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Thema Nachhaltigkeit bei Hochschulen besonders beliebt

Eignen sich Bezüge auf gesellschaftlich relevante Themen, um das besondere Profil und die Stärken einer Hochschule allgemeinverständlich zu beschreiben? Dieser Frage ist das CHE Centrum für Hochschulentwicklung im Rahmen einer Studie nachgegangen.

Gütersloh (csr-news) > In Deutschland gibt es aktuell mehr als 400 Hochschulen mit zum Teil sehr unterschiedlicher Ausrichtung, was Forschung oder Lehre angeht. Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung stellt in einer aktuellen Studie fest, dass die Hochschulen bei der Selbstbeschreibung in Leitbildtexten nahezu flächendeckend mit ähnlichen Begrifflichkeiten operieren. Ulrich Müller, Leiter politische Analysen beim CHE, erläutert: „Wenn sich alle Hochschulen als modern, innovativ und flexibel beschreiben, verpufft natürlich das individuelle Ziel der Profilschärfung. Leitbilder, die ausschließlich das Phrasenschwein bedienen, stellen nicht auf Unterschiede zwischen den Hochschulen ab und sind in der Außenkommunikation entsprechend wertlos.“

Um ihr jeweiliges individuelles Profil konturierend kommunizieren zu können, greifen Hochschulen daher zunehmend auf Themen zurück. Dies geschieht etwa im Namen („Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde“) als Motto einer Hochschule („Die Ressourcenuniversität“, „Die Universität der Informationsgesellschaft“) oder in Leitbildern der Einrichtung („umweltbezogene Bildung und Forschung“). Eine Analyse des CHE zeigt Muster auf, wie Themen zur Profilbildung eingesetzt werden.

Im Idealfall funktioniert ein solches Thema als roter Faden, der sich durch sämtliche Bereiche der Hochschule, von einzelnen Forschungsprojekten, inhaltlichen und didaktischen Schwerpunkten in der Lehre bis hin zur Personalauswahl, zieht. Das Ergebnis der CHE-Analyse zeigt: Nur sehr wenige Hochschulen in Deutschland nutzen solch eine konsequente und stringente „horizontale Themenkommunikation“. Diese verdeutlicht in Form einer „Story“, welche Beiträge Forschung und Lehre zur Bearbeitung gesellschaftlicher Alltagsprobleme in bestimmten Handlungsfelder, also zu gesellschaftlichen Themen, leisten.

Ungefähr ein Fünftel der Hochschulen nutzt allerdings eine „vertikale Themenkommunikation“. Diese Hochschulen fassen dabei Gegenstände oder Inhalte von Forschung und Lehre zu thematisch aufgeladenen Oberbegriffen wie z.B. Mensch, Natur, Umwelt zusammen – diese adressieren allerdings eher diffus gesellschaftliche Problem- und Handlungsfelder und werden eben nicht in ein übergreifendes Narrativ eingebettet.

Das Themenfeld „Nachhaltigkeit“ scheint sich besonders für die Profilbeschreibung von Hochschulen zu eignen. Es taucht mit 21 Nennungen am häufigsten in den Profildokumenten der untersuchten 399 Hochschulen auf. Häufiger genannt wurden ebenfalls Themen wie Menschenrechte, Globalisierung oder Digitalisierung.

Einen weiteren bemerkenswerten Punkt bei den 74 Hochschulen mit vertikaler Profilkommunikation stellt Thimo von Stuckrad heraus. „Kleineren Hochschulen fällt es leichter, ihre Aktivitäten mit einem thematischen Schlagwort zu beschreiben. Größere Hochschulen müssen auf recht abstrakte Begrifflichkeiten ausweichen – oder priorisieren und wesentliche, prägende Aspekte in der Kommunikation nach vorne rücken“, rät der Hauptautor der Studie.

Die Bemühungen der Hochschulen, ihre Aktivitäten auch in Alltagssprache verständlich zu kommunizieren und damit zu legitimieren, sind klar erkennbar. Thimo von Stuckrad: „Wissenschaftliche Schwerpunkte über eine Bindung an Alltagsphänomene zu kommunizieren, ist ein Schritt heraus aus dem Elfenbeinturm. Dieser Ansatz schafft gesellschaftliche und politische Akzeptanz für Forschung und Lehre, da er einen Alltagsbezug herstellt und die wesentlichsten Betätigungsfelder so auch ohne profundes wissenschaftliches Wissen verstanden werden können.“


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