Wien (CSR-NEWS) – Wer sich in sozialen Netzwerken auf die Suche nach „Freunden“ macht, sollte seine Hausaufgaben sorgfältig erledigt haben. Er sollte ein guter Zuhörer sein und auch interessante Dinge über sich selbst erzählen können. Er muss Kritik aushalten können und auch den Willen haben, diese konstruktiv umzusetzen. Vor allem sollte er aber Zeit haben, denn Freundschaften die Bestand haben, entstehen nicht von heute auf morgen.
Ein Gastbeitrag von Karin Huber.
Die Überschneidungen und Übereinstimmungen mit den Grundprinzipien der Nachhaltigkeitskommunikation sind auffällig – und trotzdem sehen Unternehmen Social Media mehrheitlich und nahezu noch ausschließlich als verlängerten Arm der Werbe- und PR-Abteilung.
Am Budget kann’s nicht liegen, sind doch Social Media im Vergleich zu anderen Medien besonders günstig. Auch Verbreitung und Monitoring lassen nichts zu wünschen übrig.
Einzig in die Strategie sollte gut und sorgfältig investiert werden. Die Hausaufgaben, wie Ziele, Inhalte, Story-Telling, interne Nutzungsrichtlinien und vor allem die Stakeholder Analyse, müssen gemacht sein, bevor sich ein Unternehmen auf die Suche nach „Freunden“ macht.
Doch warum können dennoch nur wenige Unternehmen mit ihrer Präsenz im Web zu Nachhaltigkeitsthemen tatsächlich punkten?
Wer im Netz mit „Freunden“ in Kontakt tritt, muss authentisch, ehrlich, flexibel, offen und vor allem dialogbereit kommunizieren. Inhalte und Sprache müssen dem Medium und seinen Nutzern entsprechen. Den Stakeholdern so gegenüber zu treten, erfordert Mut – und gerade das stellt oft eine schwierige Entscheidung für Unternehmen dar. Sind sie es doch gewöhnt, monologisch zu kommunizieren und gegen Bezahlung ihre Themen an eine breite Öffentlichkeit zu bringen.
Vielleicht stellt aber auch der Faktor Zeit eine Hürde in der heutigen Zeit dar, wo Ergebnisse schnell auf dem Tisch liegen, evaluiert und weiter verbessert werden müssen? Freundschaft ist immer ein Investment – der ROI ist hier der Return on Involvement und erfordert möglicherweise ungewohnte Kennzahlen und damit ein Umdenken.
Monitoring, Spinning durch bezahlte Blogger und dergleichen zeugt jedenfalls von Unsicherheit und veraltetem Kontrollzwang – und führt, wenn erst einmal aufgedeckt, erst Recht auf direktem Weg zum Imageproblem. Freunde kann man nicht mit Gewalt zu Freunden machen und sie zu kaufen lässt auch keine echten Beziehungen entstehen.
Was für das echte Leben und die darin gelebten persönlichen Beziehungen gilt, gilt auch für Bekanntschaften und Freundschaften in sozialen Netzwerken.
Die im Marketing beliebten und vielfach angewendeten Methoden sich Aufmerksamkeit über Aktionismus, Incentives, Unterhaltung oder Spiele zu verschaffen, sind für Nachhaltigkeitsthemen nicht immer in der gleichen Form übertragbar. Zwar sollten auch diese Inhalte nicht immer bedeutungsschwer und bierernst daher kommen – ein bisschen Leichtigkeit, Humor und ja: Aktionismus, dürfen durchaus sein! Aber auch hier gilt: keine Angst vor „echten“ Inhalten und Diskussionen. Auch ein echter Freundeskreis wird erst durch Vielfalt bunt.