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Das Integrated Reporting kommt: Nachhaltigkeitsmanagement bei der Metro AG

Dem Handel – und insbesondere dem Lebensmittelhandel – stellen sich zahlreiche tiefgreifende Nachhaltigkeitsherausforderungen, die in der Öffentlichkeit ein großes Interesse finden. Dazu gehören beispielsweise die Themen Lebensmittelverschwendung und die Produktionsbedingungen auf Kleinstfarmen in Afrika und Asien. Bei der Metro AG ist Nina von Radowitz als Head of Sustainability verantwortlich. Frederikje Kuntze sprach mit ihr für das CSR MAGAZIN.

Düsseldorf (csr-news) – Dem Handel – und insbesondere dem Lebensmittelhandel – stellen sich zahlreiche tiefgreifende Nachhaltigkeitsherausforderungen, die in der Öffentlichkeit ein großes Interesse finden. Dazu gehören beispielsweise die Themen Lebensmittelverschwendung und die Produktionsbedingungen auf Kleinstfarmen in Afrika und Asien. Bei der Metro AG ist Nina von Radowitz als Head of Sustainability verantwortlich. Frederikje Kuntze sprach mit ihr für das CSR MAGAZIN.

CSR MAGAZIN: Welche aktuellen Herausforderungen beschäftigen Sie als Head of Sustainability bei der Metro zum Thema Nachhaltigkeit besonders?

Nina von Radowitz: Ich bin in der METRO AG, der Managementholding des Metro-Konzerns, tätig und dort für die strategische und strukturelle Aufsetzung des Themas Nachhaltigkeit verantwortlich. Daher stehen auf meiner Agenda die Strategie und die Strukturierung unserer Nachhaltigkeitsthemen an erster Stelle. Strukturierung heißt dabei auch, dass wir das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen, das heißt vom Vorstand bis zu den Mitarbeitern, in den Märkten verankern und inkorporieren wollen und müssen. Diese großen Aufgaben beschäftigen uns momentan parallel zu der Begleitung operativer Nachhaltigkeitsthemen. Hier arbeite ich mit den operativen Counterparts der jeweiligen Vertriebslinie zusammen, die das Thema Nachhaltigkeit bei sich verantworten.

Wie sieht die Sichtweise des operativen Geschäfts aus?

METRO Cash und Carry, unsere Großhandelsparte, hat in den meisten Ländern noch keine Nachhaltigkeitsverantwortlichen. Um effektiv tätig werden zu können, müssen aber zunächst Strukturen und Prozesse aufgebaut werden.
Inhaltlich möchte ich mich im Folgenden an unseren vier Handlungsfeldern orientieren, über die Sie auch zum Beispiel im Nachhaltigkeitsbericht nachlesen können: Das erste Handlungsfeld betrifft Lieferkette und Produkte. Die relevanten Themen sind hier die Nachhaltigkeit von Produkten in Bezug auf Herstellung und Beschaffung sowie die Sozialverträglichkeit in der Lieferkette. Wir arbeiten daran, wie wir jeden Schritt der Lieferkette – sowohl bei unseren Lieferanten als auch bei den Produzenten – sozialverträglich gestalten und managen können. Außerdem ist das Thema Nahrungsmittelverluste und -verschwendung ein wichtiges und seit längerem aktuelles Thema Hier ist unser Ansatz, Entwicklungsprojekte mit der Agrarstufe zu konzipieren, welche über Prozessoptimierung zum Beispiel in der Logistik und unseren Märkten bis hin zu Verbraucherinformation reichen.

Die zweite Säule unserer Handlungsfelder ist das Energie- und Ressourcenmanagement, welches sich derzeit vor allem auf den sparsamen und effizienten Umgang mit Energie konzentriert. Ein Bereich davon ist auch unser Gebäudemanagement und damit verbunden die Frage, was man zugunsten der Energieeinsparung an Gebäuden optimieren kann. Hier sind wir schon auf einem guten Weg. Wir haben uns 2011 selbst ein Klimaschutzziel gesetzt, was wir mit entsprechenden Maßnahmen bis 2020 erreichen wollen.

Die dritte Säule bearbeitet die Themen Mitarbeiter und Soziales. Dabei spielt unser Gesamtprojekt „Embedding Sustainability“ eine große Rolle. Die Frage ist, wie wir unsere Inhalte an die verschiedenen Zielgruppen im Unternehmen bestmöglich vermitteln und wie die Mitarbeiter durch eigenes Verhalten einen Beitrag dazu leisten können, als Unternehmen nachhaltiger zu werden. Es geht darüber hinaus auch um Themen wie „Vielfalt im Unternehmen“ oder „Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz“.

Die vierte Säule Gesellschaftspolitik und Stakeholder-Dialog befasst sich, wie der Name schon sagt, insbesondere mit dem Thema Stakeholder-Dialog. Dieser ist in seiner Vielfalt als Informationsquelle und Meinungs“navigator“ unverzichtbar für uns. Gleichzeitig vermitteln wir unsere Positionen und möchten so Einfluss nehmen auf Themen, die uns betreffen.


Nina von Radowitz

Wie sind Sie zur Metro gekommen?

