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Green Logistics: Die ganzheitliche Betrachtung fehlt

Logistik verbraucht Energie, Rohstoffe und Fläche. Logistische Aktivitäten sind mit vielseitigen Emissionen verbunden: Schadstoffe, Treibhausgase, Abfall, Lärm und Verschandelungen belasten die Umwelt. Gerade in städtischen Ballungsräumen erleben Menschen das hautnah. Grund genug, um an einer nachhaltigen Logistik zu arbeiten. Über deren Entwicklung sprach CSR MAGAZIN mit Prof. Carsten Deckert von der Cologne Business School (CBS).

Köln (csr-news) – Logistik verbraucht Energie, Rohstoffe und Fläche. Logistische Aktivitäten sind mit vielseitigen Emissionen verbunden: Schadstoffe, Treibhausgase, Abfall, Lärm und Verschandelungen belasten die Umwelt. Gerade in städtischen Ballungsräumen erleben Menschen das hautnah. Grund genug, um an einer nachhaltigen Logistik zu arbeiten. Über deren Entwicklung sprach CSR MAGAZIN mit Prof. Carsten Deckert von der Cologne Business School (CBS).

„In der aktuellen Diskussion stehen die Themen Transportmanagement und CO2-Footprint an vorderster Stelle“, sagt der Logistikforscher. Beim Transportmanagement spiele nicht nur die viel diskutierte Wahl von Transportmittel und -weg – Straße, Luft, Wasser oder Schiene – eine große Rolle, sondern auch die Standortwahl. Insbesondere die nachhaltige Ausgestaltung der „letzten Meile“ – der Transport zum Endkunden in städtischen Ballungsräumen – stelle die Logistiker vor nachhaltige Herausforderungen. Und schließlich sollten auch weitere Bereiche der Logistik in Bezug auf ihre Bedeutung nicht unterschätzt werden: Lagerung und Verpackung.

Bei der Verpackung kommt der Wahl von ressourcenschonenden und wiederverwertbaren oder recycelbaren Materialien eine große Bedeutung zu. „Darauf legen immer mehr Firmen Wert“, so Deckert, und arbeiten etwa an der Verringerung von Abfallmengen.

„Die wenigsten Nachhaltigkeitsinitiativen gibt es beim Lagerhausmanagement“, so der Wissenschaftler. Aber es sei etwas in Bewegung geraten: Für die großen Logistikzentren ist die Energieeffizienz zu einem wichtigen Thema geworden. Aufgrund des hohen Anteils an Schicht- und Saisonarbeitern besitzen hier auch Fragen der sozialen Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung.

„Der größte Hebel liegt bei der Logistik im Transport“, sagt Deckert. Angesichts der Wachstumsraten im Online-Handel erfahren insbesondere Fragen der Stadtlogistik eine hohe Aufmerksamkeit. Die Bündelung von Auslieferungsfahrten könnte dort zu einer Verkehrsreduzierung beitragen. „Bündelung hat den größten Effekt, wenn sie unternehmensübergreifend geschieht.“ Deckert weiter: „Citylogistik ist ein schwieriges Thema, weil sich hier viele Beteiligte einig werden müssen.“ Dazu gehören neben den Unternehmern und den Bürgern auch die Politiker. Ein Beitrag zur Entzerrung des Lieferverkehrs könnte auch in einer „leisen“ Anlieferung in der Nacht liegen. Oder es könnten ganze neue Verkehrswege zur Anwendung kommen, wie der unterirdische Warentransport durch Fahrrohrleitungen – die sogenannten „CargoCaps“ – etwa.

Und schließlich gelte es, zuverlässige Zahlen über die Umweltauswirkungen von Warentransporten und veränderten Handels- und Logistikkonzepten zu ermitteln, um auf dieser Grundlage zuverlässige Entscheidungen treffen zu können. Beispiel Online-Handel: Reduziert die Bestellung aus dem Wohnzimmer die Verkehrsbelastung auf den Straßen, weil weniger Konsumenten zu den Läden unterwegs sind und die Warenanlieferungen an den stationären Handel sinken? „Hier sind lange noch nicht alle Trade-offs ausreichend untersucht“, sagt Deckert. Gleiches gelte für die Effizienz von Mehrweg-Verpackungssystemen, die einerseits den Ressourcenverbrauch reduzieren und andererseits transportabhängige Emissionen steigern.

Und schließlich stelle sich die Frage, ob der Erstellung eines Carbon Footprint – eines CO2-Fußabdrucks – auf Unternehmens-oder auf Produktebene erfolgen sollte. Um eine Vergleichbarkeit von Unternehmen in Bezug auf ihren CO2-Ausstoß zu erzielen, sind noch manche Probleme zu lösen. Der Logistikforscher: „Eine Frage ist immer, wo ich in Bezug auf die Verantwortung des Unternehmens für CO2-Emissionen die Grenze ziehe.“ Wenn dies nicht einheitlich festgelegt wird, könnten Unternehmen z.B. durch das Outsourcing C02-intensiver Produktionsstufen schnell ihre Klimabilanz verbessern, ohne dass die Umwelt tatsächlich entlastet wird.

„Im Bereich der Green Logistics ist bereits einiges erreicht worden. Aber zu häufig setzen Unternehmen derzeit noch auf isolierte Maßnahmen“, sagt Deckert. „In der Zukunft brauchen wir verstärkt eine ganzheitliche Betrachtung der Logistik, die Verpackung, Transport und Lagerung in den Blick nimmt.“


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