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Palmöl-Check 2015 – Ignoranz und Intransparenz

Selbst minimalste Nachhaltigkeitsstandards und Transparenz bei Palmöl scheinen bei rund 40 Prozent der großen, deutschen Unternehmen, die auf den Rohstoff angewiesen sind, kein Thema zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Palmöl-Check der Naturschutzorganisation WWF. Vor allem die mangelnde Transparenz ist demnach, trotz inzwischen der seit Jahren andauernden öffentlichen Diskussion, gravierend.

Berlin (csr-news) > Selbst minimalste Nachhaltigkeitsstandards und Transparenz bei Palmöl scheinen bei rund 40 Prozent der großen, deutschen Unternehmen, die auf den Rohstoff angewiesen sind, kein Thema zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Palmöl-Check der Naturschutzorganisation WWF. Vor allem die mangelnde Transparenz ist demnach, trotz inzwischen der seit Jahren andauernden öffentlichen Diskussion, gravierend.

Die ökologischen und sozialen Probleme des Palmölanbaus sollten inzwischen nicht nur einer breiten Öffentlichkeit bekannt sein, sondern vor allem auch den Unternehmen, für die Palmöl ein wichtiger Rohstoff ist. Dennoch scheint es einigen Unternehmen immer noch egal zu sein, woher ihr Palmöl kommt, oder sie wissen es schlichtweg nicht, so das Fazit der Naturschützer. Laut der Palmöl-Scorecard haben sechs von 200 befragten Unternehmen gerade einmal einen Punkt, während 75 Unternehmen eine Auskunft verweigerten oder keine genauen Angaben machen konnten. Beides bewertet der WWF als grundlegendes Versagen in Sachen Nachhaltigkeit und Transparenz. „Wer seine Lieferkette hingegen im Griff hat, konnte die abgefragten Angaben leicht machen. Und wer Nachhaltigkeit propagiert, der sollte wissen woher sein Palmöl kommt“, kritisiert die zuständige WWF-Referentin Ilka Petersen.

20 Prozent der globalen Palmölproduktion RSPO-zertifiziert

Mit der Palmöl Scorecard nimmt der WWF seit 2009 alle zwei Jahre die Einkaufspolitik der Käufer und Verarbeiter unter die Lupe. Dabei geht es den Naturschützern vor allem darum, die Ernsthaftigkeit des propagierten Nachhaltigkeitsengagements der Unternehmen zu überprüfen. Als konkret, in welchem Umfang wird beim Einkauf und der Nutzung auf zertifiziertes Palmöl geachtet. Denn, so der WWF, obwohl zertifiziertes Palmöl bereits seit 2008 verfügbar ist, sind große Teile des in Deutschland genutzten Palmöls immer noch nicht zertifiziert. Kritik an Zertifizierungssystemen wie beispielsweise dem RSPO lassen die Autoren des SWWF nicht zu. „Nichts tun, ist keine Lösung“, heißt es dazu im Palmöl-Check. „Wenn Unternehmen Palmöl nutzen, müssen sie sich auch um die ökologischen wie sozialen Folgen und Auswirkungen kümmern“. Derzeit sind gerade einmal 20 Prozent der globalen Palmölproduktion RSPO-zertifiziert. Allerdings wurde davon nur rund die Hälfte nachgefragt.

Pharmaunternehmen und Futtermittelhersteller wenig Auskunftsfreudig

Besonders kritisch betrachtet WWF-Referentin Petersen in der aktuellen Untersuchung die deutschen Pharmaunternehmen und Futtermittelhersteller. Alle befragten Unternehmen dieser Branchen, darunter Bayer, Boehringer Ingelheim, Merck sowie die großen Futtermittelhersteller Deutsche Tiernahrung, Cremer, Agravis Raiffeisen und Mega verweigerten eine Auskunft. Nach einer aktuellen Marktanalyse verbraucht aber gerade der pharmazeutisch-chemische Bereich etwa 155.000 Tonnen Palmöl, wovon gerade einmal 12 Prozent zertifiziert sind, die Futtermittelindustrie nutzt noch einmal rund 160.000 Tonnen. Hier liegt der Anteil aus nachhaltigeren Quellen sogar bei nur einem Prozent.

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Quelle: WWF Palmöl-Check 2015

„Positiv ist, dass immer mehr Unternehmen zertifiziertes Palmöl nutzen und sich mit ihrer Lieferkette auseinander setzen.“, lobt Petersen. Das auch die volle Punktzahl erreicht werden kann, machen die Unternehmen Daabon und Agrarfrost vor. Insgesamt decken inzwischen mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen ihren Palmölbedarf zumindest teilweise mit zertifizierter Ware. Und während 2013 nur 29 Unternehmen ausschließlich, das heißt zu 100 Prozent, zertifiziertes Palmöl nutzen, waren es diesmal bereits 62. Wichtige Zusatzkriterien, die über die Mindestanforderungen des RSPO hinausgehen, wie etwa ein Verbot der Umwandlung von Torfböden oder der Einsatz hochgefährlicher Pestizide, fordern allerdings nur 46 Unternehmen bei ihren Lieferanten ein. Diesem Beispiel müssten jedoch, so die WWF-Forderung, unbedingt mehr Unternehmen folgen. Initiativen wie FONAP oder POIG könnten dabei helfen.

WWF Palmöl-Check 2015 zum Download.


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