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Von Mittelständlern mitentwickelt: Der KMU-Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex

Eine Nachhaltigkeitsberichterstattung für immer mehr mittelständische Unternehmen wichtig: aufgrund von Kundenanforderungen etwa – oder um Mitarbeiter zu gewinnen. Ein neuer Leitfaden erleichtert kleinen und mittleren Unternehmen die Anwendung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) für ihre Berichterstattung. Welche Vorteile der DNK für den Mittelstand besitzt und welcher Aufwand mit seiner Anwendung verbunden ist, danach fragte CSR NEWS den Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Prof. Günther Bachmann.

Berlin (csr-news) – Eine Nachhaltigkeitsberichterstattung für immer mehr mittelständische Unternehmen wichtig: aufgrund von Kundenanforderungen etwa – oder um Mitarbeiter zu gewinnen. Ein neuer Leitfaden erleichtert kleinen und mittleren Unternehmen die Anwendung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) für ihre Berichterstattung. Welche Vorteile der DNK für den Mittelstand besitzt und welcher Aufwand mit seiner Anwendung verbunden ist, danach fragte CSR NEWS den Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Prof. Günther Bachmann. Der DNK wurde durch den Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) konzipiert und misst die Nachhaltigkeitsleistung von Organisationen und Unternehmen anhand von 20 Kriterien. Das Gespräch führte Achim Halfmann.

CSR NEWS: Was ist der Nutzen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) für den Mittelstand?

Prof. Dr. Günther Bachmann: Bei der Entwicklung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex waren kleine Unternehmen vom Start an dabei. Aber klar: Der Schwerpunkt lag anfangs auf den Konzernen. Die kleinen Unternehmen haben uns gesagt: Sie wollen keinen “DNK light”, aber sie wollen eine bessere Einstiegsmöglichkeit und Einstiegshilfen. Die haben wir in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung im Stakeholder-Dialog entwickelt. Daraus ist der „DNK-Leitfaden für KMU“ entstanden. Kleine Unternehmen als Anwender und solche, die den Kodex noch nicht anwenden, haben uns Hinweise gegeben. Daraus wissen wir: Bedeutung hat der DNK für das Unternehmen selbst, für die Mitarbeiterführung, die Ausrichtung und das Selbstverständnis des Unternehmens. Nachhaltigkeit wird auch zu einem wichtigen Aspekt in Kunden- und Lieferantenanforderungen. Schon fragt die eine oder andere Bank oder Sparkasse nach der Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen. Wohingegen der Kapitalmarkt bei kleineren Unternehmen naheliegender Weise eine untergeordnete Rolle spielt. Ganz praktisch: Es ist für KMU wichtig, den Nachhaltigkeitskodex durchzugehen und dabei zu sehen: Wo steht eigentlich mein Unternehmen? Diese Art der Überprüfung ist für viele Mittelständler eine Innovation – und für manche auch der Anlass, den Deutschen Nachhaltigkeitskodex zur Seite zu legen und ihn nicht anzuwenden. Denn die dort angesprochenen Themen führen zu erheblichen Diskussionen: für manche vermeintlich zu viel, für andere gerade der richtige Impuls, um weiter zu kommen. Viele KMU wenden schon jetzt Nachhaltigkeitsstandards an. Der DNK bietet auf freiwilliger Basis eine Möglichkeit, dieses Engagement zu reflektieren und es öffentlich zu machen.


Prof. Dr. Günther Bachmann

Mit welchem Aufwand muss ein Unternehmen rechnen, wenn es nach dem DNK berichten will? Kann es an andere Berichtsformate anknüpfen?

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex ist schlank und vermeidet Doppelungen und Bürokratie. Wir haben einfache Übergänge zu einer EMAS-Erklärung, dem Fortschrittsbericht für den UN Global Compact oder auch eine GRI-Berichterstattung geschaffen. Da muss nicht doppelt gearbeitet werden. Wir wollen kein Datensammeln als Selbstzweck. Der DNK fragt nach Prozessen und Regeln; nach einzelnen Unternehmensstandorten differenzierte Angaben verlangt er nicht. Deshalb ist der Aufwand überschaubar. Der genaue Zeitaufwand ist schwer zu beziffern: Er ist deutlich höher, wenn ein Unternehmen sich erstmals einer Nachhaltigkeitsberichterstattung stellt. Manchmal sind es aber auch für denjenigen nur einige Stunden, der mit klarer Linie prüft, was das Unternehmen im Hinblick auf die Nachhaltigkeits-Herausforderung leistet – und die Erklärung so in sehr überschaubarer Zeit fertigstellt.

Welche Außenwirkung erzielt ein Mittelständler mit einer Entsprechungserklärung zum DNK?

Das Unternehmen kann das DNK-Signet nutzen, damit werben bereits einige Mittelständler. Die Bundesregierung – insbesondere die Kanzlerin und der Wirtschaftsminister – unterstützen den DNK und fordern Entsprechungserklärungen von öffentlichen Unternehmen. Der Finanzminister hat bei den Unternehmen mit Bundesbeteiligung umfangreiche Prüfungen veranlasst und bezieht sich dabei auf den DNK. Mit dem Verband der Wohnungswirtschaft haben wir eine branchenbezogene Ergänzung verhandelt, die Unternehmen der Branche bei der Abgabe ihrer Entsprechungserklärung hilft. Mit anderen Wirtschaftsverbänden sind wir ebenfalls im Gespräch. Ein Unternehmen kann den DNK bei der Personalakquisition nutzen oder seinen Nachhaltigkeitsbericht damit schmücken. Und ich rechne damit, dass die Erklärung in Zukunft auch im B2B-Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnen wird und Unternehmen bei Zulieferern nach Audits und weiteren Erklärungen fragen.

Was bietet nun der neue Leitfaden an Unterstützung?

Zunächst möchte ich mich bei den Unternehmen bedanken, die an der Erstellung des Leitfadens mitgewirkt haben. In konstruktiven Dialogrunden sind wir die Kriterien des DNK einzeln durchgegangen und haben uns dabei gefragt, was die Startbedingungen eines Mittelständlers sind. Das legt der Leitfaden im Einzelnen dar, auch mit Zitaten aus den jeweiligen Nachhaltigkeitsberichten. In diesen Gesprächen habe ich selbst viel über die intrinsische Motivation der Unternehmen gelernt – darüber, wie sie den Kodex anwenden, damit Vergleichbarkeit in ihren Unternehmen schaffen und ihr Engagement weiterentwickeln. Ich bin von unserem Leitfaden absolut überzeugt. Eine bessere Einstiegshilfe für kleine und mittlere Unternehmen sehe ich nicht.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Der Mittelstands-Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex >> zum Download


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