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Wie Betriebsräte behindert werden

In den letzten Jahren haben vor allem Discounter aus dem Einzelhandel mit Aktionen gegen Betriebsräte Schlagzeilen gemacht. Einzelfälle oder wird in anderen Branchen ebenso verfahren? Zwei Wissenschaftler des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) haben dies für das verarbeitende Gewerbe in einer empirischen Studie untersucht. Ein Zwischenergebnis.

Düsseldorf (csr-news) > In den letzten Jahren haben vor allem Discounter aus dem Einzelhandel mit Aktionen gegen Betriebsräte Schlagzeilen gemacht. Einzelfälle oder wird in anderen Branchen ebenso verfahren? Zwei Wissenschaftler des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) haben dies für das verarbeitende Gewerbe in einer empirischen Studie untersucht. Ein Zwischenergebnis.

Dazu haben die WSI-Forscher Martin Behrens und Heiner Dribbusch in 130 örtlichen Bezirken der IG Metall, der IG Bergbau,Chemie und Energie (IG BCE) und der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) mit Gewerkschaftsvertretern gesprochen. Zwar räumen die Forscher ein, dass ihre Ergebnisse nicht repräsentativ sind, doch haben gerade die hauptamtlichen Gewerkschafter vor Ort einen guten Überblick über die herrschenden Arbeitsbedingungen. Erstes Ergebnis: Auch im verarbeitenden Gewerbe beobachten die Experten mitbestimmungsfeindliche Einstellungen. “Es handelt sich nicht nur um Einzelfälle, doch bislang ist das Problem überschaubar”, fassen die Wissenschaftler ihre Ergebnisse zusammen.

Immerhin geben mehr als die Hälfte der Befragten an, ihnen seien Fälle bekannt, in denen Unternehmer versucht haben, die Gründung einer Arbeitnehmervertretung zu verhindern. Besonders häufig seien Versuche, Kandidaten für die Betriebsratswahl einzuschüchtern. Alternativ werden den Kandidaten Vorteile angeboten, wenn sie auf eine Kandidatur verzichten, in manchen Fällen wurden auch Kündigungen ausgesprochen. Interessanterweise werden bereits existierende Betriebsräte seltener mit Repressalien bedacht, verbreiteter ist der Versuch Neuwahlen zu unterbinden. Dennoch gibt ein Drittel der Gewerkschafter an, auch Betriebe zu kennen, in denen die Betriebsratsarbeit aktiv vom Management behindert wird. Behrens und Dribbusch fanden eine mitbestimmungsfeindliche Orientierung des Managements hauptsächlich in Betrieben mit weniger als 200 Beschäftigten. Zudem sei sie in inhabergeführten Unternehmen weiter verbreitet. Vor allem wenn die Unternehmensleitung von Anwaltskanzleien unterstützt wird, verhärten sich oftmals die Fronten. In der Regel entspannt sich die Situation allerdings, wenn Betriebsräte erstmal etabliert sind. Jedoch: “Immer dann, wenn Beschäftigte und ihre Gewerkschaften am Status quo der Betriebsratslosigkeit rütteln, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Problemen kommt”, so die Forscher.


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