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Nachhaltigkeit als Chance für den Mittelstand: das Beispiel Nölken

Seit einem Jahr widmet sich die Firma Nölken Hygiene Products systematisch dem Thema Nachhaltigkeit – mit einer eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten als Stabsstelle. Hier erfahren Sie, wie der Mittelständler sein Nachhaltigkeitsprofil entwickelt, was dies für die Beziehung zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern bedeutet – und warum sich Nachhaltigkeit im Wettbewerb lohnt.

Windhagen (csr-news) – Seit einem Jahr widmet sich die Firma Nölken Hygiene Products systematisch dem Thema Nachhaltigkeit – mit einer eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten als Stabsstelle. Das Unternehmen aus Windhagen (bei Bonn) ist ein typischer Mittelständler: 270 Mitarbeiter, eine Zweigestelle in Polen, 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Zwei gute Gründe für das Nachhaltigkeitsengagement von Nölken sind: die Anforderungen seiner Kunden und die Attraktivität als Arbeitgeber. Beim heutigen Bonner CSR-Frühstück berichtete das Unternehmen von seinem Weg zu einer Nachhaltigkeitsstrategie.

Unternehmer in zweiter Generation

Nölken produziert als Zulieferer für große Handelsmarken Feuchttücher und Pflegelotionen, insbesondere für Babys und Kleinkinder. dm, Rewe, Edeka, Coop und viele andere gehören zu seinen Kunden. Markus Nölken, Geschäftsführer des Familienunternehmens in zweiter Generation, denkt bereits über eine Expansion nach Südafrika nach. 2010 übernahm er die Verantwortung für die 1988 von seinen Eltern gegründete Firma gemeinsam mit einem Bruder und einem externen Geschäftsführer. Mit dem Generationenwechsel ist für das Unternehmen ein Kulturwechsel verbunden – hin zu einer neuen Form der Kommunikation und Teamarbeit. Dazu passt die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie, denn auch dabei geht es um die Mitarbeiterbeteiligung.

„Es wurde schon einiges gemacht, aber das musste auch zusammengeführt werden“, sagte Markus Nölken. Die Position der Nachhaltigkeitsbeauftragten richtete das Unternehmen als Stabsstelle ein. Durch ihre Anbindung an die Geschäftsführung sei die Nachhaltigkeitsbeauftragte „nicht immer gut gelitten“, aber „man muss auch mal unbequem sein“, so der Geschäftsführer.

UN Global Compact und GRI liefern Kriterien

Als Nachhaltigkeitsbeauftragte steht Johanna Jung genau 364 Tage im Dienst des Unternehmens. Am Anfang ihrer Arbeit stand die Festlegung von Indikatoren, an denen das Unternehmen sein Nachhaltigkeitsengagement messen will. Dabei greift die Firma auf externe Anforderungskataloge zurück: Nölken Hygiene Products wurde Mitglied im UN Global Compact und informierte jeden seiner Mitarbeiter darüber in einem persönlich adressierten Schreiben. Den dort geforderten Fortschrittsberichterstattung will die Firma nach den Kriterien der Global Reporting Initiative (GRI) verfassen. Zudem trat der Mittelständler dem Unternehmenszusammenschluss Sedex bei, der sich Verantwortungsthemen in der Zulieferkette stellt und den Austausch dazu zwischen Kunden und Zulieferern fördert.

In die ersten Wochen ihrer Tätigkeit fiel die Entscheidung des Unternehmens, sein Nachhaltigkeitsengagement zunächst auf Umweltmanagement und die Mitarbeiterzufriedenheit zu fokussieren. Jung arbeitete die Nachhaltigkeitspolitik der Firma mit aus, die dann gegenüber Stakeholdern kommuniziert wurde – insbesondere gegenüber den eigenen Mitarbeitern. „Man kann dieses Nachhaltigkeitsengagement nicht hinter verschlossenen Türen machen“, sagte Jung. Gemeinsam mit den Abteilungsleitern wurde sodann ein Maßnahmenkatalog erarbeitet und im April verabschiedet.

Nachhaltiges Bindeglied in der Zulieferkette

Als mittelständisches Unternehmen sitzt Nölken an der Schnittstelle zwischen seinen eigenen Zulieferern und den großen Handelsunternehmen. Mit beiden sucht die Firma den Dialog zum Nachhaltigkeitsengagement: Mit den eigenen Zulieferern werden innovative Pilotprojekte initiiert; so wird etwa die Erhöhung des Recyclingmaterialanteils in Verpackungsfolien getestet. Und auch die Kunden werden in jährlichen Workshops in die Entwicklung der nachhaltigen Produkte einbezogen und über Nachhaltigkeitsaspekte informiert. Dort wird zum Beispiel diskutiert, ob der Rohstoff für ein Produkt mit dem strengeren FSC-Siegel aus Asien eingeführt werden soll – oder ob PEFC-zertifiziertes Material aus Deutschland reicht.

Rechnet sich das Nachhaltigkeitsengagement bei einem Mittelständler, der sowieso unter Preisdruck steht? Für Markus Nölken lässt sich diese Frage eindeutig beantworten: Aufgrund der Rohstoffpreisentwicklung muss er am Markt höhere Preise durchsetzen. Die nachhaltige Qualität seiner Produkte erlebt er dabei als ein wichtiges Argument, um seine Kunden zu halten. Nachhaltigkeit rechnet sich im Mittelstand.


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