Die EU-Kommission hat im vergangenen Jahr 2072 Produkte als gefährlich für den Verbraucher eingestuft und Warnungen darüber an die Mitgliedstaaten versendet. Am häufigsten wurden Warnungen für Spielzeug (27 Prozent) und Kleidung (17 Prozent) ausgesprochen, wie EU-Verbraucherschutzkommissarin Vera Jourova am Montag in Brüssel sagte. Die Gesamtzahl der gefährlich eingestuften Produkte ging im Vergleich zu 2014 zurück. 62 Prozent kamen aus China.
„Im Juni werde ich nach China reisen und dort mit den chinesischen Behörden über die nächsten Schritte für eine verbesserte Zusammenarbeit bei der Produktsicherheit sprechen“, kündigte Jourova an. Im Vergleich zu 2014 sank der Anteil der aus China importierten und als gefährlich eingestuften Produkte im vergangenen Jahr leicht. Das ergab die Jahresstatistik des europäischen Frühwarnsystems Rapex, deren Jahresbilanz Jourova vorstellte.
Im Rekordjahr 2014 waren über Rapex noch 2435 Warnmeldungen ausgegeben worden. Damit ist 2015 erst das zweite Jahr, in dem die Warnmeldungen seit den ersten Statistiken von Rapex in 2004 zurückgegangen sind.
Die größte Gefahr bildeten im vergangenen Jahr unerlaubt verwendete Chemikalien. Aus Deutschland wurden 208 Warnmeldungen an Rapex geschickt. Das bedeutet Platz drei in der EU-Länderstatistik hinter Spanien mit 239 und Ungarn mit 238 Meldungen.
Trotz des insgesamt positiven Trends hin zu weniger gefährlichen Produkten nannte es Jourova besorgniserregend, dass die meisten Risiken von Chemikalien ausgingen. Das sei bei 25 Prozent der gemeldeten Produkte der Fall gewesen.
Die Verbraucher könnten die Gefahr der Chemikalien nicht ohne weiteres erkennen, sagte Jourova. Besonders oft entdeckt wurden ihren Angaben zufolge Schwermetalle wie Nickel und Blei in Modeschmuck sowie in Kleidungsstücken bestimmte Weichmacher, die Einfluss auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Menschen haben können.
Jourova appellierte zugleich an die Rapex-Teilnehmerstaaten, mehr auf den Online-Handel achten. 65 Prozent der Europäer würden heutzutage über das Internet einkaufen. Die Produkte, die nur im Internet angeboten würden, müssten besser überprüft werden.
Das Rapex-System gibt es seit 2003. Es wurde auf Grundlage der europäischen Produktsicherheitsrichtlinie von 2001 eingeführt. Bei Rapex geht es um die meisten Arten von Produkten für Verbraucher und den Beruf. Die zu meldenden Risiken sind nicht auf die Gesundheit beschränkt: Auch Umweltgefahren fallen darunter.
Nicht erfasst werden von Rapex Lebensmittel, Pharmazeutika und medizinische Geräte, für die es eigene Kontrollsysteme bei der EU gibt. An Rapex nehmen neben den 28 EU-Mitgliedstaaten auch Island, Norwegen und Liechtenstein teil.