Frankfurt > Nachhaltigkeit bedeutet langfristigen ökonomischen Erfolg aber auch eine Menge Arbeit. Zwei Ergebnisse einer Untersuchung des Deutschen Aktien Instituts (DAI ) in Zusammenarbeit mit dem Sustainable Business Institute (SBI).Von den 714 angeschriebenen Unternehmen haben 86 an der Umfrage „Nachhaltigkeit und Shareholder-Value aus Sicht börsennotierter Unternehmen“ teilgenommen. Darunter 23 DAX-Unternehmen die 50 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des deutschen Aktienmarkts abdecken. Gegenüber der letzten Befragung aus dem Jahr 2003 hat sich das Thema Nachhaltigkeit inzwischen bei nahezu allen Unternehmen durchgesetzt. Für 86 Prozent der Befragten ist Nachhaltigkeit auch für einen langfristigen ökonomischen Erfolg von Bedeutung. „Allerdings sehen viele Unternehmen auch Zielkonflikte zwischen Anforderungen der Nachhaltigkeit und kurzfristigen finanziellen Zielen des Unternehmens“, erläutert Paschen von Flotow, Leiter des SBI. Dennoch strebt mehr als 83 Prozent der DAX-Unternehmen die Aufnahme in einen Nachhaltigkeitsfonds oder –index an.
Die Zahl nachhaltigkeitsbezogener Anfragen an börsennotierte Unternehmen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Während 2003 nur knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen überhaupt Anfragen von nachhaltigkeitsorientierten Rating-Agenturen oder Fondsgesellschaften erhielten, sind es inzwischen fast 90 Prozent. Dabei bestehen allerdings signifikante Unterschiede zwischen DAX- und anderen Unternehmen. Zwischen 20 und 40 Anfragen erreichen die DAX-Unternehmen im Durchschnitt, in Einzelfällen sogar bis zu 100. Viel Arbeit, die sich in den zuständigen Abteilungen bemerkbar macht. Bis zu 10 Tagen pro Jahr nimmt diese Tätigkeit bei den meisten Unternehmen ein, insbesondere bei DAX-Unternehmen erhöht sich diese Zahl aber erheblich und liegt in manchen Fällen sogar bei 100 und mehr Tagen. In der Regel werden diese Anfragen von den IR-Abteilungen alleine oder unterstützend bearbeitet, es folgen die CSR- und Kommunikationsabteilungen. Die Unterstützung durch die Vorstandsebene halten 43 Prozent der Befragten für notwendig, aber nur 16 Prozent sehen diese auch als gegeben an.
Die Studie zeigt, dass Investoren in den Unternehmen Veränderungsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit auslösen können. Flotow: „Dies setzt allerdings eine hohe Qualität der Anfragen und Transparenz bei den Kriterien voraus. In dieser Hinsicht besteht allerdings noch Verbesserungsbedarf“. Die Unternehmen kritisieren die unterschiedliche Qualität der Anfragen sowie die Vielzahl von Varianten zur Abfrage derselben Kriterien und wünschen sich an dieser Stelle einheitlichere Standards. Zudem ist für einen Großteil der Befragten der Bewertungsprozess nicht ausreichend transparent. Rüdiger von Rosen, Leiter des DAI: „Unternehmen können von der Kommunikation mit nachhaltigkeitsorientierten Investoren nur dann profitieren, wenn die Anfragen qualitativ hochwertig sind und der Bewertungsprozess als kompetent und transparent wahrgenommen wird“.
Rosen: „Die Entwicklung des nachhaltigen Investments war bislang vor allem marktgetrieben. Inzwischen ist das Thema Nachhaltigkeit auch von der Politik als Feld für neue Regulierungsaktivitäten entdeckt worden, mit einer gewissen Tendenz zur Überregulierung. Unternehmen dürfen keine Zugeständnisse abverlangt werden, die sie von vornherein nicht erfüllen können. Nachhaltigkeit darf von der Politik nicht für Profilierungszwecke zulasten der Wirtschaft verwendet werden. Nachhaltigkeit darf nicht zu einem Modethema werden“.
Nachhaltigkeit mit langfristigem Erfolg zu vergleichen, ist eventuell nicht die richtige Herangehensweise. Nachhaltigkeit, ist die Grundlage, auf dem irgendetwas langfristiges überhaupt entstehen kann. Ob Erfolg oder Ruhe, Natur oder Immobilie. Was nicht nachhaltig ist, wird langfristig scheitern.