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Familienunternehmen entwickeln CSR von der Basis her – Interview mit Christiane Underberg

Rheinberg > Gesellschaftliche Verantwortungsübernahme hat in Familienunternehmen und im Mittelstand eine lange Tradition. Anders als in börsennotierten Unternehmen wurde es bisher weniger strategisch – also etwa zur Steigerung des Markenwertes oder zur Risikoabwehr – eingesetzt. Die Semper idem Underberg AG gehört zu den Familienbetrieben, die sich herausragend für das Gemeinwesen engagieren. CSR NEWS sprach mit Christiane Underberg, der Personalverantwortlichen des Unternehmens:

CSR NEWS: Was motiviert Sie zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung?

Christiane Underberg: Zuerst meine Zuneigung zum Menschen. Ich habe Zuhause gelernt, mich für die Lösung menschlicher und gesellschaftlicher Problemen zu engagieren. Diese persönliche Einstellung kann ich in unser Unternehmen einbringen. Weil ich bei Underberg für das Personalwesen zuständig bin, gilt mein Hauptinteresse natürlich den Mitarbeitern. Gemeinsam mit meinem Mann habe ich dafür bereits vor über 25 Jahren Visionen entwickelt. Indem wir Verantwortung für unsere Mitarbeiter übernehmen, entwickeln wir Corporate Social Responsibility sozusagen von der Basis her.

CN: CSR im eigenen Unternehmen und im Umgang mit den Mitarbeitern bedeutet für Sie konkret …

Christiane Underberg: … die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Das Menschenbild des Unternehmers ist dabei entscheidend. Wir sehen den Einzelnen als Person. In Vorstellungsgesprächen erlebe ich Menschen, die sich auf Bindungen und Beziehungen einlassen können und zur Verantwortungsübernahme bereit sind. Andere sind in ihrem Verhalten aus der Situation in Großkonzernen geprägt, eher anonyme Beziehungen gewöhnt und bemüht, ihre Entscheidungen nach allen Seiten abzusichern. Eigenverantwortung und Vertrauen zu fördern ist eine Chance für Familienunternehmen. Dabei muss der Unternehmer mit gutem Beispiel voran gehen.

CN: Underberg übernimmt Verantwortung für seine Mitarbeiter – und auch für die weitere Gesellschaft?

Christiane Underberg: Für Underberg – wie für viele andere Familienunternehmen – gilt, dass Verantwortungsübernahme eine lange Tradition besitzt. Wir engagierten uns schon früh, z.B. für Schwimmbad, Sportplatz und Kirchenfenster. Meine Mitarbeiter und auch ich selbst engagieren sich in Vereinen. Unser Unternehmen ist in seiner Region tief verwurzelt. Supply Chain Management ist ein Teil unternehmerischer Verantwortung, aber nicht der einzige. Ich bin dafür, unternehmerische gesellschaftliche Verantwortung so wenig wie möglich zu formalisieren, damit sie kreativ bleiben kann. In Bezug auf unsere Mitarbeiter bedeutet dies, dass wir ihnen Raum für die eigene Verantwortungsübernahme geben. Aus der katholischen Soziallehre habe ich den Gedanken der Subsidiarität mitgenommen: Was an der Basis gelöst und geleistet werden kann, soll auch dort geschehen. Deshalb schaffen wir Räume für das Mitarbeiterengagement, das in die Gesellschaft hinein wirkt.

CN: Können Sie sich angesichts dieses Engagements noch vor Anfragen retten?

Christiane Underberg: Die Spendenanfragen an Underberg laufen hauptsächlich bei mir ein. Wer soziales Engagement zeigt, der wird natürlich besonders oft angefragt. Das haben wir gerade Weihnachten wieder erlebt. Man muss fokussieren und sich auf das beschränken, was die größte Chance auf Effektivität besitzt. Ich selber engagiere mich zum Beispiel im Denkmalschutz, der Umwelt und im Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung.

CN: Kerngeschäft von Underberg ist das Produkt Alkohol. Was heißt CSR in diesem Zusammenhang für Sie?

Christiane Underberg: Zuerst denke ich dabei wieder an unsere Mitarbeiter. Ich selbst habe etwa Aufklärungsbroschüren zum Umgang mit Alkohol der Lohnabrechnung beigelegt. Gerade bei Suchtgefährdungen geht es um Früherkennung, und deshalb müssen Menschen für Risiken sensibilisiert werden. In den letzten 25 Jahren gab es drei Fälle, in denen Mitarbeiter unseres Unternehmens auffällig wurden. Ich erinnere mich an eine Situation, in der wir unternehmensintern einen Wechsel vornehmen konnten. Der Mitarbeiter konnte es schaffen.

Darüber hinaus ist es eine Bildungsaufgabe, junge Menschen an den Gebrauch gefährlicher Dinge heran zu führen. Das gilt für den Alkohol, aber auch für Autos und Motorräder oder manche Sportart. Für Kinder ist eine gute emotionale Grundlage wichtig. Deshalb bin ich dafür, dass sich Eltern in den ersten Jahren intensiv um ihre Kinder kümmern können. Sicher brauchen wir auch Kinderkrippen – aber nur für Notfälle.

CN: Für wie wichtig halten Sie es, dass ein Unternehmen sein gesellschaftliches Engagement auch kommuniziert?

Christiane Underberg: Heute stehen in der Öffentlichkeit viele Manager am Pranger, die nicht in unserem Sinne mit ihrer Verantwortung umgegangen sind. Das weckt Interesse an Fragen der verantwortlichen Unternehmensführung. Ich habe mich gerade in der letzten Woche mit einer IHK und der Bertelsmann Stiftung auf einer Kick-Off-Veranstaltung zum Thema CSR engagiert. Wir sollten auch über positive Beispiele verantwortlicher Unternehmensführung in der Öffentlichkeit reden und die vielen Möglichkeiten aufzeigen.

CN: Welche besonderen Chancen in der CSR haben Familienunternehmen?

Christiane Underberg: CSR in Familienunternehmen ist von den Personen der Inhaber geprägt und kommt immer aus einem bestimmten Interessengebiet. Da geht es mal um die Natur, den Umweltschutz oder – wie bei mir – die Denkmalpflege. Die Mittelschicht kann hier eine Vielfalt leben, da Kapital und Eigentum gebunden sind. Das Feld ist unendlich breit, und es sollte nicht zu stark formalisiert werden. Das Engagement der Familienunternehmen kann wiederum auch andere dafür begeistern, wo weiteres Engagement gebraucht wird. Familienunternehmer fördern bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt im Einsatz für die gemeinsame Sache. Es ist eine bereichernde und erfreuliche Tätigkeit für die gemeinsamen Ziele sich einzusetzen.

CN: Besten Dank!

CSR in Familienunternehmen und Mittelstand wird auch Thema der ARENA für NACHHALTIGKEIT sein, die vom 14. bis 16. Februar im Bio-Seehotel Zeulenroda stattfindet.
Weitere Infos: http://csr-news.net/main/2008/01/31/arena-fur-nachhaltigkeit/


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