour 2015: Paving the way to decent work for young people“ zeigt, dass sich Kinderarbeit häufig in unbezahlter Familienarbeit und niedrig entlohnten Jobs fortsetzt. Mit einfachen Worten, einmal ausgebeutet, immer ausgebeutet. In zahlreichen ärmeren Ländern verlassen 20 bis 30 Prozent der Kinder bereits im Alter von 15 Jahren die Schule und werden Teil des Arbeitsmarkts. Die Mehrzahl davon war zuvor als Kinderarbeiter eingesetzt. „Der Bericht unterstreicht erneut die Notwendigkeit abgestimmter politischer Ansätze im Kampf gegen Kinderarbeit und für menschenwürdige Arbeitsplätze für Jugendliche“, so ILO-Generaldirektor Guy Ryder. „Schulbesuch und eine gute Ausbildung sind zentral für eine menschenwürdige Zukunft der Kinder. Bildung ist der einzige Weg für Kinder weltweit, grundlegendes Wissen und Fähigkeiten für zukünftiges Lernen zu erwerben. Dies ist nicht zuletzt die Grundlage für das weitere Arbeitsleben und damit die Zukunft unserer Kinder“.

Frühe Kinderarbeit bedeutet meist niedriger Bildungsstand

Der Bericht setzt sich entsprechend mit den beiden zentralen Herausforderungen auseinander. Auf der einen Seite geht es um die Abschaffung der Kinderarbeit und auf der anderen Seite um die Entwicklung einer tragbaren Perspektive für die Kinder, mit der Chance auf eine menschenwürdige Arbeit. In 12 Ländern wurden die Lebensläufe von Kindern untersucht, die in jungen Jahren arbeiten mussten und in der Folge auch die Schule früh verlassen haben. Ein zentrales, wenig überraschendes Ergebnis ist, das frühe Kinderarbeit mit einem niedrigen Bildungsstand verbunden ist. Im späteren Leben bedeutet dies oftmals, keinen Arbeitsplatz zu finden, der grundlegenden Kriterien für menschenwürdige Arbeit standhält. Und die Spirale setzt sich fort, denn frühe Schulabgänger haben deutlich weniger Chancen auf einen sicheren und stabilen Arbeitsplatz und haben ein größeres Risiko aus dem Arbeitsmarkt heraus zu fallen.

Weltweit rund 168 Millionen Kinderarbeiter

Die jüngste Schätzung der ILO geht von 168 Millionen Kinderarbeitern aus, davon 120 Millionen im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. Viele von ihnen arbeiten in risikoreichen und gefährlichen Jobs und erhöhen damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Schule verlassen müssen, bevor sie das Mindestalter zum Erwerbseintritt erreichen. So kommt es, das in vielen Ländern die auch die 15-17jährigen weiterhin unter extremen Bedingungen arbeiten müssen. Um diese Kette zu durchbrechen, empfiehlt der Report eine frühe Intervention zur Vermeidung von Kinderarbeit und eine Sicherstellung des Schulbesuchs. Ebenso sind Maßnahmen notwendig, die den Übergang von der Schule in den Arbeitsmarkt erleichtern. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei rund 47,5 Millionen junger Menschen im Alter von 15-17 Jahren, die eben dieser gefährlichen Arbeit nachgehen. Hier sind Mädchen und junge Frauen in besonderer Weise betroffen. „Nationale politische Ansätze sollten Kinder und junge Menschen von gefährlichen und risikoreichen Arbeitsplätzen fernhalten und – natürlich- Risiken am Arbeitsplatz beseitigen,” so Ryder.

Mehr als 5 Millionen Kinder arbeiten unter sklavenähnlichen Bedingungen

In Genf wird aus Anlass des Welttags gegen Kinderarbeit unter Teilnahme von Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi eine neue Kampagne zur Ratifikation des ILO-Protokolls zur Zwangsarbeit, das von der Internationalen Arbeitskonferenz bereits 2014 angenommen wurde, gestartet. Die ILO schätzt, dass mehr als fünf Millionen Kinder unter sklavenähnliche Bedingungen arbeiten, die große Mehrheit von ihnen besitzt keine grundlegende Schulbildung. Kailash Satyarthi hat im Rahmen der Konferenz zu einem Bewusstseinswandel aufgerufen. „Wenn wir an unsere eigenen Kinder denken, glauben wir, dass sie Doktoren, Ingenieure und Professoren werden – die ganze Welt steht ihnen offen. Aber wenn wir über andere Kinder sprechen, denken wir, ok, das sind arme Kinder, lass‘ sie arbeiten, wir werden ihnen irgendwann helfen. Lassen Sie uns auch diese Kinder wie unsere eigenen Kinder betrachten“.

 

Der ILO-Report „World Report on Child Labour 2015: Paving the way to decent work for young people“ zum Download.


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