Wie grün wird rund um Film und Fernsehen produziert? Was haben „sexy“ Produktionen mit einer Vorbildwirkung zu tun und wie stehen LED-Scheinwerfer im Einklang mit der Ästhetik eines Films?
Ein Gastbeitrag von Uli Zens
Wieder einmal ein Dreh in meiner Straße. In einer Stadt wie Hamburg keine Seltenheit. Ins Auge sticht die große blaue Plastiktüte. Hier landet ungetrennt der Müll der Film-Crew. „Es ist ja ganz sexy, bei so einem Dreh mitzuwirken“, so Christiane Scholz von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), „die Leute bleiben stehen und schauen interessiert zu. Produzenten und die Crew übernehmen hier eine Vorbildwirkung.“ Trinkt die Crew aus Mehrwegbechern und wird Müll getrennt? Reisen die Schauspielerinnen und Schauspieler in getrennten Wagen an oder werden Fahrgemeinschaften mit Elektrofahrzeugen gebildet? Wie „grün“ kann ein Film überhaupt sein?
Die Auftaktveranstaltung des „Grünen Drehpasses“ in Hamburg am 19. September bot Gelegenheit, mehr über grünes Drehen zu erfahren. Über 50 Interessente und vier Referenten nahmen die Einladung der Filmförderung an, darunter viele junge Akteure aus der Filmindustrie.
Ende 2011 wurde die Idee des „Grünen Drehpasses“ geboren, seit 2012 können sich „grüne Produktionen“ mit dem zertifizierten Gütesiegel der Stadt Hamburg auszeichnen lassen. Freiwillig und in Selbsteinschätzung beantworten Produktionsfirmen Fragen rund um die Themen Ausstattung, Catering, Produktionsbüro sowie Transport und Technik wie z.B.:
- „Verwenden Sie abbaubare und wieder verwendbare Materialien?
- Bestellen Sie das Catering bei einem Bioanbieter? Bieten Sie auch vegan/vegetarische sowie regionale und saisonale Produkte an?
- Beziehen Sie Ökostrom und verwenden Sie im Produktionsbüro Recyclingpapier und kaufen Sie fair gehandelte Lebensmittel?
- Reisen die Crew und die Schauspieler mit der Bahn an anstatt zu fliegen und / oder werden Fahrgemeinschaften gebildet?
- Achten Sie beim Kauf neuer Produkte auf energiesparende Technik?
- Bevorzugen Sie für Transporte Hybrid- und Elektrofahrzeuge?“
Um das grüne Siegel zu erhalten, müssen aus den fünf Bereichen mindestens drei Kriterien erfüllt werden. In Kooperation mit der N.serve GmbH entwickelt die Filmförderung nun ein CO2-Tool, um den Karbon-Fußabdruck zu berechnen. Ab Oktober wird auch ein „Best Practice Guide“ online zur Verfügung gestellt.
Der Grüne Drehpass gilt als erster Schritt hin zu Standardisierungen von nachhaltigen Film-Produktionen in Deutschland. Was in den USA schon längst Tradition hat, steckt in Europa noch in den Kinderschuhen. Eine Vorreiterrolle in Europa übernimmt Großbritannien. Auch in Frankreich ist die Filmindustrie in Bezug auf Nachhaltigkeit weiter. Michael Geidel von der GREEN FILM INITIATIVE nimmt als einziger Deutscher an der „Green Broadcasting“ Gruppe des EBU teil (European Broadcasting Union, weltweit größte Vereinigung von Rundfunk- und Fernsehanstalten). Weitere deutsche Vertreter von z.B. öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten fehlen hier. Langfristig wird Nachhaltigkeit auf EU-Ebene für alle Branchen von Bedeutung sein. Um nicht das Schlusslicht zu bilden, ist es laut Geidel für die deutsche Film- und Medienbranche notwendig, sich jetzt mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Der CO2-Fußabdruck der TV-Serie „Der Landarzt“, seit der letzten Staffel klimaneutral produziert und Besitzer des Gütesiegels, hat ihren größten CO2-Verursacher – das Transportwesen – transparent gemacht (fast 70%). „Die Festplatten, auf denen Bild und Ton sind, werden täglich von externen Kurierdiensten von Kappeln nach Berlin ins Kopierwerk gefahren. Ein online Transfer der Daten ist aufgrund der schwachen Internetverbindung noch nicht möglich.“ erzählt der Produzent Jürgen Seidler „Kuriere mit Hybridfahrzeugen sind unseres Wissens nicht vorhanden.“ Beim „Landarzt“ treffen sich alle Akteure am Kieler Hauptbahnhof, um gemeinsam zum Drehort zu fahren. Beim Kick off hat ein Autoverleiher angekündigt, Hybridfahrzeuge oder Elektromobile für die Region Kappeln zur Verfügung zu stellen.
