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Wie kann die Branche Bundesliga transparenter werden? CSR-Netzwerk Nürnberg diskutiert über Profi-Fußball

36 Vereine, 300 Projekte, jährlich 20 Millionen Euro für gesellschaftliche Verantwortung und im Schnitt 1,8 Stellen für das CSR-Management pro Club: Das ist die eine Seite der Fußball-Bundesliga. Bei der Diskussion am Montag im Nürnberger CSR-Netzwerk ging es auch um eine andere Seite: fehlende Transparenz.

Nürnberg (csr-news) – 36 Vereine, 300 Projekte, jährlich 20 Millionen Euro für gesellschaftliche Verantwortung und im Schnitt 1,8 Stellen für das CSR-Management pro Club: Das ist die eine Seite der Fußball-Bundesliga. Bei der Diskussion am Montag im Nürnberger CSR-Netzwerk ging es auch um eine andere Seite: fehlende Transparenz.

Die obenstehenden Zahlen stammen von Anne-Kathrin Laufmann, Direktorin für das CSR-Management bei Werder Bremen. Der Club aus dem Norden zählt in der Bundesliga zu den CSR-Vorreitern: Seit 2002 stellt sich der Verein seiner gesellschaftlichen Verantwortung – seit 2012 unter der Marke „Werder bewegt“ strategisch ins Clubgeschehen integriert.

Windel-Liga und andere Programme

Das CSR-Engagement des Bundesligisten ist vielseitig. „Das fängt an bei der Windel-Liga“, so Laufmann. „Dann sind wir stark im Bereich Inklusion unterwegs“. Der Bedarf dafür sei in Bremen riesengroß. Toleranz, Hilfsbereitschaft, Gesundheit und Umweltschutz sind weitere Themenbereiche bei Werder Bremen. Und seit über zwei Jahren engagiert sich der Club für Flüchtlinge. Die Zusammenarbeit mit 350 CSR-Partnern – Kindergärten, Schulen, NGOs oder Sportvereinen – ist Laufmann besonders wichtig: „Wir bauen stark auf Kooperationen.“

Es braucht einen „langen Atem“

Das CSR-Engagement ist bei Werder Bremen zudem in der Club-DNA – in der Satzung – verankert, alle Tätigkeitsbereiche werden einbezogen. Derzeit arbeitet der Club an der Erstellung eines CSR-Berichtes. Und mit neun Mitarbeitern besitzt der Bundesligist eine große CSR-Abteilung. Wer sich neu seiner gesellschaftlichen Verantwortung stellen will, der braucht einen „langen Atem“. Laufmann aus eigener Erfahrung: „Wir sind seit 2002 dabei und merken erst jetzt, welche Früchte das trägt.“


Anne-Kathrin Laufmann

Wiesenhof als Hauptsponsor

In der Diskussion muss sich die CSR-Direktorin auch kritischen Fragen zum Geflügelgroßmäster Wiesenhof, dem Hauptsponsor des Vereins, stellen. „Das war ein sehr brisantes Thema bei uns.“ Weiter sagte Laufmann, dass ein Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlichen Themen manchmal unerlässlich sei und der Club sich seine Sponsoren nicht immer frei aussuchen könne. Werder Bremen biete seinen Sponsoren die Identifikation mit dem positiven Clubimage. „Ein positives Image brauchen in der Regel leider häufig Unternehmen, die ein schlechtes Image haben.“

DFB: Rückschritte bei CSR

Das fehlende CSR-Engagement des Deutschen Fußball-Bundes kritisierte auf der Veranstaltung Prof. Matthias Fifka. „Es gab einen Präsidentenwechsel beim DFB“, sagte der Nürnberger Unternehmensethiker. „Jetzt ist das Thema tot.“ Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Matthias Miller stellte Fifka eine Studie zum gesellschaftlichen Engagement der Bundesligavereine vor.

Aktiv bei Menschenrechten, passiv bei Umwelt

Nach den Worten von Fifka „hat der Fußball eine gewisse Hebelwirkung, um Themen und Menschen zu bewegen.“ Diese nutzt er nur teilweise, wie die unter seiner Leitung durchgeführte Studie zeigt:

Danach sind viele Bundesligavereine aktiv bei Menschenrechtsthemen wie Inklusion, Diskriminierung und Gewaltprävention. Auch bei der Förderung ausländischer Spieler seien sie gut aufgestellt, böten Sprachkurse sowie Unterstützung bei Behördengängen oder für die Familien.

Wenig Beachtung fänden dagegen Umweltthemen wie eine nachhaltige Beschaffung oder eine nachhaltige Stadiongastronomie. Auch seien die Mitarbeiter, die nicht auf dem Spielfeld stehen, zu wenig im Fokus und Themen wie Gesundheitsförderung oder Mitbestimmung blieben zu häufig außen vor. Und die Zusammenarbeit mit Sponsoren in Sachen CSR genieße noch kaum Bedeutung. Zudem fehlte es an öffentlich zugänglichen CSR-Berichten.

Herausforderung Compliance

„Wie kann die Branche Bundesliga transparenter werden?“ Diese Frage brachte die CSR-Verantwortliche des 1. FC Nürnberg, Katharina Wildermuth, in die Diskussion ein. Wildermuth regte Compliance-Richtlinien für Spieler-Transfers an, bei denen es besonders an Transparenz fehle. Zudem stellte sie die Planungen des 1. FC Nürnberg für eine strategische Verankerung von CSR im Club vor. >> Mehr dazu lesen Sie hier.

Foto unten: Die Diskussionsteilnehmer Dr. Uli Glaser (Netzwerkkoordinator), Anne-Kathrin Laufmann (Werder Bremen), Birgitt Glückl (Deutsche Akademie für Fußballkultur), Katharina Wildermuth (1. FC Nürnberg) und Prof. Matthias Fifka (Universität Erlangen-Nürnberg)


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