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IAA: Zwischen PS-Wahn und Elektromobilität

Unter dem Motto „Zukunft serienmäßig“ hat die 64. internationale Automobilausstellung in Frankfurt ihre Pforten geöffnet. In den letzten Jahren hat die Branche ihr Bekenntnis zur Nachhaltigkeit immer wieder betont. Was ist daraus geworden? Immerhin wird der Elektromobilität in diesem Jahr sogar eine ganze Halle gewidmet, nahezu alle bedeutenden Hersteller präsentieren eigene Modelle mit alternativen Antrieben oder zumindest mehr oder weniger ausgereifte Studien. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): „Dieser branchenübergreifende Auftritt soll die sich verändernde Wertschöpfungskette des Automobils aufzeigen“.

Frankfurt > Unter dem Motto „Zukunft serienmäßig“ hat die 64. internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt ihre Pforten geöffnet. In den letzten Jahren hat die Branche ihr Bekenntnis zur Nachhaltigkeit immer wieder betont. Was ist daraus geworden? Immerhin wird der Elektromobilität in diesem Jahr sogar eine ganze Halle gewidmet, nahezu alle bedeutenden Hersteller präsentieren eigene Modelle mit alternativen Antrieben oder zumindest mehr oder weniger ausgereifte Studien. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): „Dieser branchenübergreifende Auftritt soll die sich verändernde Wertschöpfungskette des Automobils aufzeigen“.

2011 wird ein Automobiljahr betonte Wissmann bei der Eröffnung der IAA. Weltweit wird der Markt in diesem Jahr auf über 65 Millionen verkaufte PKW steigen, ein neuer Rekord. Für 2020 lautet die Prognose: 90 Millionen verkaufte PKW weltweit. Dieser rasante Anstieg ist auch gleichzeitig eines der Probleme der Automobilindustrie. Das Bedürfnis nach individueller Mobilität nimmt immer weiter zu, vor allem in den Schwellenländern. Dem gegenüber stehen die gewaltigen Auswirkungen auf den Klimawandel. Ein Umdenken in Sachen Antrieb ist also nicht die Kür, sondern notwendige Pflicht um u.a. auch den sich verschärfenden gesetzlichen Regelungen gerecht zu werden. Tatsächlich ist die IAA nämlich nicht die Veranstaltung der Vernunft sondern des Vergnügens – SUV´s, Sportwagen und Luxuslimousinen dominieren die Leistungsschau und sichern den Herstellern ihre Umsätze.

Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der 2010 in Deutschland verkauften Fahrzeuge lag, nach Berechnungen des Verkehrsclub Deutschland VCD, bei 151 Gramm CO2 pro Kilometer, in der EU bei knapp über 140 Gramm. Für die neuste Auto-Umweltliste hat der VCD 385 aktuelle PKW-Modelle anhand der Klimabelastung durch CO2 sowie der Belastung des Menschen und der Umwelt durch Lärm und Schadstoffe bewertet. Angeführt wird das Ranking von Fahrzeugen asiatischer Hersteller wie Toyota, Honda und Lexus. Nur VW konnte sich mit dem Polo BlueMotion noch einen Platz unter den TOP 10 sichern. Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: „Es reicht einfach nicht aus, sich nur auf das Premiumsegment zu konzentrieren, auch wenn sich damit im letzten Jahr viel Geld verdienen ließ. Schwere Luxuslimousinen sind und bleiben Klimakiller. Sie sind nicht zukunftsfähig, unabhängig davon, dass der Normalverbrauch auf unter zehn Liter gesunken ist“.

Dass die deutschen Hersteller auch in diesem Segment auf Nachhaltigkeit setzen, will beispielsweise Daimler beweisen. F 125 heißt die Studie für das Premiumsegment, mit der Daimler das emissionsfreie Automobil umsetzten will. Wasserstoff-Antrieb und Hochleistungsbatterien sollen eine Reichweite von 1000 Kilometern ermöglichen. Dieter Zetsche, Vorstandschef von Daimler: „Es ist Zeit für einen Ölwechsel. Wasserstoff ist das bessere Öl“. Bis 2025 soll die Studie im Premiumsegment umgesetzt werden, auf den gewohnten Komfort sollen die Käufer dabei nicht verzichten.

BMW zeigt auf der IAA ebenfalls seine Studien für das nachhaltige Automobil. Mit dem BMW I Concept stellen die bayerischen Autobauer ein völlig neues Konzept der Automobilentwicklung vor. Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen soll nicht nur durch den Elektroantrieb reduziert werden sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Entwicklung, beim Einkauf bis hin zur Produktion und einem in sich geschlossenen Materialkreislauf zur Abfallvermeidung. Aktuell hat BMW seinen neuesten CSR-Bericht vorgelegt und wurde in den vergangenen Wochen mehrfach für sein Nachhaltigkeitsengagement gewürdigt. In der neuen Rangliste des Carbon Disclosure Project (CDP) konnte BMW 96 von 100 möglichen Punkten erreichen und führt damit das Ranking im CDP Global 500 unter allen Automobilherstellern an. Bereits letzte Woche wurde BMW zum siebten Mal in Folge als Branchenführer im Dow Jones Sustainability Index bestätigt.

Im Rahmen der IAA machte die Klima-Allianz Deutschland auf die Probleme mit Dienstwagenflotten aufmerksam. Das Bündnis fordert von der Politik eine ökologische Dienstwagenbesteuerung und wirft ihr Fehlanreize für den Klimaschutz im Verkehrsbereich vor. Damian Ludwig, FÖS, als Mitglied der Klima-Allianz: „Wir fordern, dass der geldwerte Vorteil stärker auf der Klimabelastung und dem tatsächlichen Nutzen des Fahrzeugs basiert. Es ist nicht die Aufgabe der Allgemeinheit, übermotorisierte Spritschlucker durch Steuervergünstigungen mitzufinanzieren“.


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