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VCD-Ranking – die umweltfreundlichsten Autos

Die Umstellung auf nachhaltige Pkw in Deutschland verliert an Geschwindigkeit, schreibt Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer in einem aktuellen Aufsatz für den Wirtschaftsdienst, obwohl die Hersteller grüne, emissionsarme Fahrzeuge im Angebot haben. Die erfolgreichsten wurden auch in diesem Jahr vom ökologische Verkehrsclub VCD unter die Lupe genommen und in einem Umweltranking präsentiert.

Berlin (csr-news) > Die Umstellung auf nachhaltige Pkw in Deutschland verliert an Geschwindigkeit, schreibt Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer in einem aktuellen Aufsatz für den Wirtschaftsdienst, obwohl die Hersteller grüne, emissionsarme Fahrzeuge im Angebot haben. Die erfolgreichsten wurden auch in diesem Jahr vom ökologische Verkehrsclub VCD unter die Lupe genommen und in einem Umweltranking präsentiert.

Die VCD-Auto-Umweltliste erscheint in diesem Jahr zum 25. Mal. Für sie werden über 400 aktuelle Pkw-Modelle anhand der Klimabelastung durch CO2 sowie Belastung der Menschen und der Umwelt durch Lärm und Schadstoffe bewertet. VCD-Bundesvorsitzender Michael Ziesak: „Die Ergebnisse haben immer wieder zu kontroversen Diskussionen geführt, waren aber jederzeit nachprüfbar und hatten Bestand. Das Bewertungsverfahren ist wissenschaftlich anerkannt. Verbrauchern gibt die Liste Orientierung und zeigt der Politik, dass und wie Grenzwerte wirken.” Der Sieger des Jahres 2011 kehrt nach einem »Facelifting« zurück auf Platz Eins − der Lexus CT 200h, mit 8,08 Punkten. Der Abstand des siegenden Hybridfahrzeuges zum Zweitplatzierten ist nicht groß. Mit 8,03 von zehn erreichbaren Punkten kommen die technischen Erdgas-Drillinge Volkswagen eco up!, Seat Mii Ecofuel und Škoda Citigo CNG Green tec auf Platz zwei des umfangreichen Ökorankings. Damit sind auch die dominierenden Technologien der Top Ten 2014/2015 benannt − Hybrid und Erdgas. Insgesamt machen die Top Ten der VCD Auto-Umweltliste aber deutlich, dass es revolutionäre Neuerungen bei den Pkw nicht gibt. Ob Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß, Schadstoffemissionen und Lärm − alles bessert sich ein wenig. Allerdings wünscht sich der VCD bei der Entwicklung mehr Tempo. Tatsächlich hätten sich die Hersteller mehr zutrauen können, ohne negative Auswirkungen auf Konjunktur und Beschäftigung befürchten zu müssen, analysiert auch Dudenhöffer.

Dass die CO2-Regulierung greift, zeigen die Ergebnisse in der Kategorie Klimabester, hier wird der Fokus auf den Ausstoß des Treibhausgases CO2 gelegt. Den ersten Platz belegt der Toyota Yaris Hybrid. Das Fahrzeug emittiert 75g CO2/km − ein bisher nie erreichter Wert. Auf Platz zwei auch hier die Erdgas-Drillinge aus dem VW Konzern mit 79g CO2/km. Auf Platz drei kommen gleich vier Fahrzeuge mit 82g CO2/km, dies sind Lexus CT 200h, Volkswagen Polo 1.4 TDI BlueMotion, Peugeot 308 1.6 BlueHDi 120 Stop & Start sowie der Citroen C4 Cactus Blue HDi 100 82g. Alle Klimabesten unterstreichen, dass der CO2-Grenzwert das effektivste Instrument ist, um Treibhausgase zu reduzieren und die Kosten an der Tankstelle zu senken. Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: „Die Bestenlisten zeigen das der für Europa für das Jahr 2020 festgelegte Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer ohne Probleme zu erreichen ist. Jetzt kommt es darauf an, schnell einen realitätsnäheren Verbrauchs- und Emissionstest einzuführen, damit die Angaben zum Verbrauch auch mit der Praxis einhergehen. Darüber hinaus muss zeitnah ein ambitionierter Grenzwert für das Jahr 2025 festgelegt werden. Davon profitieren letztlich die Verbraucher und das Klima. Die Autoindustrie bekommt Planungssicherheit.” Für Dudenhöffer sind die Grenzwerte allerdings zu seicht. Denn, so argumentiert er, hat die Regulierung nicht dazu geführt, dass alternative Antriebe aus ihrem Nischendasein gekommen sind. Zudem würde den Regulierungen der der Prozessgedanke der kontinuierlichen Verbesserung fehlen. „So kurios das klingt“, so Dudenhöffer, „die Tatsache, dass bei Kunden Fahrzeuge mit höheren CO2-Emissionen beliebter werden, stellt in den nächsten Jahren den einzigen Anreiz dar, “grüne” Innovationen voranzutreiben, denn höhere Emissionen bei Fahrzeugen wie SUV müssen durch niedrigere Emissionen – etwa durch Elektroautos – ausgeglichen werden. Das Innovationspotenzial “grüner” Technologien bleibt insgesamt ungenutzt“. Die Entwicklung der Elektroautos hat der VCD in einer eigenen Liste veröffentlicht, die separat vom Gesamtranking geführt wird. Der Grund dafür ist die immer noch zu dünne und widersprüchliche Datenlage, insbesondere bei der Reichweite. Der VCD fordert nicht hohe Reichweiten für E-Autos, sondern verlässliche Mindestangaben. Die intensive Erprobung sollte darüber hinaus in Fahrzeugflotten erfolgen.

