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Auf der Suche nach ethischer Orientierung

Taylor Vick auf Unsplash

Die Unternehmensinitiative „Charta digitale Vernetzung“ setzt sich für Corporate Digital Responsibility ein.

Digitalisierung und Datafizierung revolutionieren die Infrastruktur unserer Gesellschaft. Sie erneuern und verändern die technologischen Grundlagen der Kommunikations- und Arbeitswelt.

Von Matthias Schmidt

Entsprechend tiefgreifend wandeln sich auch unser Wirtschafts-, Gesundheits- und Bildungssystem – und damit unsere Vorstellungen von Entwicklung, Fortschritt, Wohlstand und Sicherheit. Daraus ergibt sich eine Herausforderung an die Ethik und die Frage nach der Verantwortung unter den Bedingungen der Digitalisierung. Diesen Befund findet man im „Kompass: Künstliche Intelligenz“, einem Impulspapier der Charta Digitale Vernetzung, die sich für eine verantwortungsbewusste Mitgestaltung der digitalen Gesellschaft und Wirtschaft einsetzt und den kritischen Diskurs fördert.

Zehn Grundsätze

Die Unternehmensinitiative hat zehn Grundsätze formuliert, die ein gemeinsames Verständnis für den Weg in die digitale Gesellschaft ausdrücken. An ihnen sollen sich die Unterzeichner bei ihren unternehmerischen Entscheidungen in digitalen Kontexten orientieren. Dass dabei technologische Themen wie der Umgang mit Daten, der Zugang zur digitalen Vernetzung oder der Einsatz für interoperationale und globale Lösungen digitaler Technologien auf der Agenda stehen, dürfte wenig verwundern. Internationale Kooperationen für Cybersicherheit, die Entwicklung einfacher und kostenloser Möglichkeiten zur Verschlüsselung von E-Mails für alle oder die Vereinfachung von oftmals unverständlichen Datenschutzerklärungen sind Maßnahmen, mit denen beispielsweise der Telekommunikationsdienstleister Deutsche Telekom auf die Forderungen der Charta einzahlt.

Smart Cities sind ein weiteres aktuelles Thema, mit dem sich die Mitglieder der Charta befassen. Konkrete Anwendungsfälle sind beispielsweise intelligente vernetzte Mobilitätslösungen, bei denen per App über smarte digitale Wegweiser das günstige und schnellste Verkehrsmittel gewählt werden kann. Das soll Zeit und Geld sparen und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ähnliches gilt für smarte Lösungen in der Abfallwirtschaft, bei der Sensoren den Füllstand von Mülltonnen melden und die Wege der Müllfahrzeuge optimieren.

Freiheit und Verantwortung

Die Grundsätze adressieren Themen, die über die primär technologische Seite der Digitalisierung hinausgehen. So finden sich darin grundlegend ethisch konnotierte Begriffe wie Freiheit und Verantwortung. Auch Dialog und Wohlstand sind gefordert. Damit sollen sowohl der Standort Deutschland als auch die Lebensbedingungen der Menschen insgesamt verbessert werden. Mit der digitalen Bereitstellung der wichtigsten und neuesten wissenschaftlichen Informationen auf dem Gebiet der Gesundheitswissenschaften für Forscher in mehr als hundert Entwicklungsländern folgt beispielsweise der Spezialverlag Elsevier diesen Grundsätzen der Charta. Die Unterstützung von Initiativen auf der ganzen Welt, die Menschen befähigen sollen, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden und Informationen bewerten zu können, hat ebenfalls einen primär gesellschaftsbezogenen Charakter.

Mit ihrer Kompass-Reihe bringt sich die Charta in grundlegende gesellschaftspolitische Diskussionen ein. Aktuell befasst sich die transdisziplinäre Arbeitsgruppe „DBR – Digital Bill of Rights“ mit den Grundrechten im Kontext der Digitalisierung: Wie sollen beispielsweise das allgemeine Persönlichkeitsrecht und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung im digitalen Zeitalter verstanden und geschützt werden? Welche ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen ermöglichen eine nachhaltige Koevolution von Gesellschaft, Ökologie und Wirtschaft? Das sind nur zwei der leitenden Fragefelder, die den öffentlichen Diskurs der digitalen Gesellschaft noch eine Weile beschäftigen dürften.

Die Charta im Internet: https://charta-digitale-vernetzung.de/

Prof. Dr. Matthias Schmidt ist Mitglied im Lenkungsausschuss „Kompass: Digital Bill of Rights“ der Charta digitale Vernetzung e.V. und Mitautor des „Kompass: Künstliche Intelligenz“; Geschäftsführer des IWU Berlin sowie Professor für Unternehmensführung/Unternehmensethik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. www.matthiasschmidt.berlin


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