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Kodex für Versicherungsvermittler: Sein oder Schein?

In dieser Woche hat der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) seine Initiative „Ehrbarer Kaufmann“ gestartet. Ab sofort können sich die rund 40.000 Mitglieder auf einer Website registrieren und zu den 10. Kaufmannstugenden bekennen. Ist das Projekt nur Imagekorrektur oder ernsthaftes Engagement?

Bonn > In dieser Woche hat der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) seine Initiative „Ehrbarer Kaufmann“ gestartet. Ab sofort können sich die rund 40.000 Mitglieder auf einer Website registrieren und zu den 10. Kaufmannstugenden bekennen. Ist das Projekt nur Imagekorrektur oder ernsthaftes Engagement?

Versicherungsvertreter ist der unbeliebteste Beruf in Deutschland und genießt die geringste Glaubwürdigkeit – das haben im letzten Jahr wieder mehrere Studien belegt. Nicht verwunderlich, dass ihr Berufsverband dieses Manko beseitigen will. Dies soll in Eigeninitiative geschehen, wie der Verband betont: „Statt nach dem Gesetzgeber zu rufen wie andere Verbände, setzt der BVK auf die Eigenverantwortung seiner Mitglieder und des Berufsstands.“ Seit einiger Zeit wird der Berufsstand mit zusätzlichen gesetzlichen Regelungen konfrontiert und fiel vor allem im letzten Jahr durch Exzesse von Vertriebsorganisationen auf. Dazu will der BVK einen deutlichen Kontrapunkt setzen, wie er betont.

Im Sinne des „Ehrbaren Kaufmanns“ ist der Versicherungsvermittler primär den Interessen seiner Kunden verpflichtet. Eine Anforderung, die durch hohen Vertriebsdruck und ein provisionsgestütztes Vergütungssystem ihre Erfüllbarkeit erst noch beweisen muss. Letztlich fordern die Tugenden von den Vermittlern eine aktive und engagierte Übernahme von sozialer und politischer Verantwortung. Dies bedeutet für den Verband beispielsweise die Vermittlung von Vorsorgeprodukten, die für eine solvente Altersvorsorge der Generationen sorgt. Unmittelbar damit verknüpft sieht der BVK ethisches Handeln, das in der Orientierung an nachhaltigen, also auch in der Zukunft tragenden Geschäftsabschlüssen zum Ausdruck kommt.

Seit gestern ist nun die Website www.ehrbarerkaufmann.de freigeschaltet. Auf ihr können sich die BVK-Mitglieder registrieren und bekennen sich damit zu den Kaufmannstugenden. Voraussetzung für die Registrierung ist ein Eintrag im Vermittlerregister, zudem soll der Vermittler seine Kunden auffordern die Einhaltung der Tugenden zu überprüfen und zu bewerten. Darüber hinaus findet keine Kontrolle statt, der Verband kündigt nur an, bei erkennbaren Verstößen den Vermittler aus der Datenbank zu entfernen. Letztlich wird die Praxis zeigen, ob der individualethische Ansatz des „Ehrbaren Kaufmanns“ geeignet ist, die Probleme des Berufsstands zu lösen. Ohne grundsätzliche Änderungen in der Vertriebsorganisation von Versicherungsprodukten steht der einzelne Vermittler auf verlorenem Posten. In der Versicherungsbranche insgesamt steht das Thema CSR, bis auf wenige Ausnahmen, noch nicht sehr hoch auf der Agenda.


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