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Europa-Ranking: Hohe Erwerbstätigenquote, aber auch sehr viel kurze Teilzeit

In welcher Verfassung ist der deutsche Arbeitsmarkt? Auf den ersten Blick sieht es gut aus, die Zahl der Erwerbstätigen hat einen Höchststand erreicht. Damit landet Deutschland im Vergleich von insgesamt 33 europäischen Ländern immerhin auf Platz fünf. In kaum einem anderen Land in Europa haben also so viele Menschen eine Arbeit wie in der Bundesrepublik.

Berlin (csr-news) > In welcher Verfassung ist der deutsche Arbeitsmarkt? Auf den ersten Blick sieht es gut aus, die Zahl der Erwerbstätigen hat einen Höchststand erreicht. Damit landet Deutschland im Vergleich von insgesamt 33 europäischen Ländern immerhin auf Platz fünf. In kaum einem anderen Land in Europa haben also so viele Menschen eine Arbeit wie in der Bundesrepublik. Nur in Island, der Schweiz, Schweden und Norwegen liegt die Erwerbstätigenquote noch höher. Doch der Anteil von Teilzeit- oder Minijobs ist höher als in anderen europäischen Ländern, so lautet ein Ergebnisse einer neuen Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Stellt man das in Rechnung, fällt Deutschland bei der Erwerbstätigenquote im europäischen Vergleich von Position fünf auf Position elf ab. Insbesondere viele Frauen würden weniger arbeiten als sie möchten, so die Konjunkturforscher. Die Zahlen sagen jedoch nichts über die Art der Beschäftigung aus oder darüber, wie viel die Menschen arbeiten. „Die nominelle Erwerbstätigenquote beruht auf einer reinen Personenzählung ohne zwischen Vollzeit- und Teilzeittätigkeiten zu unterscheiden“, so IMK-Ökonom Sven Schreiber. Insofern könne eine hohe Erwerbstätigenquote auch irreführend sein. Deshalb hat der IMK für seine Analyse nicht nur die Zahl der Erwerbstätigen, sondern auch deren Arbeitszeit berücksichtigt. Um die Erwerbstätigenquote um Teilzeiteffekte zu bereinigen, hat Schreiber alle Arbeitsstunden auf Vollzeitstellen umgerechnet. Ergebnis: Bei der korrigierten Erwerbstätigenquote steht Deutschland mit gut 66 Prozent deutlich schlechter da, im europäischen Vergleich nur noch auf Platz elf. Zwei Faktoren tragen dazu bei, dass die Korrektur für Deutschland besonders stark ausfällt: Erstens gibt es einen hohen Anteil an Teilzeitarbeit, zweitens arbeiten die Teilzeitbeschäftigten vergleichsweise kurz. In Deutschland arbeitet etwa ein Viertel der Beschäftigten in Teilzeit. Höher fällt der Anteil nur in den Niederlanden und der Schweiz aus. Wenig verbreitet ist Teilzeitarbeit dagegen in östlichen oder südlichen Ländern Europas – der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen liegt dort meist im einstelligen Prozentbereich. „In Deutschland gehen der hohe Anteil der Teilzeittätigkeiten sowie das geringe Teilzeitstundenniveau einher mit der Verbreitung von Minijobs“, erklärt Schreiber. „Minijobber machten etwa die Hälfte der gesamten Teilzeitbeschäftigten in Deutschland aus.“

 


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