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Audi führt Nachhaltigkeitsrating für Lieferanten ein

© Audi AG

[exklusiv] Zukünftig vergibt der Automobilkonzern Audi neue Aufträge erst nach einem Nachhaltigkeits-Check des Lieferanten.

Ingolstadt (csr-news) > Unternehmen die Audi beliefern wollen, müssen sich in Zukunft einem Nachhaltigkeits-Check unterziehen. Im Stile einer klassischen ABC-Analyse werden potenzielle Lieferanten auf die Einhaltung von 12 Nachhaltigkeitskriterien hin untersucht. Man will zukünftig nur noch Unternehmen mit einem positiven Nachhaltigkeitsrating beauftragen. „Eine nachhaltige Lieferkette ist für uns ein wichtiges strategisches Ziel“, sagt Bernd Martens, Audi-Vorstand für Beschaffung. „Nur wer unsere Standards einhält, kann Audi-Partner werden.“ Im April wurde das Nachhaltigkeits-Rating eingeführt. In einem ersten Schritt werden 600 Zulieferer in den Bereichen Umwelt, Soziales und Integrität auditiert, Lieferanten für den neuen Elektro-SUV Audi e-tron sowie den Nachfolger des Audi A3. In den nächsten Jahren soll das Verfahren dann auf alle Zulieferer ausgedehnt werden, ab 2018 auch in Bereichen, die nicht unmittelbar mit der Automobilproduktion zusammenhängen.

Das Rating basiert auf einem Vor-Ort-Check am Produktionsstandort des Lieferanten sowie einer Selbstauskunft. Die Ergebnisse führen zu einer Einstufung in ein ABC-Raster. Lieferanten der Kategorie A erfüllen die Anforderungen des Konzerns und können sich um Lieferaufträge bewerben. Unternehmen die zunächst nicht alle Anforderungen erfüllen, werden in die Kategorie B eingestuft. Ihnen wird die Möglichkeit geboten, innerhalb eines begrenzten Zeitraums die Schwachstellen nachzubessern und dadurch die A-Einstufung zu erreichen. Unternehmen die in die Kategorie C eingestuft werden, können zunächst kein Geschäftspartner von Audi werden. Sie können sich aber zu einem späteren Zeitpunkt erneut um die Aufnahme bemühen. Unternehmen die Audi bereits beliefern, aber das Audit für zukünftige Aufträge nicht oder nur unzureichend bestehen, werden gesondert behandelt, immer mit dem Ziel den Ansprüchen zu genügen.

„Damit wird Nachhaltigkeit zu einem ebenso wichtigen Auswahlkriterium wie Kosten, Qualität, technologische Kompetenz und Innovationskraft.“
Bernd Martens, Audi AG, Vorstand für Beschaffung

 

Der selbstentwickelte Vor-Ort-Check wird von einem Dienstleister durchgeführt und umfasst Betriebsrundgänge und Interviews mit Mitarbeitern am jeweiligen Produktionsstandort des Lieferanten. Für die Selbstauskunft greift das Unternehmen auf einen Standard-Fragebogen der European Automotive Working Group on Supply Chain Sustainability zurück. Schon seit 2014 ist der Audi Code-of-Conduct fester Bestandteil der Lieferverträge. Er bildet auch die Basis für die Nachhaltigkeitsbewertung. Die 12 Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Integrität werden mit gleicher Priorität vergeben – je Kriterium ein Punkt. Aber es gibt K.O.- Kriterien, beispielsweise wenn ein Zulieferer den Verdacht von Kinder- oder Zwangsarbeit nicht ausräumen kann, oder Mindeststandards im Arbeitsschutz nicht einhält. Dann ist die Einstufung in die Kategorie C die sofortige Folge, selbst wenn das Unternehmen in anderen Bereichen vorbildlich agiert. Eine solche Konstellation dürfte allerdings eher selten sein.

Mit dem neuen Rating will Audi für mehr Transparenz, Umweltschutz und gute Arbeitsbedingungen bei Auftragsvergaben sorgen. „Damit wird Nachhaltigkeit zu einem ebenso wichtigen Auswahlkriterium wie Kosten, Qualität, technologische Kompetenz und Innovationskraft“, so Martens. Zudem will das Unternehmen mit seinem Vorstoß in die Branche wirken und hoffte auf Nachahmer unter den Autoherstellern und Zulieferern. Ein einheitlicher Standard erhöhe die Effizienz für alle Beteiligten und stelle zudem Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungsketten wirksamer sicher. Beispielsweise würde ein Standard verhindern, dass ein Lieferant mehrfach von verschiedenen Herstellern auditiert wird. Zudem können Zulieferer den Standard-Check wiederum bei ihren Unterlieferanten durchführen.

 


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