Münster > Mit der Westfleisch-Gruppe hat ein genossenschaftliches Fleischunternehmen mit eigenen Schlachtbetrieben seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt. Über 4.600 Mitglieder bilden die Genossenschaft – darunter viele Landwirte aus der Region. Im Geschäftsjahr 2009 wurden über 6 Millionen Schweine und über 300.000 Rinder geschlachtet. Da erstaunt es nicht, dass sich der Tierschutz als wichtiges Thema in dem Bericht wiederfindet. Aber es überrascht der Hinweis auf die höheren Tierschutzstandards in England.
Artgerechte Produktion besitzt für Westfleisch und seine Genossen eine besondere Bedeutung. Dazu gehören die Gruppenhaltung (‚möglichst‘ heißt es im Bericht), eine strukturierte Umgebung, artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten, ausreichende Bewegungsräume und die bedarfsgerechte Fütterung. Zu kritischen Tierschutzthemen nimmt der Bericht Stellung: Bei der Ferkelkastration ist der Einsatz von Schmerzmitteln vorgeschrieben. Hier sei eine höhere Forschungsintensität erforderlich, um tierschonendere Alternativverfahren zur Vermeidung des Ebergeruchs im Fleisch zu finden, heißt es. Ein anderes kritisches Thema sind die Tiertransporte. Sie werden zu über 60 Prozent von dem Tochterunternehmen Wetralog ausgeführt und ‚in der Regel‘ auf 4 Stunden begrenzt. Wichtig ist die Auszeichnung von Wetralog mit dem QS-Prüfzeichen für Tiertransporteure. In den Kriterien und Verpflichtungen des QS-Prüfsystems sind Anforderungen zum Tier- und Umweltschutz konkretisiert. Vergeben wird das QS-Siegel für Lebensmittel von der QS Qualität und Sicherheit GmbH, einer von den Verbände und Organisationen der Agrar- und Ernährungswirtschaft betriebenen Prüfungsgesellschaft (www.q-s.de).
Westfleisch produziert auch für den britischen und niederländischen Markt, und hier gelten die weiterführenden Vorgaben der britischen Supermarktkette Tesco, die sogenannten ‚Animal-Welfare-Kriterien‘. Diese Kriterien sollen Tiere vor Hunger und Durst, Unbehagen, Leiden, Krankheit und Angst bewahren. Sie sind strenger als die QS-Kriterien, weshalb nicht jeder deutsche Zulieferer von Westfleisch auch für diesen Export produzieren kann. Jedenfalls will Westfleisch den Anteil der nach den Tesco-Kriterien geschlachteten Schweine in diesem Jahr verdoppeln.
Tesco berichtet nach den GRI-Kriterien auf Anwendungsebene B+. Der Bericht wurde durch die SGS-Germany GmbH geprüft und mit Bestätigungsvermerk versehen. Ein interessantes Detail: Westfleisch hat den Carbon Foodprint der Schweinefleischproduktion berechnet und stellt die Ergebnisse dazu in seinem Bericht vor.
Der Nachhaltigkeitsbericht von Westfleisch im Internet:
www.westfleisch.de/unternehmen/nachhaltigkeitsbericht.html
Ein Blick auf die Website der QS Qualität und Sicherheit GmbH lohnt sich jedenfalls: Dort wird transparent und aktuell über die Standards berichtet: http://bit.ly/bmQMhm
Das Foto ist irreführend, die Standards von „QS“ sind nicht mehr als Floskeln, hinter denen sich die ganz normale, leider heutzutage „normale“ Massentierhaltung verbirgt: Spaltenböden.
Das bedeutet: Fast alle Schweine haben Lungenschäden, Atemwegserkrankungen sind „normal“ durch das Einatmen der Güllegase durch die Spalten, MRSA (resiste Bakterien, die auch auf Menschen übergehen) sind verbreitet. Die „Schmerzmittel“ sind vergleichbar einer Aspirin vor einer OP- ohne Narkose!
Es wundert mich daher sehr, dass sie diese grobe Irreführung des Verbrauchers zu veröffentlichen wagen – ich an Ihrer Stelle würde mich schämen.
Es grüßt
Elisabeth Petras
Politischer AK für Tierrechte in Europa (PAKT) e. V.