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Automobilindustrie: Anstand reicht nicht

Foto: Simon auf Pixabay

Persönliche Integrität ersetzt kein Integritätsmanagement.

Hagen (csr-news) – “VW muss anständiger werden!” Das forderte VW-Chef Herbert Diess auf der Hauptversammlung seines Konzerns im Mai in Berlin. Dazu meint der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Jürgen Weibler von der Universität Hagen: „Wer nur anständiger werden will, weil er damit dauerhaft erfolgreicher sein möchte, wird nicht wirklich anständiger, sondern kalkuliert nur anders.“

Weibler schreibt weiter in einem Kommentar für das Manager Magazin, es seien Strukturen und Kulturen, die Mitarbeiter zur Missachtung gesetzlicher Maßgaben verleiteten. Für solche Kulturen und Strukturen trage insbesondere das oberste Management als machtvollste Gruppe im Unternehmen Verantwortung.

Integrität entscheide über den Umgang mit Versuchungen. „Sie kommt in Situationen zum Tragen, in denen alles darauf hindeutet, dass ‚unanständiges‘ Verhalten (auch langfristig) materiell erfolgversprechender ist als ‚anständiges‘“, so Weibler in dem Kommentar. Wer als Vorstand oder Geschäftsführer das Thema Integrität ernst nehme, der müsse Arbeitsbedingungen schaffen, die Arbeitnehmer in ihrer moralischen Festigkeit unterstützen.

„Integres Management bedingt also Mut. Mut zum Gewinnverzicht, zum Beispiel die Abkehr vom Gewinnmaximum dort, wo es uns moralisch geboten erscheint.“ Denn es seien renditefixierte Strukturen mit kurzfristigem Fokus, die ethische Verwerfungen innerhalb von Unternehmen förderten. Unternehmen sollten ein Integritätsmanagement bestmöglich etablieren und solche Strukturen zu überwinden suchen.

VW will laut übereinstimmender Medienberichte mit einem Projekt „Together4Integrity“ die Compliance stärken und einen Kulturwandel voranbringen.

Der Kommentar im Manager Magazin (online)


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