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Corona-Pandemie fordert schnelle Lieferketten-Entscheidungen

Reproductive Health Supplies Coalition auf Unsplash

Über das Nachhaltigkeitsmanagement in Krisenzeiten berichtet Tanja Reilly von EcoVadis.

Düsseldorf (csr-news) – Die Beschränkungen als Reaktion auf die Corona-Pandemie stellen Unternehmen vor große Herausforderungen: Lieferanten fallen weg und müssen umgehend ersetzt werden. Onsite-Besuche sind nicht möglich. Deshalb gehen manche Unternehmen im Blick auf die Überprüfung von Nachhaltigkeitsstandards ihrer neuen Zulieferer neue Wege. Tanja Reilly, Business Development Manager für die D-A-CH-Region bei EcoVadis, beobachtet: „Derzeit erleben wir eine stark reaktive Phase. Unternehmen müssen aufpassen, dass ihnen Entscheidungen später nicht auf die Füße fallen.“ Einkäufer seien aktuell dem Druck ausgesetzt, Lieferantenausfälle und Kapazitätsreduzierungen durch neue Lieferanten oder Kapazitätsteigerungen bei bestehenden Lieferanten abzufedern.

Tanja Reilly (Foto: privat)

Die aus Frankreich stammende EcoVadis SAS ist ein weltweit tätiger Anbieter von Nachhaltigkeitsratings für globale Lieferketten und seit fünf Jahren mit einer Zweigstelle in Deutschland vertreten. Wie Reilly weiter berichtet, stehen aktuell bei vielen Unternehmen neben der Unterbrechungsfreiheit der Lieferkette die Themen Mitarbeitersicherheit und Menschenrechte im Fokus. Für manche werde die geringe Visibilität von Lieferanten bei Einkaufsentscheidungen zum Problem: Wenn etwa nur die Tier1-Lieferanten für den Einkäufer sichtbar seien, könne es zu einem zeitgleichen Ausfall mehrerer Lieferanten aus der ersten Reihe kommen, weil diese alle auf denselben Tier2-Lieferanten angewiesen seien, so Reilly.

360-Grad-Sicht auf Lieferanten

Als Problem stelle sich für manche Unternehmen nun auch dar, dass sie zwar Lieferantenbögen verschickt und deren Rücklauf kontrolliert hätten, die darin enthaltenen Daten aber nicht ausgewertet worden seien. Reilly: „Nur wenn Lieferantenangaben digitalisiert und damit in Echtzeit verfügbar gemacht werden, sind sie für eine Risikobewertung nutzbar.“

Im Risikomanagement gehe es nicht nur um die Ausfallsicherheit von Lieferanten, sondern um eine 360-Grad-Sicht. „Die aktuellen politischen Diskussionen um die Förderung der Wirtschaft nach der Corona-Krise zeigen, dass Nachhaltigkeitskriterien ein neues Gewicht erhalten.“ Reilly weiter: „Darin liegt für europäische Unternehmen eine große Chance, sich neu aufzustellen und den auf internationalen Märkten verspielten Vorsprung aufzuholen.“

Digitale Plattformen als Informationsquelle

Das Ratingverfahren von EcoVadis funktioniert nahezu vollständig digital: Zunächst werden mit einem Fragebogen relevante Eckdaten der Lieferanten erhoben, etwa Branche, Unternehmensgröße und Region. Daraus wird ermittelt, welche Nachweise und Zertifikate durch den Lieferanten auf eine digitale Plattform hochzuladen sind. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Management-Systemen. Über 60.000 Lieferanten sind derzeit bei EcoVadis verzeichnet, rund 450 internationale Konzerne und große Mittelständler nutzen die dort verfügbaren Informationen und Ratings zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung in ihren Lieferketten. Die Kunden kommen aus fast allen Branchen; besonders stark vertreten ist die Chemie. „Auch bei uns arbeiten Mitarbeiter weltweit aktuell im Homeoffice“, sagt Reilly. „Unser digitales Geschäftsmodell wird daher durch die aktuelle Situation nicht beeinträchtigt und auch Datensicherheit ist natürlich weiter gewährleistet.“

Zur Gesundheitsförderung für die eigenen Mitarbeiter im Homeoffice hat EcoVadis externe Hotlines eingerichtet und bietet u.a. psychologische Hilfe in Stresssituationen. „Die Eigendynamik in unseren regionalen Teams ist hoch“, sagt Reilly. „Manche Mitarbeiter-Teams werden kreativ und starten etwa ein Funding für andere Organisationen, organisieren virtuelle Konzerte, Yoga-Sessions und vieles mehr. Es gibt einen tollen Team-Spirit länderübergreifend.“ Weltweit sind über 650 Mitarbeiter für das Ratingunternehmen tätig.


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