Berlin (csr-news) > Erkrankungen durch die Arbeit sind weltweit Ursache Nummer eins von arbeitsbedingten Todesfällen. Ihre Prävention hat nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Unternehmen und ganze Volkswirtschaften höchste Bedeutung. Darauf wies die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) anlässlich des gestrigen Welttags für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz hin.
Mehr als zwei Millionen Menschen auf der Welt sterben laut Erhebungen der ILO jedes Jahr infolge von Erkrankungen am Arbeitsplatz. Dazu kommen 321.000 Arbeitsunfälle mit Todesfolge. Durch Arbeitszeitausfälle und Belastungen für das Versicherungssystem entstehen daraus Kosten in Höhe von vier Prozent des Weltsozialprodukts. Allein in der EU dürften sich die Kosten auf mindestens 145 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. “Investitionen in die Prävention sind für potentiell Betroffene viel besser. Sie sind in jedem Fall effektiver und auch billiger als Ausgaben für Behandlung und Rehabilitationsmaßnahmen”, erklärte die Direktorin der ILO Deutschland, Sabine Baun.
Eine besonders verbreitete Ursache von Berufserkrankungen ist der ILO zufolge Staub. So waren beispielsweise in China von 27.240 gemeldeten Berufserkrankungen 23.812 auf Staubbelastung am Arbeitsplatz zurückzuführen. In Industrieländern sind vor allem Erkrankungen des Bewegungsapparats weit verbreitet: Probleme wie Rückenschmerzen oder Sehnenscheidenentzündungen machen in der EU fast 60 Prozent aller Fälle aus. Doch auch hier gehören nach wie vor auch Staublunge und Asbestose zu den besonders häufig anerkannten Fällen von Berufskrankheiten. Wachsende Aufmerksamkeit erfahren auch stressbedingte Erkrankungen. Psychische Belastungen können starke Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden haben. 2010 hat die ILO erstmals psychische Störungen wie etwa posttraumatische Belastungen in ihre Liste von Berufskrankheiten aufgenommen. Den ILO-Mitgliedsstaaten eröffnet dies die Möglichkeit, solche Erkrankungen als Berufskrankheit anzuerkennen, wenn sich ein direkter Zusammenhang wissenschaftlich belegen lässt.
Ein wichtiger Schritt zu einer besseren Prävention weltweit wäre es nach Einschätzung der ILO, mehr und bessere Daten über Berufskrankheiten zu erheben, um die Probleme und Herausforderungen besser sichtbar zu machen. In vielen Ländern lägen nur Angaben über Arbeitsunfälle vor. Beschäftigte im ländlichen Raum und im informellen Sektor, die meist hohen Risiken ausgesetzt sind, würden von den bestehenden Systemen meist gar nicht erfasst.
Ebenso entscheidend sind gute nationale Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitssysteme mit einer funktionierenden Aufsicht, Präventions- und Informationsprogrammen sowie einer ausreichenden Versicherung. Eine wichtige Rolle kommt hierbei den Sozialpartnern zu. Arbeitgeber stehen in der Pflicht, alles zur Vermeidung von Berufskrankheiten zu tun, etwa durch die Identifikation und Überwachung von Risiken und durch geeignete Vorsorge- und Schutzmaßnahmen. Aber auch Arbeitnehmer sind gefragt, wenn es um das Erkennen von Risiken, um Aufklärung und den sozialen Dialog über geeignete Maßnahmen geht.