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Europäischer Umweltbericht – Veränderungen in den Produktions- und Konsumsystemen erforderlich

Manche Baustellen der europäischen Umweltpolitik entwickeln sich positiv, bei anderen scheint es dagegen kaum voranzugehen. Europa muss sich weiterhin einer Reihe andauernder und zunehmender ökologischer Herausforderungen stellen. So lautet das Fazit der Europäischen Umweltagentur EUA in ihrem aktuellen Bericht über die europäische Umweltpolitik der vergangenen fünf Jahre. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, so der Bericht, werden grundlegende Veränderungen in den Produktions- und Konsumsystemen erforderlich sein, denn die sind Hauptursache der ökologischen Probleme.

Kopenhagen (csr-news) > Manche Baustellen der europäischen Umweltpolitik entwickeln sich positiv, bei anderen scheint es dagegen kaum voranzugehen. Europa muss sich weiterhin einer Reihe andauernder und zunehmender ökologischer Herausforderungen stellen. So lautet das Fazit der Europäischen Umweltagentur EUA in ihrem aktuellen Bericht über die europäische Umweltpolitik der vergangenen fünf Jahre. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, so der Bericht, werden grundlegende Veränderungen in den Produktions- und Konsumsystemen erforderlich sein, denn die sind Hauptursache der ökologischen Probleme.

Der SOER 2015 („Die Umwelt in Europa: Zustand und Ausblick 2015“) ist eine integrierte Betrachtung der Umwelt in Europa, stellt aber zugleich länderübergreifende Vergleiche an. Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der EUA: „Unsere Analyse zeigt, dass viele ökologische Herausforderungen in den letzten Jahren erfolgreich mit Hilfe europäischer Maßnahmen bewältigt wurden. Sie zeigt aber auch, dass wir immer noch die natürlichen Systeme schädigen, von denen unser Wohlstand abhängt“. Konkret heißt das, Wasser und Luft sind in Europa heutzutage sauberer, es wird weniger Müll auf Deponien gelagert unter anderem weil insgesamt mehr recycelt wird. Dennoch ist Europa immer noch weit von dem im Siebten Umweltaktionsprogrammen festgelegten Ziel entfernt, ein gutes Leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten bis 2050 zu ermöglichen. Denn, auch wenn der Umgang mit den natürlichen Ressourcen verantwortlicher und effizienter geworden ist, so wird der Bestand insgesamt weiterhin extrem beschädigt. Außerdem würde der Verlust der biologischen Vielfalt ungehindert voranschreiten und neben dem Klimawandel zu den wesentlichsten Bedrohungen gehören. „Das Leben innerhalb der Belastungsgrenzen unseres Planeten ist eine enorme Herausforderung“, so Bruyninckx. Um die europäische Leitidee für 20560 zu realisieren, seien ehrgeizige Maßnahmen nötig, die jedoch auch erhebliche Vorteile mit sich bringen können. Bruyninckx: „Wenn wir das europäische Innovationspotenzial voll ausschöpfen, sind wir besser in der Lage, echte Nachhaltigkeit zu erzielen und in den Bereichen Wissenschaft und Technologie Pionierarbeit zu leisten – wobei neue Branchen und eine gesündere Gesellschaft geschaffen werden.“

