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Unternehmenskultur in Banken begünstigt unehrliches Verhalten

Bankangestellte sind nicht unehrlicher als Mitarbeitende anderer Branchen. Allerdings zeigt eine Studie der Universität Zürich, dass die Unternehmenskultur in der Bankenindustrie implizit unehrliches Verhalten begünstigt. Die Banken sollten ehrliches Verhalten fördern, schlagen Experten vor und denken dabei an einen professionellen Eid.

Zürich (csr-news) > Bankangestellte sind nicht unehrlicher als Mitarbeitende anderer Branchen. Allerdings zeigt eine Studie der Universität Zürich, dass die Unternehmenskultur in der Bankenindustrie implizit unehrliches Verhalten begünstigt. Die Finanzkrise und zahlreiche Skandale der vergangenen Jahre haben zu einem erheblichen Imageverlust der Geldinstitute geführt. Für die Studie rekrutierten die Wissenschaftler rund 200 Bankangestellte, davon 128 aus einer internationalen Großbank und 80 aus anderen Banken. Jede Person wurde zufällig einer von zwei Gruppen mit unterschiedlichen Bedingungen zugeteilt. In der Experimentalgruppe wurden den Teilnehmern durch geeignete Fragen ihre berufliche Rolle und die damit verbundenen Verhaltensnormen in Erinnerung gerufen. In der Kontrollgruppe wurde den Teilnehmern hingegen ihre außerberufliche Rolle in der Freizeit und die damit verbundenen Normen bewusst gemacht. Im Anschluss daran nahmen alle Probanden an einer Aufgabe teil, bei der sie durch unehrliches Verhalten ihr Einkommen um bis zu 200 US Dollar steigern konnten. Dabei zeigte sich, dass sich die Bankangestellten in der Experimentalgruppe, in welcher die beruflichen Verhaltensnormen aktiviert wurden, signifikant unehrlicher verhielten. Eine ganz ähnliche Studie wurde anschließend auch mit Mitarbeitern anderer Wirtschaftsbranchen durchgeführt. Auch hier wurden entweder die berufsbezogenen Normen oder die freizeitbezogenen Normen der Mitarbeitenden aktiviert. Im Unterschied zu den Bankern wurden die Mitarbeitenden dieser anderer Branchen aber nicht unehrlicher, wenn man ihre berufsbezogenen Normen in Erinnerung gerufen hatte. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die sozialen Normen in der Bankenindustrie unehrliches Verhalten eher tolerieren und damit zum Reputationsverlust der Banken beitragen“, erklärt Michel Maréchal, Professor für Experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich. Berufsbezogene Normen die unehrliches Verhalten eher tolerieren sind laut Maréchal bedenklich, da das Vertrauen der Bevölkerung in das Verhalten von Bankangestellten von wesentlicher Bedeutung für die langfristige Stabilität der Finanzindustrie ist. Alain Cohn, Postdoktorand an der Booth School of Business der Universität Chicago, schlägt konkrete Maßnahmen vor, die dem Problem entgegenwirken könnten: „Die Banken könnten ehrliches Verhalten fördern, indem sie die berufsspezifischen Normen verändern würden. Mehrere Experten und Aufsichtsbehörden schlagen beispielsweise vor, dass Bankangestellte einen professionellen Eid, ähnlich dem hippokratischen Eid für Ärzte, ablegen sollten.“ Würde ein solcher Eid durch entsprechendes Ethiktraining und passende finanzielle Anreize unterstützt, könnten Bankmitarbeiter dazu gebracht werden, ihren Fokus stärker auf die langfristigen, gesellschaftlichen Auswirkungen ihres Verhaltens zu legen, anstatt sich auf ihren eigenen, kurzfristigen Nutzen zu konzentrieren.


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