Nürnberg (csr-news) – Umweltschutz und gesellschaftliche Verantwortung spielen bei immer mehr Unternehmen eine Rolle und sie kommunizieren ihre Wertvorstellungen dazu. Doch wie ist die Situation in der Spielzeugbranche? Gerade in der Stadt der Menschenrechte, Nürnberg, die zudem die größte Leitmesse der Spielwarenbranche beherbergt, scheint diese Frage von Bedeutung zu sein. Dennoch ist das Thema Verantwortung, wenn auch auf der Website des Veranstalters Spielwarenmesse postuliert, im Messekatalog nicht gleich zu entdecken. Auch befinden sich Verbraucher oft in Informationsnot, wollen sie mit ihrem Kaufverhalten bei Spielzeug Zeichen setzen. Können und wollen die Unternehmen den Werte-Turnaround aus eigener Kraft schaffen oder gibt es Handlungsbedarf für die Politik?
Von Iris Koller
Eine Antwort darauf zu finden versuchten am 23. Januar die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion, zu der das Nürnberger Bündnis Fair Toys, das Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg, die Mission EineWelt sowie die Kath. Stadtakademie eingeladen hatten. Unter Moderation von Prof. Harald Bolsinger diskutierten dort die Bundestagsabgeordneten Michael Frieser (CSU), Gabriela Heinrich (SPD), Uwe Kekeritz (Grüne) und Harald Weinberg (Linke).
Einig waren sich die Diskutanten, dass es der Lieferketten der Spielzeugbranche an Transparenz mangelt. Zwar gebe es Ansätze zu Nachhaltigkeitssiegeln, auch arbeitete eine Anzahl von Unternehmen bereits nach dem Kodex der Internationalen Spielwarenindustrie (ICTI) oder dem Fairtrade-Standard. Wirklich nachprüfbar oder durchschaubar sein das aber meist nicht. Mit welchen Maßnahmen mehr Transparenz erreicht werden könne und ob die Initiative dazu aus der Politik oder – per Selbstverpflichtung – von den Unternehmen selbst kommen sollte, darüber herrschte Uneinigkeit. Und Moderator Bolsinger stellte in seiner Einleitung fest, dass Verantwortungsthemen auf der Messe wenig sichtbare Resonanz fänden.
Wie die Diskussion zeigte, ergeben sich auf unterschiedlichen Ebenen Ansatzpunkte für ein Engagement der Politik: Dies könnte durch die Verknüpfung von Darlehen an Produktionsländer mit der Einführung sozialer oder ökologischer Standards geschehen, so Uwe Kekeritz. Oder durch Lenkung des Augenmerks auf die Einkäufer in Deutschland, so die Einstellung auf Seiten von Michael Frieser. Eine weitere Variante wären Qualitätssiegel, was wiederum angesichts der Fülle bereits bestehender Siegel von Seiten Kekeritz in Frage gestellt wurde. Verbindliche Regelungen wie Offenlegungsverpflichtungen wurden von Gabriela Heinrich favorisiert. Weitere Möglichkeiten wären gesetzlich festgelegte Standards – und vor allem die Aufklärung der Verbraucher. Doch bereits darüber, ob der Verbraucher das stärkste oder schwächste Glied in der Kette sei, herrschte in der Diskussion Dissens. Aus dem Publikum kam der Vorschlag zu einem Preis für nachhaltige Spielzeugproduktion, mit dem die „Guten“ auszeichnet werden könnten, ohne andere zurückzusetzen. Der Vorschlag fand auf dem Podium breite Zustimmung.
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Bild: Der Teddybär als Symbol der Spielwarenbranche. Vlnr.: Uwe Kekeritz MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Harald Bolsinger (Hochschule für angewandte Wissenschaften, Würzburg), Helferin im Bärenkostüm, Harald Weinberg MdB (Die Linke) und Michael Frieser MdB (CSU)