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Conscious Capitalism: Verantwortungsbewusstsein im Zentrum

Dr. Susanne Veldung (Foto: privat)

Eine Tagung stellt das Konzept in Berlin vor. CSR NEWS sprach mit einer Gastgeberin.

Nürnberg (csr-news) – Das Stichwort Conscious Capitalism taucht in den deutschen CSR-Debatten selten auf. Das wollen die Veranstalter der „Conscious Capitalism Europa Konferenz“ am 23. September in Berlin ändern. CSR NEWS fragte Susanne Veldung aus dem Gastgeberteam der Konferenz nach dem Konzept und dessen Bedeutung für Unternehmen.

CSR NEWS: Conscious Capitalism – wie passen diese gegensätzlichen Begriffe zusammen?

Dr. Susanne Veldung: Diese Begriffe schließlich sich nicht unbedingt aus, wie sich auf den ersten Blick vermuten lässt. In der Rückschau hat der Kapitalismus als Wirtschaftsform entscheidend zur Wohlstandssteigerung beigetragen. Die damit verbundene Wertschöpfung entsteht jedoch erst, wenn soziale Kooperation in einem freiheitlichen Sinne möglich wird. Dann sind auch Unternehmen in der Lage, einen positiven Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten. Denn wenn die Unternehmensverantwortlichen mit Verantwortungsbewusstsein agieren, berücksichtigen sie die Interessen ihrer involvierten Stakeholder, die überhaupt erst die Wertschöpfung ermöglichen. John Mackey und Raj Sisodia – die beiden Initiatoren des Konzepts – fassen diese Gedanken wie folgt zusammen: “Business is good because it creates value, it is ethical because it is based on voluntary exchange, it is noble because it can elevate our existence, and it is heroic because it lifts people out of poverty and creates prosperity.“

In Amerika wurde der Begriff Conscious Capitalism eine Zeitlang politisch gehyped – dann wurde es still. Woran lag das?

Politik und Regierungen sind ebenso wichtige Stakeholder-Gruppen, damit die holistische Unternehmensphilosophie des Conscious Capitalism funktionieren kann. Regierungen sollen nach Mackey und Sisodia sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen, in denen das Gemeinwohl gefördert, aber auch gleichzeitig die individuelle Freiheit gewahrt wird. Hierbei ist jedoch eine ausgewogene Balance vonnöten. In den USA sind jedoch z.T. Spannungen hinsichtlich dieser Balance zu beobachten, wozu sich auch John Mackey zu bestimmten Aspekten geäußert hat. Deshalb war auch sein Ansatz Teil der Diskussion.

Wer steckt in dem weltweiten Netzwerk rund um Conscious Capitalism?

Mittlerweile hat sich eine weltweite Gemeinschaft um das Conscious-Capitalism-Konzept gebildet. Mit den USA als Ausgangspunkt haben sich in einigen Ländern sog. Chapters oder Communities geformt, wobei die Non-Profit-Organisation Conscious Capitalism, Inc. (CCI) Unterstützung bei der Initiierung und dem Bestand leistet. Dabei sind die Angebote sehr facettenreich – von Konferenzen über Workshops hin zu einer Online-Plattform – und werden von den Gruppen selbst zusammengestellt. In den Gruppen finden sich Unternehmerinnen, Unternehmensvertreterinnen, Wissenschaftlerinnen und weitere Interessierte zusammen.

Welche Impulse können Unternehmen vom Konzept des Conscious Capitalism erwarten?

Mit dem Conscious Capitalism erhalten Unternehmen Anregungen, wie in der gesamten Organisation Verantwortungsbewusstsein in das Zentrum rückt werden kann. Anhand der vier Säulen Higher Purpose, Stakeholder Orientation, Conscious Leadership und Conscious Culture werden hierfür praxisnahe Prinzipien und Anregungen präsentiert, die sich anhand von zahlreichen Beispielen aus der Unternehmenswelt belegen lassen. Unternehmen können somit voneinander lernen oder Ideen von Best-Practice-Beispielen erhalten. Dies gilt für Unternehmen aus jeder Branche, mit verschiedener Größe und unterschiedlichem Alter, da es sich um einen universellen Ansatz handelt. Innerhalb der vier übergeordneten Säulen wird jedoch auch die individuelle Ausgestaltung durch die Unternehmen fördert.

Am 23. September findet in Berlin die Europakonferenz zum Conscious Capitalism statt. Was können Teilnehmer davon erleben?

Auch in Deutschland hat sich eine Gruppe Interessierter und Engagierter zusammengefunden. Der Ausgangspunkt hierfür war die erste Conscious Capitalism European Conference in Barcelona 2018. Hier haben sich die deutschen Vertreter*innen zusammengefunden und sind in Kontakt geblieben. Nach monatlichen moderierten Calls für die DACH-Region hat sich die Fortführung des Konferenzgedankens auf europäischer Ebene herauskristallisiert. Somit findet dieses Jahr die zweite Konferenz am 23. September in Berlin mit inspirierenden Vorträgen und interaktiven Workshops statt. Zusätzlich gibt es ein Rahmenprogramm zum Austauschen und Netzwerken am 22. und 24. September. Dafür konnten spannende und inspirierende Top-Sprecher*innen aus unterschiedlichen Feldern gewonnen werden, u.a. auch John Mackey und Raj Sisodia. Somit können die Teilnehmenden Inspiration für ihr Unternehmen oder ihre Tätigkeit mitnehmen und von den Erfahrungen anderer lernen.

Das Stichwort “Conscious Capitalism” aus CSR-Wissen

Weitere Infos zur Konferenz: https://europeanconference.consciouscapitalism.org/de/

Dr. Susanne Veldung ist Project Manager / Consultant bei einer strategischen Markenberatung in Nürnberg und wurde 2019 mit dem 3. Preis des Roman Herzog Forschungspreises Soziale Marktwirtschaft für die Dissertation “Conscious Capitalism – Verantwortungsbewusste Unternehmens- und Markenführung. Eine konzeptionelle, praktische, theoretische und empirische Untersuchung” ausgezeichnet.


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