Berlin (csr-news) > Zwei schwierige Jahre liegen hinter dem, von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller initiierten Bündnis für nachhaltige Textilien. Der Steuerungskreis hat sich nun auf die nächsten Schritte zur Umsetzung der Bündnisziele geeinigt. Bis Ende Januar müssen alle Mitglieder ihre individuellen Ziele für das kommende Jahr vorlegen. Anfang 2018 sollen die Ergebnisse überprüft werden.
Der Steuerungskreis folgte damit den Empfehlungen der Facharbeitsgruppen, in denen 2016 um die Umsetzungsanforderungen für 2017 gerungen wurde. In drei Facharbeitsgruppen (AG Naturfasern, AG Chemikalien und AG Sozialstandards und existenzsichernde Löhne) wurden die Maßnahmen zur Umsetzung und ein Indikatorenset erarbeitet. Eigentlich waren diese Schritte und der Beginn des Review-Prozesse schon für dieses Jahr geplant. Doch es war schwierig eine Einigung zu erzielen. So war beispielsweise der Umfang der individuellen Zielsetzung strittig. Mit der nun getroffenen Entscheidung wird dieser Prozess doch noch, mit leichter Verspätung starten.
Hohe Erwartungen an die Zielsetzung
„Durch die Entscheidungen des Steuerungskreises beginnt 2017 die Umsetzung mit dem Ziel, wirksame Verbesserungen in der Textil-Lieferkette zu erreichen“, so Bernhard Felmberg, Moderator des Steuerungskreises. „Dies zeigt, alle Mitglieder wollen Fortschritte bei den sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedingungen in der Textilproduktion erreichen.“ Die ebenfalls im Bündnis vertretene Kampagne für Saubere Kleidung begrüßt die Einigung und sieht sie als wichtigen ersten Schritt hin zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Man erwarte aber anspruchsvolle Ziele der beteiligten Unternehmen, damit das Bündnis auch langfristig erfolgreich sein kann. „Wesentlich ist, welche Verbesserungen durch das Textilbündnis für die Arbeiter in der Textilindustrie erreicht werden. Daran muss sich das Bündnis messen lassen“ sagt Maik Pflaum, Kampagne für Saubere Kleidung.
Spannend bleibt jetzt, wie weit die einzelnen Unternehmen ihre Ziele stecken. Im ersten Jahr können sie sich dazu noch etwa bedeckt halten. Zwar sollen die Ziele veröffentlicht werden, aber erst 2018 müssen sie öffentlich zugänglich sein. Das gilt dann auch für die individuelle Zielerreichung, die ab 2018 in einem Performance-Steckbrief dargestellt wird, der verpflichtend ab dem Jahr 2019 veröffentlicht werden muss. Die Facharbeitsgruppen werden im nächsten Jahr bestehende Ziele und Umsetzungsanforderungen konkretisieren und weiterentwickeln. Die bisherigen Erfahrungen sollen in die Fortschreibung der Umsetzungsanforderungen einfließen und so die kontinuierliche Verbesserung sicherstellen.
Stärkung des Bündnisses
Erst 2018 lässt sich dann sagen, ob ein solches Bündnis tatsächlich Verbesserungen in der Lieferkette erreichen kann. Schon jetzt kann Felmberg aber ein positives Fazit ziehen: „Das Textilbündnis ist ein Beweis, dass Multi-Stakeholder-Initiativen funktionieren.“ Aus Sicht der Kampagne für Saubere Kleidung ist das Bündnis allerdings nur ein erster Schritt, da es lediglich auf freiwillige Selbstverpflichtung setzt. Dennoch sieht man in der errungenen Verpflichtung eine Stärkung des Bündnisses. „Auch Unternehmen, die sich bisher wenig engagiert haben, können über ambitionierte Zielsetzung also zeigen, dass sie es ernst meinen mit Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern“ sagt Berndt Hinzmann von der Kampagne für Saubere Kleidung.
Weitere Informationen zur genauen Ausgestaltung des laufenden Prozesses, zu den Schlüsselfragen und Indikatoren sowie Umsetzungsaktivitäten sollen im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Bündnisses am 22. November 2016 veröffentlicht werden.