Darüber hinaus geht der Bericht auch auf den Bedarf an neuen Ansätzen ein, die die systemische Natur zahlreicher ökologischer Probleme berücksichtigen. So kann beispielsweise Druck von außen, darunter globale Megatrends, bestimmte Maßnahmen und lokale Bemühungen im Bereich Umweltmanagement behindern. Zusätzlich sind viele ökologische Herausforderungen eng mit Produktions- und Konsumsystemen verbunden, von denen zahlreiche Arbeitsplätze und Existenzgrundlagen abhängen. Veränderungen dieser Systeme würden unterschiedliche Kosten und Vorteile mit sich bringen. Verbesserungen der Effizienz werden außerdem häufig durch gesteigerten Konsum zunichte gemacht. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die vollständige Umsetzung aller bestehenden Maßnahmen zwar unabdingbar ist, zum Erreichen der europäischen Leitidee für 2050 jedoch weder die derzeit ergriffenen umweltpolitischen Maßnahmen noch wirtschaftlich und technologisch motivierte Effizienzsteigerungen ausreichen werden. Vielmehr sind Strategien und Ansätze erforderlich, mit denen Belastungen verringert und potenzielle Gefahren vermieden, Ökosysteme wiederhergestellt, sozioökonomische Ungleichheiten korrigiert und eine Anpassung an globale Trends wie Klimawandel und Erschöpfung der natürlichen Ressourcen erreicht werden können. Bruyninckx: „Bis 2050 bleiben uns noch 35 Jahre, um dafür zu sorgen, dass wir auf einem nachhaltigen Planeten leben. Dies mag als ferne Zukunft erscheinen, doch um unser Ziel zu erreichen, müssen wir jetzt handeln. Unsere Maßnahmen und Investitionen müssen noch ehrgeiziger und kohärenter werden. Viele der Entscheidungen, die wir heute treffen, bestimmen, wie wir im Jahr 2050 leben werden.“

 

SOER 2015 – Die Umwelt in Europa: ausgewählte Fakten und Trends

  • Die Süßwasserqualität hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, dennoch wird etwa die Hälfte aller europäischen Binnengewässer mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jahr 2015 keinen „guten ökologischen Zustand“ erreichen.

 

  • Die biologische Vielfalt nimmt immer weiter ab. Der Erhaltungszustand zahlreicher geschützter Arten und Habitate gilt als ungünstig, dies belegen 60 Prozent der Untersuchungen zu geschützten Arten und 77 Prozent der Habitatsuntersuchungen. Europa befindet sich in Bezug auf das Ziel, den Biodiversitätsverlust bis 2020 aufzuhalten, nicht auf Kurs.

 

  • Die biologische Vielfalt in Meeres- und Küstenregionen gibt besonderen Anlass zur Besorgnis. Zu den Belastungen zählen die Schädigung des Meeresbodens, Verschmutzung, invasive gebietsfremde Arten und Versauerung. Die Überfischung im Atlantik und in der Ostsee ist zurückgegangen, im Mittelmeerraum hat sich die Lage jedoch verschlechtert: Im Jahr 2014 waren 91 Prozent der untersuchten Bestände überfischt.

 

  • Trotz einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 45 Prozent seit 1990 sind die Treibhausgasemissionen um 19 Prozent zurückgegangen. Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist rückläufig, ebenso wie die Emissionen einiger Schadstoffe aus Verkehr und Industrie. Allerdings sind die derzeitigen Politikziele nicht ausreichend, um Europa ein Erreichen seiner langfristigen Umweltziele zu ermöglichen, z. B. die Senkung der Treibhausgasemissionen um 80-95 Prozent.

 

  • Luft- und Lärmbelastung verursachen in städtischen Gebieten auch weiterhin ernste gesundheitliche Schäden. Im Jahr 2011 wurden etwa 430 000 vorzeitige Todesfälle in der EU auf Feinstaub zurückgeführt, während die Exposition gegenüber Lärm jährlich mindestens 10 000 vorzeitige Todesfällen aufgrund von Herzerkrankungen bedingt.

 

  • Im Zeitraum 2000-2011 ist der Umweltsektor um mehr als 50 Prozent gewachsen und zählt damit zu den wenigen Sektoren, die seit der Finanzkrise im Jahr 2008 in Bezug auf Einnahmen und Arbeitsplätze einen Aufschwung verzeichnen konnten.

 

Die deutschsprachige Zusammenfassung des SOER 2015 („Die Umwelt in Europa: Zustand und Ausblick 2015“) zum Download.

 

 

 

 


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