Berlin > Dass die Olympiade 2008 die Aufmerksamkeit auf die politische Situation in China richten würde, war zu erwarten. Die Ereignisse in Tibet haben zu einem ersten – und sicher nicht letzten – Aufflammen dieser Diskussion geführt. In diesem Zusammenhang fordert Human Right Watch die Olympiasponsoren auf, sich gegenüber der chinesischen Regierung in der Tibetfrage und insgesamt für die Wahrung der Menschenrechte zu engagieren. Sollen und können Wirtschaftskonzerne das leisten? Darüber sprach CSR NEWS mit den CSR-Verantwortlichen von adidas und Coca Cola.
Bereits seit 1928 unterstützt The Coca-Cola Company die Olympische Bewegung. Dazu gehören außer den Olympischen Spielen auch die Paralympics, die Olympischen Spiele körperlich behinderter Menschen, und die Special Olympics, eine Serie kleinerer Wettkämpfe für geistig behinderte Sportler in zahlreichen Ländern. Der aktuelle Vertrag mit dem Internationalen Olympischen Komitee läuft bis ins Jahr 2020. Den olympischen Gedanken der Völkerverständigung und der Gemeinschaft misst Uwe Kleinert, Leiter Corporate Affairs der Coca-Cola GmbH, eine große Bedeutung bei – auch für die Entwicklung der Zivilgesellschaft in China. Unternehmen haben nach seiner Überzeugung in ihrer eigenen wirtschaftlichen Tätigkeit und bei ihren Geschäftspartnern und Franchise-Nehmern auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten. Coca-Cola legt Wert darauf, in den eigenen Unternehmen in China als Good Corporate Citizen zu handeln und investiert in Bildungsprojekte. In Bezug auf den politischen Einfluss würden die Möglichkeiten der Privatwirtschaft überschätzt, betont Kleinert. Unternehmen seien hierzu keine Gesprächspartner der Regierungen, sondern sollten ihren Einfluss durch vorbildliches Verhalten im eigenen Geschäftsbereich nutzen.
Diese Meinung teilt Anne Putz, Head of Corporate PR bei der adidas AG. Die politischen Handlungsoptionen ihres Unternehmens würden überschätzt, im eigenen Kerngeschäft könne man aber auf viele positive Veränderungen während der vergangenen Jahre verweisen. In Bezug auf Arbeitssicherheit, Gesundheit und Umweltschutz habe sich manches zum Besseren verändert, wenn auch noch nicht alles perfekt sei. Hier sind die Großen der Branche gemeinsam engagiert, hier haben sie auch direkten Einfluss, und hier liegt das Engagement von adidas sehr deutlich über dem Niveau des Landes. „Unser Können besteht nicht darin, diplomatische oder politische Krisen zu lösen. adidas ist kein politisches Unternehmen und ich bin kein Politiker. Und wir stellen auch keine Produkte für Regierungen oder gesellschaftliche Systeme her“, hatte dazu Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der adidas AG, am 8. Mai auf der Hauptversammlung seines Unternehmens betont.
Für beide Unternehmen – adidas und Coca-Cola – ist China nicht nur Austragungsort der Olympischen Spiele 2008, sondern zugleich ein sehr wichtiger Absatzmarkt mit einem riesigen Zukunftspotential. Das bietet viele Chancen, durch eine konsequente Orientierung an der Corporate Social Responsibility in China die Selbstorganisation der Gesellschaft zu fördern – wobei dem Engagement im Bildungssektor dabei durchaus eine Schlüsselfunktion zukommen kann.
Zum Thema „CR Aktivitäten im Vorfeld von Olympia“ referiert Anne Putz, adidas, im Rahmen des 4. „Forum EnviComm” am 26. und 27. Mai 2008 in Stuttgart. Weitere Infos dazu unter: http://www.envicomm.org