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Deutsche Unternehmen und ihr Umgang mit den Rechten indigener Völker

Wirtschaftliche Aktivitäten bedrohen weltweit die Rechte indigener Völker wie die kaum einer anderen Bevölkerungsgruppe. Auch deutsche Unternehmen sind direkt oder indirekt beteiligt, etwa indem sie Rohstoffe von fragwürdigen Zulieferern beziehen oder an umstrittenen Projekten auf indigenem Land mitverdienen. In einer Befragung unter 100 deutschen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 1 Milliarde Euro, hat Survival International nun erstmals untersucht, wie die Unternehmen selbst damit umgehen, ihre Verantwortung einschätzen und welche Maßnahmen sie zum Schutz indigener Völker ergreifen.

Berlin (csr-news) > Wirtschaftliche Aktivitäten bedrohen weltweit die Rechte indigener Völker wie die kaum einer anderen Bevölkerungsgruppe. Auch deutsche Unternehmen sind direkt oder indirekt beteiligt, etwa indem sie Rohstoffe von fragwürdigen Zulieferern beziehen oder an umstrittenen Projekten auf indigenem Land mitverdienen. In einer Befragung unter 100 deutschen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 1 Milliarde Euro, hat Survival International nun erstmals untersucht, wie die Unternehmen selbst damit umgehen, ihre Verantwortung einschätzen und welche Maßnahmen sie zum Schutz indigener Völker ergreifen.

Das Ergebnis der Studie offenbart Schwachstellen beim Umgang mit menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten. Von den 100 angefragten Unternehmen haben sich zwar nur 24 geäußert, deren Antworten lassen aber einen ersten Eindruck zu. Survival International ging davon aus, dass bei etwa 40 Prozent der Unternehmen eine hohe Wahrscheinlichkeit für Konflikte mit den Rechten indigener Völker besteht. Nur bei etwa zehn Prozent sei von einem geringen Konfliktrisiko auszugehen. Nur bei zwei der Unternehmen die geantwortet hatten, wurde bereits einmal eine Menschenrechtsrisikoanalyse durchgeführt. Oftmals wird von den Unternehmen kein Risiko gesehen oder es wird als eher gering eingeschätzt. Rund jedes fünfte Unternehmen konnte das Risiko gar nicht einschätzen.

Au Sicht der Organisation ist das Ergebnis ernüchternd und ein Beleg dafür, dass deutsche Unternehmen, die weltweit Geschäfte tätigen, hinterherhinken oder die Augen verschließen, wenn es darum geht ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht gegenüber indigenen Völkern nachzukommen. Linda Poppe von Survival International: „Für indigene Völker ist ‚Made in Germany‘ kein Gütesiegel, vielmehr ein Grund sich ernsthaft Sorgen zu machen. Denn wenn deutsche Unternehmen die Rechte indigener Völker verletzen, sind dies keine bedauerlichen Einzelfälle“. Die Reaktionen der befragten Unternehmen würden zeigen, dass an allen Enden das Bewusstsein für indigene Völker, ihre Rechte und die eigene menschenrechtliche Verantwortung fehlt. „Indigene Völker kommen immer häufiger in Konflikt mit Unternehmen, je weiter diese in ihre einst abgelegenen Gebiete vordringen. Wenn deutsche Unternehmen nicht schnell aufholen, könnten die Folgen verheerend sein,“ so Poppe.

Angesichts der Ergebnisse fordert Survival International von deutschen Unternehmen ein umgehendes Handeln, um geeignete Mechanismen zum Schutz indigener Völker aufzubauen und diese konsequent umzusetzen. Darüber hinaus muss die deutsche Bundesregierung ein klares Zeichen für die Rechte indigener Völker setzen, beispielsweise durch eine Ratifizierung der ILO-Konvention 169 und die verbindliche Sicherung indigener Recht im Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.

Der Bericht „Warnhinweis: Kann Spuren von Menschenrechtsverletzungen enthalten” zum Download.


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