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Zwei Preisverleihungen und drei Verlierer: B.A.U.M. gegen „Rettet den Regenwald“

Die öffentlichen Debatten um eine verantwortungsvolle Unternehmensgestaltung haben eine neue Qualität erreicht: Zwei dem Umweltschutz verpflichtete Vereine stehen gegeneinander. Am Freitag wird der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (kurz B.A.U.M.) seinen Umweltpreis an den Unilever-Chef, Harry J. M. Brouwer, vergeben. Nun wenige Meter entfernt wird der kampagnenorientierte Verein „Rettet den Regenwald“ demselben Unternehmer seinen BAUM-AB-Preis verleihen. CSR NEWS erklärt die Hintergründe.

Hamburg > Die öffentlichen Debatten um eine verantwortungsvolle Unternehmensgestaltung haben eine neue Qualität erreicht: Zwei dem Umweltschutz verpflichtete Vereine stehen gegeneinander. Am Freitag wird der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (kurz B.A.U.M.) seinen B.A.U.M.-Umweltpreis in Hamburg an den Unilever-Chef, Harry J. M. Brouwer, vergeben. Nun wenige Meter entfernt wird der kampagnenorientierte Verein „Rettet den Regenwald“ demselben Unternehmer seinen BAUM-AB-Preis verleihen. B.A.U.M. zeichnet Brouwer aus, weil er die „Nachhaltigkeitsaktivitäten des Konzerns entscheidend geprägt und vorangetrieben“ hat. „Rettet den Regenwald“ verleiht dem Unilever-Chef seinen Anti-Preis „für Beihilfe zur Umweltzerstörung und Missachtung der Menschenrechte in Indonesien“.

Den Anti-Preis für Unilever verbindet Reinhard Behrend, Vorsitzender von „Rettet den Regenwald“, mit heftiger Kritik am Arbeitskreis: „B.A.U.M. ist ein Verein, in dem 500 Wirtschaftsbetriebe sitzen, die sich gegenseitig medienwirksam auf die Schulter klopfen.“ Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management ist eine Umweltinitiative der Wirtschaft, seine Mitglieder erkennen den B.A.U.M.-Ehrenkodex für umweltbewusste Unternehmensführung an. Der Verein bietet Unternehmern eine themenbezogene Zusammenarbeit in seinem Netzwerk an, aber auch die „Mitwirkung bei politischen Gesprächen“ – also Lobbying – sowie die „aktive Medienarbeit von B.A.U.M. über das vorbildliche Engagement seiner Mitgliedsunternehmen“ – das sind PR-Leistungen. Einerseits eröffnet die Zugehörigkeit zu einem solchen Verein den Umwelt- und CSR-Verantwortlichen in Unternehmen Chancen für einen fachlichen Austausch und Argumentationen für die Vertretung ihres Anliegens in ihrem Unternehmen. Andererseits liest sich die Mitgliederliste von B.A.U.M. wie das Who is Who der deutschen Wirtschaft und es darf bezweifelt werden, dass es sich bei allen Mitgliedsunternehmen um Umweltchampions handelt.

Der B.A.U.M.-Vorsitzende Maximilian Gege reagierte auf den Anti-Preis mit einer Presseerklärung, in der er auf die vielen Preisträger aus kleinen und mittleren Unternehmen verweist. Ausgezeichnet würden nicht Unternehmen, sondern Verantwortungsträger in Unternehmen. „Wir verleihen den Preis an Herrn Brouwer, weil wir uns persönlich davon überzeugt haben, dass er das Thema Nachhaltigkeit bei Unilever zur Chefsache gemacht hat“, so Gege.

„Rettet den Regenwald“ hat sich das Unternehmen Unilever ausgesucht, um auf das Problem der Regenwaldzerstörung für die Palmölgewinnung in Indonesien hinzuweisen. Palmöl steckt in vielen Lebensmitteln und Kosmetika. NGOs und Unternehmen unterstützen den Anbau nachhaltigen, nicht Urwald-zerstörenden Palmöls, das auf dem Weltmarkt aber noch lange nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht. Kampagnenorganisationen reduzieren die Komplexität eines solchen Problems, wählen sich ein im Endkundengeschäft tätiges, prominentes Unternehmen und klagen es öffentlich an. Das verschafft ihnen Aufmerksamkeit und zwingt die betroffenen Unternehmen, wiederum Druck auf ihre Zulieferer auszuüben. So hat Greenpeace den Nestlé-Konzern attackiert und dabei den Schokoriegel Kitkat zum Symbol gewählt. „Rettet den Regenwald“-Vorsitzender Behrend über die Preisverleihung an Unilever: „Diese Anerkennung für einen Konzern, der für seinen riesigen Palmölkonsum Naturvernichtung, Gewalt und Vertreibung in Kauf nimmt, ist ein verheerendes Signal an die Öffentlichkeit.“ Das angeprangerte Unternehmen hat sich bereits seit längerem dazu verpflichtet, bis 2015 vollständig auf Palmöl aus nachhaltigem Anbau umzustellen.

Wenn am Freitag zwei Preise verliehen werden, gibt es drei Verlierer: Solche widersprüchliche Signale werden das Nachhaltigkeitsengagement von Unilever nicht stärken, und beide beteiligten Vereine werden der Öffentlichkeit nicht erklären können, worüber sie da streiten. B.A.U.M. darf keinesfalls zuerst eine Lobbying-Organisation sein und „Rettet den Regenwald“ nicht nur ein Kampagnenspezialist, sonst ist beider Glaubwürdigkeit dahin und der Sache einer verantwortungsvollen Unternehmensführung Schaden zugefügt.


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Kommentar

  • Eine Unterscheidung zwischen “Person” und “Unternehmen” ist wenig sinnvoll,wenn es sich um den CEO und nicht irgendeinen Mitarbeiter handelt.
    Unilevers Nachhaltigkeitsleistung ist insgesamt durchschnittlich (Oekom-Research-Rating von C+ auf einer Skala von A+ bis D-).

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