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Mitbestimmung führt zu mehr Verantwortung

Betriebsräten und Gewerkschaften ist das Thema CSR meist noch sehr suspekt. Ihr Ansatz der gesetzlich geregelten Mitbestimmung scheint sich nicht mit der Freiwilligkeit von CSR zu vertragen. Tatsächlich können beide Bereiche voneinander profitieren, so das Fazit einer Untersuchung an der Universität Bremen. Eine starke Mitbestimmungskultur kann zu glaubwürdigeren CSR-Strategien führen.

Bremen (csr-news) > Betriebsräten und Gewerkschaften ist das Thema CSR meist noch sehr suspekt. Ihr Ansatz der gesetzlich geregelten Mitbestimmung scheint sich nicht mit der Freiwilligkeit von CSR zu vertragen. Tatsächlich können beide Bereiche voneinander profitieren, so das Fazit einer Untersuchung an der Universität Bremen. Eine starke Mitbestimmungskultur kann zu glaubwürdigeren CSR-Strategien führen.

In dreizehn Fallstudien großer Unternehmen haben Beate Zimpelmann und Dirk Wassermann vom Institut Glokal der Universität Bremen das Zusammenspiel von Unternehmensleitung, Betriebsräten und NGOs untersucht. Damit wird zugleich deutlich, das Thema Mitbestimmung und CSR bedarf eines dritten Akteurs. Der Druck auf Unternehmen wird heute wesentlich von Stakeholdern, meist NGOs, ausgeübt. Für Arbeitnehmervertretungen ergibt sich daraus u.a. die Empfehlung, bilaterale Kooperationen mit NGOs zu suchen und zu nutzen. Denn, so die Autoren, NGOs und Betriebsräte sind keineswegs automatisch Verbündete. Ein Grund ist der oft vorherrschende Blick der Arbeitnehmervertreter auf ihre klassischen Aufgaben. Sie konzentrieren sich auf interne und soziale Aspekte der Unternehmensverantwortung. Der externe Blick und vor allem ökologische Aspekte überlassen sie meist den NGOs. Diese stehen dann eher im kritischen Dialog mit dem Management, denn auf Geschäftsleitungsebene herrscht die externe Sicht vor. Dabei zeigt die Untersuchung eindeutig einen positiven Zusammenhang zwischen Mitbestimmung und CSR. Vor allem wird die weitverbreitete Annahme widerlegt, CSR konterkariere die Mitbestimmung. Noch immer ist der Standpunkt des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus dem Jahre 2009 Konsens unter Gewerkschaftsvertretern und Betriebsräten. Darin wird für eine kritische Haltung gegenüber CSR-Anstrengungen geworben. Es heißt: „Für den praktischen Umgang mit CSR-Konzepten zeichnen sich Risiken und Chancen für Arbeitnehmervertreter ab. Die Risiken liegen insbesondere darin, dass von Arbeitgeberseite freiwillige Selbstverpflichtungen als Argument gegen die Notwendigkeit betrieblicher Vereinbarungen genutzt werden könnten. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Arbeitnehmervertreterinnen und Arbeitnehmervertreter in ein möglicherweise nur zu PR-Zwecken aufgelegtes CSR-Konzept eingebunden werden, auf das sie keinen signifikanten Einfluss haben“. Dennoch sollen sich Betriebsräte in die CSR-Politik ihres Unternehmens einmischen, die Frage ist nur „Wie“. Die empirischen Ergebnisse der Glokal-Untersuchung belegen auch eindeutig, CSR als Ersatz für Mitbestimmung ist kein Thema. Vielmehr gilt: „Mitbestimmung ist in Deutschland eine Basis für CSR – nicht umgekehrt“. Selbst in Unternehmen mit nur schwachen Betriebsräten konnten die Autoren eine Stärkung des CSR Themas beobachten. Vor allem in Unternehmen mit einer stark strategisch orientierten CSR-Politik konnten sich Betriebsräte auf Augenhöhe mit der Geschäftsführung behaupten. Sie geben oftmals die Hinweise auf Missstände, die dann gemeinsam strategisch gelöst werden. „In diesem beiderseits anerkannten Synergiepotenzial wird Mitbestimmung von beiden Sozialpartnern auch als Mitverantwortung verstanden, deren Geist über die klassische Mitbestimmung in die freiwillige CSR hinüberführt“. In diesen Unternehmen nutzen Betriebsräte ihre gesetzlich gegebenen und darüber hinausgehenden Mitwirkungsmöglichkeiten im Unternehmen zum Einsatz und zur Weiterentwicklung von CSR im Sinne der Beschäftigten und der gemeinsamen Unternehmensverantwortung.

Die Untersuchung „Mitbestimmung und Nachhaltigkeit – Widerspruch oder Chance“ enthält u.a. Unternehmensbeispiele von Fraport, RWE und Volkswagen. Sie wurde von der Hans-Böckler-Stiftung in der Reihe edition-sigma veröffentlicht.


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