Ursprünglich bin ich Juristin. Ich habe beide Examina gemacht, habe aber nach dem Referendariat nach einer Schnittmenge zwischen Recht, Wirtschaft und Politik gesucht und wollte gerne in ein Unternehmen. Dann habe ich bei der Metro in der Abteilung Regulatory Affairs angefangen. Regulatory Affairs ist genau die Schnittmenge zwischen politischem Umfeld, zum Beispiel Lobbying, Ministerien, Zusammenarbeit mit Behörden, rechtlichen Aspekten und Wirtschaft. Wirtschaft deshalb, weil ich in einem Wirtschaftsunternehmen tätig bin.

Wie sind Sie aktuell strategisch in Ihrer Position bei der Metro eingebunden?

Der Bereich Sustainability and Regulatory Affairs ist ein unmittelbarer Vorstandsbereich. Als Head of Sustainability in der METRO AG bin ich dafür zuständig, gruppenübergreifend die Strategien zum Thema Nachhaltigkeit zu entwickeln, voranzutreiben und mit den Vertriebslinien gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten. Die Entwicklung der strategischen Aufstellung der Metro in diesem Bereich findet im Stakeholder-Dialog mit den Kollegen zusammen statt. Letztlich haben wir als Holding kein operatives Geschäft. Wenn sich die Strategieinhalte in diesem Bereich bewegen, dann bin ich darauf angewiesen, dass sie in allen Betriebslinien getragen werden. Insofern stehe ich in enger Abstimmung mit meinen Kollegen aus dem operativen Geschäft.

Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Die Politik ist ein Rahmen- und Ordnungsgeber, deshalb halte ich es nicht für sinnvoll, dass die Politik als Regulator die Unternehmen zu eng in die Verpflichtung nimmt. Verpflichtende Berichterstattung ist oft ineffektiv, da Nachhaltigkeit aus dem Unternehmen heraus stattfinden muss. Dabei gibt es berechtigte Wege und Mittel, diese zu fördern – trotzdem halte ich einen rechtlichen Rahmen hier nicht für notwendig, weil er nichts über die Qualität der Berichterstattung aussagt. Die Qualität der Berichterstattung ist dabei aber der entscheidende Aspekt. Diesem Anspruch muss jedes Unternehmen für sich selbst gerecht werden, der Anreiz dazu besteht durch den Stakeholder, der das Unternehmen in die richtige Richtung treibt.

Welche Inhalte sollten in Bezug auf Nachhaltigkeit und CSR an Universitäten vermittelt werden?

Wir arbeiten mit der Fachhochschule Düsseldorf zusammen und betreuen weitere Master- und Diplomarbeiten anderer Universitäten. Wir stehen also in engem Austausch mit der universitären Ausbildung. Die Universitäten bieten die Möglichkeit, sich mit Fragen auseinanderzusetzen, auf die es keine richtigen oder falschen Antworten gibt. Diese Fähigkeit ist besonders auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit später von großem Nutzen. Es ist von Bedeutung, eine offene Denkposition einzunehmen und einen Rundumblick zu suchen. Man muss bereit sein, sich in eine Abstimmung zu begeben, Meinungen zuzulassen, aufzunehmen und zu verarbeiten – vor allem aber zu verstehen, dass Nachhaltigkeit immer ein Business-Case sein muss. Nachhaltigkeit im Unternehmen wird grundlegend von drei Säulen getragen: Umwelt, Soziales und der Wirtschaftlichkeit, sonst funktioniert das Unternehmen nicht. Die Nachhaltigkeit muss im Unternehmen nachhaltig gestaltet sein. Inwiefern man diesen umfassenden Ansatz bereits im Studium vermitteln kann, lässt sich schwer sagen. Ich glaube, dass das vor allem mit einer gewissen Entwicklung und Reife verbunden ist. Die Universität kann den Studenten die technischen Fähigkeiten für die Forschung an die Hand geben und einen Überblick über Themen wie Energie- und Ressourcenschutz oder die Lieferkette ermöglichen. Es können solide Grundlagen gelegt werden, die Geheimnisse eines Unternehmensablaufes zu verstehen und darin zu arbeiten, ist dann aber ein Lernprozess im Job.

Welche Zukunftspläne gibt es?

Zum einen arbeiten wir mit den Vertriebslinien kontinuierlich daran, unsere vielfältigen Sortimente und Dienstleistungen für unsere Kunden nachhaltiger und damit – davon bin ich überzeugt, attraktiver zu machen. Daneben wird sich unsere Berichterstattung immer weiterentwickeln – ich spreche hier zum Beispiel GRI 4 an. Auch im Dialog mit unseren Stakeholdern können und wollen wir noch mehr machen. Ebenso wird das integrierte Reporting einen wesentlichen Bestandteil unserer zukünftigen Projekte darstellen. Als „wesentlich“ bestimmte Unternehmensfaktoren werden sich wie ein roter Faden durch den Geschäftsbericht hindurch ziehen.

Herzlichen Dank!

Der Nachhaltigkeitsbericht 2012 der Metro Group >> im Internet

Foto: Reinigung von Gemüse bei Metro Cash & Carry Indien


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