Sind an Filmproduktionen jedoch unterschiedliche Filmförderungen beteiligt, lassen sich lange Transportwege nicht vermeiden. Gedreht werden muss schließlich auch beim jeweiligen Geldgeber, um die Highlights der fördernden Region zu zeigen.
Faire Löhne oder umsonst arbeiten?
Der Produzent Mark Weiland geht noch weiter. Er wünscht sich einen ganzheitlich nachhaltigen Ansatz. Das „S“ in CSR ist beim Film oft nicht existent. Eine 2-Klassengesellschaft wie in anderen Film-Produktionen gibt es bei WEILANDFILM nicht. Für alle – ob Komparse, Crew oder Schauspieler – gibt es gutes Bio-Essen. Beifall erhält Weiland für den Wunsch nach fairen – oder überhaupt gezahlten – Löhnen.
Grün vs. Ästhetik?
Undenkbar ist für manche Kameraleute der Einsatz von LED-Scheinwerfern, verleihen sie doch durch die Lichtsetzung dem Film ihren künstlerischen Ausdruck. Mein Sitznachbar, schon seit den 1950er Jahre Kameramann und ehemaliger Hochschuldozent, sieht das anders. Er erinnert sich, dass es damals bei der Umstellung von der Glühbirne auf Halogenscheinwerfer ähnliche Bedenken gab.
In einem sind sich alle einig: Es muss sich etwas ändern, aber dieses geht nur Schritt für Schritt. Den „Grünen Drehpass“ fragen bislang vorwiegend junge Produktionen an. Zu wünschen wäre, dass auch die „Alten Hasen“ liebgewonnene Gewohnheiten neu überdenken und gesellschaftliche Verantwortung rund ums Drehen übernehmen.
Weitere Informationen im Internet:
Grüner Drehpass: www.fchsh.de
GREEN FILM INITIATIVE: www.greenfilminitiative.de und www.climatemediafactory.de
N.serve GmbH: www.nserve.net
Die Autorin:
Uli Zens unterstützt Betriebe bei der Einführung nachhaltiger und verantwortungsvoller Unternehmensstrategien
E-Mail: info@ulizens.de
Es ist leider noch bei Filmschaffenden noch nicht
angekommen wegen Den Geringen Intressen die die
Filmwirtschaft für den „“Grüner Drehpass „“hat.
Was in Amerika schon Standat ist da ist Deutschland noch ein Filmerisches Entwiklungsland.
Wenn Kleine Firmen mit einen No -Bughet mehr Ereichen für die Umsetzung dann Sollten sich andere fragen was man Ereichen kann mit einen
Low-Bughet
Grün Drehen muss nicht Teuer Sein sondern Sogar
Billiger wenn Alles vor Produkionsbeginn mit Allen Abgesprochen wird ohne Ausgrenzung
Der konkrete, leicht verständliche Ansatz des CO2-Fußabdrucks mit der Idee der freiwilligen CO2-Kompensation und Klimaneutralität trägt wesentlich dazu bei, den nötigen Paradigmenwechsel zu einem ökologisch nachhaltigen Handeln weiter voranzutreiben. Unternehmen und jeder Einzelne werden darüber zur aktiven Verhaltensänderung inspiriert und befähigt. Darüber hinaus ist aber das Verständnis wichtig, dass die Kompensation nur ein erster Schritt ist. Der zweite bedeutende Schritt liegt darin, eine Strategie zur Reduktion der eigenen Energie- und Ressourcenverbräuche zu entwickeln und sich zu verpflichten, diese auch in die Tat umzusetzen. Die Filmbranche ist ein wichtiger Multiplikator für das Thema, sie hat Zugang zu einem Millionenpublikum – und damit natürlich auch eine Vorbildfunktion.