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Weniger ist mehr: Paradigmenwechsel in Sachen Energie

Energiesparen? Eigentlich ist jeder dafür, schließlich schont es Budget und Umwelt. Trotzdem fällt die Umstellung schwer. Viele scheuen die Anfangsinvestitionen, die für Berater und neue Gerätschaften anfallen. Doch ein Blick auf jene, die den Sprung gewagt haben, zeigt: Der Weg sich lohnt sich – ökologisch und ökonomisch.

Energiesparen? Eigentlich ist jeder dafür, schließlich schont es Budget und Umwelt. Trotzdem fällt die Umstellung schwer. Viele scheuen die Anfangsinvestitionen, die für Berater und neue Gerätschaften anfallen. Doch ein Blick auf jene, die den Sprung gewagt haben, zeigt: Der Weg sich lohnt sich – ökologisch und ökonomisch.

Von Johanna Thelemann.

Energiesparen ist nicht nur Mode, sondern auch ein politisches Ziel. Zahlreiche Verordnungen und Gesetze auf nationaler und europäischer Ebene geben die Richtung vor. Einige Maßnahmen sind verbindlich festgelegt, etwa die zeitgemäße Isolierung alter Häuser. An anderen Stellen wird lieber auf Freiwilligkeit gesetzt: Fördermaßnahmen für Unternehmen und Privatleute sollen motivieren, statt zu kontrollieren. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, einen Zuschuss zu den Kosten einer Energieberatung zu beantragen. Unterstützt wird der Austausch zwischen Unternehmen, die sich mit Fragen zur Energieeffizienz beschäftigen. Betriebe, die sich bereits besonders hervorgetan haben, werden ausgezeichnet. Unterschiedliche Institutionen koordinieren die bisherigen Bemühungen und entwickeln neue Ansätze:

Im Jahr 2009 wurde im Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) eingerichtet. Sie sollen die Richtlinie der Europäischen Union zur Energieeffizienz umsetzen, zum Beispiel indem sie einen Überblick über Anbieter von Energiedienstleistungen und Energiemaßnahmen gibt. Die BfEE unterstützt die Kooperation zwischen allen beteiligten Akteuren und arbeitet eng zusammen mit verschiedenen Instituten und der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), welche wiederum die „Initiative EnergieEffizienz“ ins Leben gerufen hat. Diese vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderte Initiative ist eine Anlaufstelle für alle Fragen: Sie informiert über Möglichkeiten, energieeffizient zu leben und zu arbeiten, und gibt Hinweise in den Fachbereichen „Private Haushalte“, „Industrie & Gewerbe“ und „Dienstleistungen“oder vermittelt Kontakt zu professionellen Beratern. Diese können die aktuelle Situation analysieren und helfen, individuell passende Lösungen zu finden.

Award für industrielle Vorreiter

Für herausragende Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz schreibt die dena seit 2007 jährlich den mit 30.000 Euro dotierten Energy Efficiency Award aus. Die Gewinner für 2011 lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor, doch schon im ersten Jahr zeigte die Aktion, wie breit das Spektrum der Möglichkeiten ist. Als Technologiefirma war die Detmolder Weidmüller Interface schon aufgrund ihrer Branche prädestiniert dafür, den ersten Platz des Energy Efficiency Awards zu belegen. Doch die Paderborner Brauerei Haus Cramer, 2007 zweiter Preisträger, zeigt: Auch wer in einer ganz anderen Sparte seinen Umsatz macht, kann sich an energieeffiziente Projekte heranwagen. Die Bierbrauer hatten ihr altes Druckluftsystem optimiert, indem zwei Netze zusammengelegt und eine übergeordnete Steuerung installiert wurden. Diese Maßnahme schlug zwar zunächst mit 62.500 Euro zu Buche, spart jedoch jährlich 55.000 Euro, lohnt sich also schon im zweiten Jahr – und entspricht einer Energieersparnis von 49 Prozent, was im konkreten Fall bedeutet: Es werden 775.000 Kilowattstunden im Jahr weniger benötigt als zuvor. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 220 Haushalten.

Nicht nur in der Industrie lassen sich Prozesse auf ihre Energieeffizienz überprüfen. Das Seminar für Psychologie der Universität Freiburg wurde als dena-Referenzprojekt bewertet, nachdem dort der Energieverbrauch um 30.000 Kilowattstunden jährlich gesenkt wurde – und das im Wesentlichen nur durch ein verändertes Verhalten der Mitarbeiter und Studierenden! Die Einsparung gelingt ohne relevante technische Neuerungen. So werden zum Beispiel ganz einfach weniger Arbeitsplatzdrucker und verstärkt Netzwerkdrucker genutzt; Schalter zwischen PCs und Peripheriegeräten reduzieren den Stand-by-Verbrauch. Durch Informationen und Aktionen wie Verteilen von Energiesparlampen wurden Mitarbeiter und Studierende motiviert, sich um ein stromsparendes Verhalten zu bemühen.

Unternehmer, vernetzt euch!

In der Schweiz wurden sehr positive Erfahrungen mit Netzwerken verschiedener Unternehmen gemacht, die ihre Energieeffizienz verbessern und in diesem Sinne mit- und voneinander lernen wollten. Es hat sich gezeigt, dass in entsprechenden Netzwerken organisierte Unternehmen ihre Energieeffizienz gegenüber dem Durchschnitt der Industrie um den Faktor zwei bis drei steigern konnten.

Daher strebt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit auch in Deutschland solche Netzwerke an und hat das Projekt „30 Pilot-Netzwerke“ ins Leben gerufen. Partner dabei sind das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung, das Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien, der Verein Modell Hohenlohe, die Eproplan Beratende Ingenieure GmbH und die ÖKOTEC Energiemanagement GmbH. Ziel ist, bis 2013 bundesweit 30 Netzwerke von je 10 bis 15 Unternehmen zu etablieren, die gemeinsam ihre Energieeffizienz verbessern. Die Netzwerke werden moderiert und können Unterstützung in Anspruch nehmen. Bislang sind die Fördermöglichkeiten noch nicht vollständig ausgereizt, da die Zahl von 30 Netzwerken noch nicht erreicht ist. Weitere Kooperationen, die etwa von IHKs, Wirtschaftsplattformen oder Energieversorgern initiiert werden, können in das Förderprogramm aufgenommen werden.

Weitere Informationen:
www.industrie-energieeffizienz.de
www.energieeffizienz-im-service.de
www.30pilot-netzwerke.de

Johanna Thelemann ist freie Journalistin mit den Themenschwerpunkten Gesundheit und Soziales.
johanna.thelemann@csr-magazin.net


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