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„Wir transportieren Tierschutz“: Unterschiedliche Bewertungen zur Qualität der Tiertransporte

Reichen die gesetzlichen Regelungen für Tiertransporte und deren Kontrolle? Oder sind aus Verantwortung für die betroffenen Tiere weitergehende Schutzmaßnahmen erforderlich? Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin lagen die Auffassungen von Unternehmensverbänden und Nichtregierungsorganisationen weit auseinander.

Berlin (csr-news) – Reichen die gesetzlichen Regelungen für Tiertransporte und deren Kontrolle? Oder sind aus Verantwortung für die betroffenen Tiere weitergehende Schutzmaßnahmen erforderlich? Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin lagen die Auffassungen von Unternehmensverbänden und Nichtregierungsorganisationen weit auseinander.

Den über 400.000 Besuchern der Grünen Woche vom 18. bis 27. Januar präsentierte der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) die Ausstellung „Wir transportieren Tierschutz“. „Wir wollen mit den Verbrauchern wieder ins Gespräch kommen und auch schwierige Themen wie den Tiertransport ansprechen“, sagte eine DRV-Sprecherin gegenüber CSR NEWS. Viele hätten 30 Jahre alte Bilder von ungenügenden Zuständen während der Tiertransporte vor Augen, dem wolle die Ausstellung aktuelle Bilder entgegenstellen. Die gesetzlichen Regelungen seien für den Tierschutz ausreichend und sie würden – mit Ausnahme weniger ‚schwarzer Schafe‘ in der Transportbranche – auch eingehalten. Dazu leisteten umfangreiche Kontrollen durch Bundes- und Landesbehörden sowie die Abnahme der transportierten Tiere am Schlachthof durch einen Tierarzt einen wichtigen Beitrag. Seit 2011 müssen alle Transporteure nach einem Qualitätssicherungssystem zertifiziert sein. Zudem wies die DRV-Sprecherin auf die persönliche Verantwortung der Transportunternehmer: „Keiner sieht gerne ein Tier leiden.“

Dagegen hält die Leiterin Agrarpolitik des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Reinhild Benning, Tiertransporte heute für ein drängenderes Problem als vor 30 Jahren. Die Arbeitsteiligkeit in der Landwirtschaft habe zu einer enormen Erhöhung der Zahl der Tiertransporte beigetragen. Dass die Einhaltung gesetzlicher Regelungen dabei ausreichend kontrolliert würde, lässt die BUND-Expertin nicht gelten. Es gebe ein „Kontrolldefizit im Tierschutz, das kaum zu überbieten ist“, so Benning.

Innerhalb der EU werden jährlich über 360 Millionen Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen sowie vier Milliarden Stück Geflügel zu den Schlachthöfen transportiert. Verlässliche Angaben für die absolute Zahl aller Tiertransporte gibt es nur für grenzüberschreitende Fahrten. Nach einer von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen Studie hat die Zahl der dabei transportierten Schweine zwischen 2005 und 2009 um 70 Prozent zugenommen, die der transportierten Rinder um 8 Prozent.

Die „Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport“ sieht vor, dass ein Transport zum Schlachthof nicht länger als 8 Stunden dauern darf – und schafft zugleich viele Ausnahmeregelungen. Die Kommissionsstudie zeigt, dass zwei Drittel der grenzüberschreitenden Transporte unter 8 Stunden dauerten, 4 Prozent überschritten allerdings einen Zeitrahmen von 19 Stunden. Weiter weist die Studie auf wiederholte Verstöße hin: den Transport nicht transportfähiger Tiere, die Überladung von Fahrzeugen, eine zu geringe Höhe der Transportboxen, eine nicht ausreichende Wasserversorgung während der Fahrt sowie die Überschreitung der höchstzulässigen Fahrzeit.

Das Europäische Parlament diskutiert derzeit über die tatsächliche Umsetzung des Tierschutzes beim Transport. Der dazu vorliegende Entschließungsantrag (2012/2051(INI) „unterstreicht, dass Einzelhändlern sowie Lebensmittellieferanten und -herstellern eine Schlüsselrolle dabei zukommt, dafür zu sorgen, dass Fleisch nach ihren privaten Qualitätsstandards von Tieren stammt, die lokal aufgezogen und geschlachtet und unter artgerechten Bedingungen transportiert wurden.“

Im Bundestag fordert die SPD verbesserte Bedingungen für Tiertransporte (DS 17/11148), darunter eine Begrenzung der Transportdauer auf 4 Stunden. Eine Fleischkennzeichnung mit dem neuen Label „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes sichert heute bereits zu, dass diese Tiere nicht länger als 4 Stunden transportiert wurden.

Die DRV-Initiative „Wir transportieren Tierschutz

Der SPD-Antrag „Bedingungen bei Tiertransporten und in Schlachtbetrieben verbessern


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