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CDP: Zweiklassengesellschaft in der Berichterstattung

2010 war kein gutes Jahr für den Klimaschutz. Trotz zahlreicher Anstrengungen gilt das, von den G8-Statten anerkannte, 2-Grad-Ziel als kaum noch erreichbar. Nach inoffiziellen Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) stiegen die weltweiten CO2-Emissionen im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent, so stark wie nie zuvor. Auch in Deutschland sind die CO2-Emissionen nach Schätzungen des Umweltbundesamtes um ca 5,4 Prozent gestiegen.

Frankfurt > 2010 war kein gutes Jahr für den Klimaschutz. Trotz zahlreicher Anstrengungen gilt das, von den G8-Statten anerkannte, 2-Grad-Ziel als kaum noch erreichbar. Nach inoffiziellen Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) stiegen die weltweiten CO2-Emissionen im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent, so stark wie nie zuvor. Auch in Deutschland sind die CO2-Emissionen nach Schätzungen des Umweltbundesamtes um ca 5,4 Prozent gestiegen, die CO2-Intensität der Wirtschaft hat danach sogar wieder zugenommen. „Heute ist mehr denn je offensichtlich, dass wir wirtschaftliches Wachstum von weiter steigenden Emissionen loslösen müssen“, schreibt Paul Simpson, CEO des Carbon Disclousure Projects (CDP), im Vorwort zum neuen CDP-Jahresbericht, der heute in Frankfurt vorgestellt wurde. Der Bericht untersucht die Klimaschutz-Aktivitäten der größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland und Österreich.

In diesem Jahr beteiligten sich insgesamt 128 Unternehmen an der Umfrage des CDP, darunter sind alle DAX30 Unternehmen vertreten. Die Treibhausgasemissionen der an das CDP berichtenden Unternehmen sind trotz 3,6 Prozent Wirtschaftswachstum und erheblicher Produktionsausweitungen aggregiert nur um 0,5 Prozent gestiegen. Nach Angaben des CDP lässt sich daraus aber noch nicht schlussfolgern, dass sich Emissionsvolumen und wirtschaftliches Wachstum voneinander abkoppeln. Dafür reicht unter anderem das berichtete Investitionsvolumen in eine nachhaltige Emissionsreduzierung nicht aus. Zwar haben die Unternehmen insgesamt 438 Maßnahmen gemeldet, diese summieren sich jedoch nur auf insgesamt 3,4 Milliarden Euro. Rund die Hälfte der Investitionen gehen in die Bereitstellung kohlenstoffarmer Energie, je ein Fünftel in energieeffiziente Prozesse und Produktionsdesign und etwa 120 Millionen werden für energieeffizientere Gebäude ausgegeben. Das tatsächliche Volumen könnte indes um einiges höher liegen, gut zwei Drittel der benannten Maßnahmen sind von den Unternehmen noch nicht mit konkreten Zahlen unterlegt. Ein weiterer Aspekt sind die Planungszeiträume. Um eine stabile Aussage zur Abkopplung treffen zu können, müssten die Investitionszeiträume längerfristig angelegt sein. Tatsächlich nennen aber nur fünf Unternehmen wie beispielsweise BMW oder die Deutsche Telekom längerfristige Ziele, in der Regel werden Ziele für weniger als fünf Jahre abgesteckt. Zudem setzt sich die Mehrzahl der Unternehmen keine absoluten, sondern nur relative Reduktionsziele. Dies reicht aber nach Einschätzung des CDP nicht aus, den Umsatzwachstumseffekt auszugleichen, ihre Emissionen steigen dann trotz verbesserter Ressourceneffizienz.

Große Unterschiede existieren noch in der Vollständigkeit und Qualität der Berichterstattung. Während die großen Unternehmen immer bessere Berichte abliefern, gibt es bei den KMUs ein geteiltes Bild. Zwar werden die Berichte tendenziell besser, die Zahl der berichtenden Unternehmen ist aber gesunken, beispielsweise haben im vergangenen Jahr nur 28 MDAX Unternehmen an das CDP berichtet, ein Jahr vorher waren es noch 35. Von den berichtenden Unternehmen machen 61 Prozent ihre Angaben öffentlich zugängig, eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Dies gilt auch für die Qualität der Berichte, so sind im Bereich der sogenannten Scope-3-Emissionen trotz hoher Komplexität und Unsicherheit in der Methodik inzwischen 45 Prozent aller Unternehmen in der Lage, Daten zu messen und zu berichten. Auch die Verlässlichkeit der berichteten Emissionsdaten konnte erheblich gesteigert werden. Immerhin 68 Prozent der Unternehmen lassen ihre direkten Emissionen (Scope-1) extern verifizieren und für 57 Prozent gilt dies auch bei den indirekten Emissionen (Scope-2).

Das CDP veröffentlicht zudem in jedem Jahr den „Carbon Disclosure Leadership Index“ (CDLI). In diesem Index werden dreißig Unternehmen aufgeführt, die nach dem Kriterium der Vollständigkeit die höchste Punktzahl erzielen konnten. Dabei hat sich die Qualität in diesem Jahr deutlich gesteigert, alle enthaltenen Unternehmen haben mehr als 70 Punkte von 100 möglichen Punkten erzielt. Angeführt wird der Index von Bayer, gefolgt von der Deutschen Post, Siemens, BMW, SAP, BASF, Allianz, VW und Metro.

Der aktuelle Bericht des CDP steht zum Download bereit.


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