Autor des Beitrags: Gunnar Glänzel, Mitarbeiter am Centrum für soziale Investitionen und Innovationen der Ruprecht- Karls-Universität Heidelberg
Unter Social Entrepreneurship (dt. Sozialunternehmertum) versteht man gemeinhin innovative Herangehensweisen, soziale Probleme mit unternehmerischen Mitteln zu lösen oder zu mindern. Die Aktivitätsfelder von Social Entrepreneurs bzw. Sozialunternehmern liegen in klassisch wohlfahrtsstaatlichen Bereichen wie Pflege, Sozial- und Jugendhilfe über Arbeitsmarktintegration, alternative Energiegewinnung, wirtschaftliche Regionalentwicklung, Fair Trade, Finanzdienstleistungen bis hin zu Bildung, Umweltschutz und politischer Themenanwaltschaft.
Das erste zentrale Merkmal von Social Entrepreneurship besteht in derLösung sozialer und ökologischer Probleme als oberstem Ziel des Sozialunternehmers. Grundsätzlich können sich soziale/ökologische und wirtschaftliche Zielerreichung wechselseitig verstärken. Gerade diese Art der Verknüpfung oft als gegensätzlich wahrgenommener Organisationsziele und -ergebnisse wird mit Social Entrepreneurship verbunden.
Zweites Merkmal sind leistungsbasierte Einkommensmodelle, durch die sich Social Entrepreneurship vor allem gegenüber traditionellen Nonprofit-Organisationen (NGOs, Stiftungen etc.) abgrenzt, die sich durch öffentliche oder private Fördermittel finanzieren. Sozialunternehmer versuchen stattdessen oft, verschiedene öffentliche und private Einkommensquellen innovativ zu kombinieren und unabhängig von Spenden und Fördermitteln zu werden.
Ein drittes Merkmal von Social Entrepreneurship besteht folglich in der innovativen Herangehensweise der Unternehmer, die wesentlich zur positiven Wahrnehmung des Phänomens in Politik und Öffentlichkeit beiträgt. Oft liegt das Innovative gerade darin, ökonomische und soziale Organisationsziele miteinander in Einklang zu bringen.
Legt man ein enges Verständnis von Social Entrepreneurship an, treffen alle drei genannten Merkmale zu, und zwar oft in sich wechselseitig verstärkender Art und Weise, so dass bestehende Herangehensweisen konsequent und oft radikal umgestaltet werden. In einem weiteren Verständnis von Social Entrepreneurship können eines oder mehrere der genannten Merkmale weniger stark ausgeprägt sein: So wird bei sozialen Innovationen marktbasiertes Einkommen als untergeordnet betrachtet, während bei Social Business wirtschaftlicher Erfolg vor sozialer Orientierung oder Innovativität stehen kann.
Begrifflich und als Forschungsfeld ist Social Entrepreneurship ein relativ junges Phänomen: Der ehemalige McKinsey-Berater Bill Drayton gründete 1980 die Förderorganisation Ashoka und prägte als erster den Begriff. Dennoch ist Social Entrepreneurship weder ein ursprünglich angelsächsisches Phänomen noch eine neuere Entwicklung.
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