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Wachstum für Mittelständler – Ein Muss?

Laut aktuellem Mittelstandsbarometer des Beratungsunternehmens ErnstYoung konzentrieren sich 42 Prozent der mittelständischen Betriebe auf ihr Wachstum. Ist Wachstum tatsächlich notwenig für den unternehmerischen Erfolg? Eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) will es genau wissen und hat dazu ein Forschungsprojekt gestartet. Zweifel sind angebracht, denn es gibt sie, die Postwachstumspioniere.

Berlin (csr-news) > Laut aktuellem Mittelstandsbarometer des Beratungsunternehmens ErnstYoung konzentrieren sich 42 Prozent der mittelständischen Betriebe auf ihr Wachstum. Ist Wachstum tatsächlich notwenig für den unternehmerischen Erfolg? Eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) will es genau wissen und hat dazu ein Forschungsprojekt gestartet. Zweifel sind angebracht, denn es gibt sie, die Postwachstumspioniere.

„Unternehmen müssen wachsen, wenn sie am Markt bestehen wollen – dieses Credo wurde jahrzehntelang nicht hinterfragt“, sagt Jana Gebauer, Wissenschaftlerin am IÖW. „Als Gradmesser für Erfolg gelten dabei vor allem steigende Gewinne, Umsätze und Beschäftigtenzahlen. Für immer mehr Unternehmen ist ein solches Wachstum jedoch nicht möglich – oder sogar nicht gewollt. Uns interessiert: Sehen sich diese Unternehmen dennoch als erfolgreich an? Und wenn ja: Was sind ihre Erfolgskriterien?“ In einer gerade veröffentlichten Pilotstudie geben die Forschenden am IÖW erste Antworten auf diese Fragen. Sie zeigt vielfältige Ansätze von Unternehmen, sich qualitativ zu entwickeln und gesellschaftlich zu wirken, statt allein zahlenmäßig zu wachsen. Die aktuelle Befragung von KMU soll nun erfassen, wie groß der Anteil dieser wachstumsneutralen Unternehmen ist, in welchen Branchen es besonders viele davon gibt und welche Wettbewerbsstrategien sie verfolgen. Sie ermöglicht erstmals eine differenzierte Betrachtung darüber, wie und warum kleine und mittelständische Unternehmen Wachstum anstreben – oder auch nicht.

Erste Indizien kann das Mittelstandsbarometer liefern. Zwar gaben 42 Prozent der Betriebe an, sich in naher Zukunft vor allem auf Wachstum zu konzentrieren, gleichzeitig sagen aber 53 Prozent, dass Stabilität ihr wichtigstes Anliegen ist, während fünf Prozent um ihr Überleben kämpfen. Interessant werden diese Zahlen vor allem dadurch, dass 96 Prozent der mittelständischen Betriebe ihre aktuelle Lage für stabil oder sogar sehr stabil halten. Dennoch lassen diese Zahlen noch keine weiteren Rückschlüsse zu, belegen keine Abkehr von dem, was als Normalfall gilt: Wachstum des Unternehmens. „Dabei sind Unternehmen sowohl Getriebene als auch Treiber dieser Wachstumsorientierung“, schreiben die IÖW-Forscher. Für KMUs gilt genauso wie für Großunternehmen, dass der Konkurrenzdruck einer der wichtigsten Treiber eines Wachstumszwangs ist. Dabei beinhalten Wachstumsstrategien auch Risiken, beispielsweise nachlassende Effizienz oder mögliche ökologische und ethische Probleme. Längst haben sich aber Unternehmen von diesem Wachstumszwang verabschiedet und suchen Wege dennoch erfolgreich zu bestehen. „Permanentes Wirtschaftswachstum ist nicht nur langfristig unrealistisch, es wirft auch erhebliche ökologische und soziale Probleme auf. Deshalb ist es wichtig, nach Alternativen zu suchen. Die sogenannten „wachstumsneutralen Unternehmen“ zeigen, wie es bei gleichzeitiger Existenzsicherung anders geht: Sie orientieren sich nicht vordergründig an wachsenden Umsätzen oder Mitarbeiterzahlen, sondern an Größen wie Arbeits- und Lebensqualität, Ressourceneffizienz und dem ökologischen Nutzen der Produkte und Dienstleistungen. Damit sind sie Vorreiter und gute Beispielgeber für andere Unternehmen“, sagt Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Das Projekt „Postwachstumspioniere“ will nun mittelständischen Unternehmen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie besser mit den ökologischen, sozialen und ökonomischen Grenzen des Wachstums umgehen können. Deshalb hat das IÖW eine Onlinebefragung von kleinen und mittelständischen Unternehmen zum Thema Wachstum gestartet. Neben der Breitenbefragung erarbeitet das Projektteam Fallstudien zu erfolgreichen wachstumsneutralen Unternehmen, die in einer Broschüre zusammengefasst werden. Im Vordergrund steht hierbei die Frage nach den Unternehmensstrategien, aber auch nach persönlichen Motiven, Chancen und Risiken dieser Art der Unternehmensführung. Auf mehreren Tagungen und Workshops, die sich in erster Linie an Wirtschaftsvertreter richten, können die Projektergebnisse diskutiert und auf ihre Übertragbarkeit hin geprüft werden.

 

 

 


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