Neben den Auswirkungen von Abgasen bewertet die VCD Auto-Umweltliste auch die Folgen von Lärm, denn Lärm macht krank und gilt als die am meisten vernachlässigte gesundheitsschädliche Emission des Verkehrs. Folgerichtig lässt der VCD den Lärmwert von Pkw zu 20 Prozent in die Gesamtwertung des Ökorankings einfließen. Von besonderer Aktualität sind zudem die Pkw-Klimaanlagen. Das neue Kältemittel R1234yf ist entzündbar und im Brandfall lebensgefährlich. Michael Ziesak betont: „Der VCD fordert alle Autohersteller auf, aus der unverantwortlichen Technik auszusteigen und auf Klimaanlagen mit natürlichem Kältemittel umzusteigen.” In der VCD Auto-Umweltliste sind die Pkw, die das R1234yf nutzen, extra gekennzeichnet. Der VCD rät bei diesen Fahrzeugen vom Kauf ab.

Ein Schwerpunkt der VCD Auto-Umweltliste 2014/2015 liegt auf Empfehlungen für die Generation 60+, denn bereits heute ist jeder dritte Neuwagenkäufer 60 Jahre oder älter. Für die Kategorie Kleinwagen, Kompaktwagen und Familienauto, empfiehlt der VCD die Faustformel 100-110-120 − bezogen auf den CO2-Ausstoß. Eine Checkliste für den Autokauf hilft zudem verschiedene Komfortkriterien zu identifizieren. In der Kategorie Kompaktklasse führt wiederum der Lexus CT 200h das Feld an. In der Kategorie Familienautos ist es der Peugeot 308 1.6 Blue HDI 120 STOP&START, der aufgrund des Kältemittels R1234yf nicht zum Kauf empfohlen werden kann, vor dem Toyota Prius Hybrid. Bei den Siebensitzern siegt der Toyota Prius+ Hybrid.In allen Klassen ist die Dominanz der Hybride aus japanischer Produktion immer noch sichtbar. Im Gegensatz dazu bieten deutsche Herstellern, Hybride vor allem im Premiumsegment an. Gerd Lottsiepen: „Die Konzentration einiger deutscher Autohersteller und der Bundesregierung auf das Premiumsegment ist ein gefährlicher Weg. Auf das fragile Geschäft mit Russland und China sollten sie sich nicht verlassen, ebenso wenig wie auf die »Supercredits« für Elektroautos, die ihnen den Verkauf zusätzlicher Spritschlucker erlauben.”

Schließlich der Blick hinter die Kulissen: Bewertet wurde in diesem Jahr auch das Umweltengagement der Hersteller, beispielsweise der Einsatz umweltorientierter Technologien. Daimler hat hier die Nase vorn. Insgesamt gilt für die Hersteller, dass die Produktion in den Stammwerken immer sauberer wurde. Bei kritischen Fragen, wie zum Beispiel zum Thema Kältemittel oder Partikel aus direkteinspritzenden Benzinern, sinkt jedoch bei vielen Autoproduzenten die Bereitschaft zur Information.

 


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