34.CSR-MAGAZIN Digitalwirtschaft

Serverlandschaften für das Mailen und Streamen

Serverraum (Foto: Kewl auf Pixabay)

CO2-Emissionen: Digitalisierung braucht eine Sensibilisierungskampagne zu den Klimafolgen

München (csr-magazin) – Weltweit will Handicap International die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung verbessern. Mit Thomas Schiffelmann, der das Marketing der gemeinnützigen Organisation leitet, sprach Achim Halfmann über Auswirkungen der Digitalisierung.

CSR MAGAZIN: Woran denken Sie als Verantwortlicher einer Hilfsorganisation beim Thema „Digitalisierung“?

Thomas Schiffelmann (Foto: privat)

Thomas Schiffelmann: Ich frage mich: Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf den Klimawandel und dem entsprechend auf die humanitäre Hilfe? Ressourcenknappheit im Kambodscha und Verteilungskämpfe um Wasser, Wirbelstürme in Mozambique und im deutschen Bocholt sind Auswirkungen einer Klimaerwärmung, die – vereinfacht dargestellt – durch CO2-Freisetzung verursacht wird. Das Konsumverhalten des Menschen ist für Klimawandel und Klimaopfer in Südostasien und Afrika verantwortlich.

Aber trägt Digitalisierung nicht zu einem reduzierten CO2-Ausstoß bei?

Dass wir uns immerzu über Apps unterhalten und ständig in der Cloud unterwegs sind, fördert den CO2-Ausstoß. Es werden Serverlandschaften gebaut, die enorm viel Energie verbrauchen, damit wir mailen und streamen können.

Digitalisierung ist per se schlecht für den Menschen: Eine ständige Reizüberflutung fördert Burnouts.

Wir brauchen eine Sensibilisierungskampagne dafür, dass Digitalisierung klimafreundlich gestaltet und genutzt wird.

Verzichten lässt sich auf digitale Medien nicht: Auch wir können Hilfsprogramme nur umsetzen, wenn wir mit bestimmten Versionen einer Hard- und Software arbeiten und mit anderen NGOs kommunizieren und in der Cloud kooperieren können. Zum achtsamen Umgang mit Hard- und Software haben wir einen internen Workshop gestaltet.

Was sollten wir also tun?

Lassen Sie mich zuerst feststellen: Es ist nicht damit getan, dass wir als Hilfsorganisationen die Folgen unseres Konsumverhaltens leicht mindern. Wir leben im absoluten Wohlstand und müssen umdenken lernen.

Gerade durch das Internet und die Social Media entsteht eine weltweite Transparenz: Wenn jeder postet, wie schön er es im Urlaub hatte, fördert das Neid und Verteilungskämpfe. Menschen in Asien wollen diesen Wohlstand auch erleben – Klimaauswirkungen hin oder her. Und übrigens klafft die Schere zwischen arm und reich auch in Deutschland immer weiter auseinander.

Wir brauchen ein anderes Wirtschaftssystem, ein globales Umdenken. Sonst werden wir in wenigen Jahren noch massivere Probleme erleben.

Sehen Sie ein solches Umdenken nicht bereits: Viele Flugreisende kompensieren ihren CO2-Verbrauch?

Was an CO2-Kompensation passieren soll, ist ein absolutes Feigenblatt und rechtfertigt unseren Konsum. Es gibt aber nur eine Lösung: Verzicht. Mich frustriert, dass die Politik es nicht schafft, in Deutschland ein Klimaabkommen zu schnüren, dass uns eine Klimaneutralität bis 2030 bringt.

Hoffnung setze ich auf die Generation Z: Diese jungen Leute werden schon in der Grundschule sensibilisiert und werden vielleicht einen Lebensstil ohne Auto, Handy und Urlaubsfernreise entwickeln.

Vielen Dank für das Gespräch!

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