Finanzwirtschaft Nachrichten NGOs Umwelt

TOP-Banken versagen beim Umwelt- und Klimaschutz

„Alles im grünen Bereich? Klima- und Umweltschutz auf dem Abstellgleis deutscher Banken“, heißt eine neue Studie der Organisation Facing Finance.

Berlin (csr-news) > Die Studie analysiert anhand von Fallbeispielen, inwiefern die fünf größten deutschen Banken Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen pflegen, die für ihre Umwelt- und Klimaschäden in der Kritik stehen. Demnach schneiden die größten deutschen Banken bei der Verankerung von Klimaschutz bei Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen mangelhaft ab. Während die Finanzierung von neuen Kohlekraftwerken und Kohleminen zwar zum Teil ausgeschlossen wird, bleibt die Förderung der fossilen Brennstoffe Öl und Gas nach wie vor unberücksichtigt. Auch andere Industrien, die stark zur Klimazerstörung beitragen, werden derzeit von deutschen Banken nicht ausreichend in der Risikobetrachtung berücksichtigt. Diese „business as usual“-Mentalität der Banken ignoriert zudem Warnungen zahlreicher Studien, die den Finanzdienstleistern ein erhebliches finanzielles Risiko voraussagen, sollten sie sich weiter an CO₂-intensiven und damit klimaschädlichen Branchen beteiligen.

„Besonders große Banken versagen derzeit schlichtweg beim Umwelt- und Klimaschutz und werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Sie müssen unverzüglich eine radikale Neuausrichtung der alten, klimaschädigenden Geschäftsmodelle und Kreditrichtlinien einleiten,“ so Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing Finance. „Nur mit unverbindlichen CSR-Hochglanzbroschüren oder der Mitgliedschaft beim UN Global Compact lässt sich das Klima nicht retten und schon gar nicht das Ziel des Pariser Klima-Abkommens erreichen.“ Besonders auffällig ist die Beteiligung der deutschen genossenschaftlichen DZ Bank an der Finanzierung von Kohlekraftwerksprojekten in Vietnam. Um den globalen Temperaturanstieg auf unter 2°C zu begrenzen, wozu sich die internationale Staatengemeinschaft im Pariser Klimaabkommen verpflichtet hat, dürften ab 2017 keine Investitionen in den Bau neuer Kohlekraftwerke getätigt werden. Die DZ Bank torpediert daher mit derartigen Finanzierungen die internationalen Klimaschutzziele.

Auswahl von Selbstverpflichtungen deutscher Banken zum Klima- und Umweltschutz

Quelle: Facing Finance, „Alles im grünen Bereich?“

Andere deutsche Banken wie die Commerzbank und die Deutsche Bank haben bereits erste Schritte unternommen und zumindest einen teilweisen Ausstieg aus der Finanzierung von Kohle beschlossen. „Damit hinken die genossenschaftliche DZ Bank, die öffentlich-rechtliche Landesbank im grün-schwarz regierten Baden-Württemberg sowie die HypoVereinsbank beim Thema Kohleausstieg deutlich hinter ihren Wettbewerbern her“, sagt Sarah Guhr, Autorin der Studie und Projektleiterin bei Facing Finance. „Auch Unternehmen, die ihre Umsätze nicht mit fossilen Brennstoffen erzielen, jedoch durch hohe CO₂-Emissionen das Klima schädigen, stellen ein zusätzliches finanzielles Risiko für Banken dar“, so Jan Schulz von Facing Finance, Co-Autor der Studie. Die Zementindustrie ist nur ein Beispiel dafür: Sie ist für 5 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich, die Produktion einer Tonne Zement verursacht allein 600 Kilogramm CO₂. „Dennoch sind die größten deutschen Banken an Finanzierungen und Investments u.a. in den deutschen Zementhersteller HeidelbergCement beteiligt und tragen so zu Klimaschäden bei“, beklagt Schulz. Die vom Umweltbundesamt finanzierte Studie ruft auch Bankkunden dazu auf, für ihre eigenen Geldanlagen Verantwortung zu übernehmen um zu verhindern, dass deutsche Banken direkt und indirekt Umweltzerstörung und Klimaschäden fördern.

Die Studie „Alles im grünen Bereich? Klima- und Umweltschutz auf dem Abstellgleis deutscher Banken“ zum Download.


Werden Sie Mitglied im UVG e.V. und gestalten Sie den Nachhaltigkeitsdialog mit. > Die Infos
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner