Hamburg (csr-news) > Trotz hoher Retourenquote und teilweise mehrmaliger Anfahrt durch den Paketzusteller können Kunden guten Gewissens online einkaufen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Clean Tech Instituts (DCTI) im Auftrag der Otto Group und Hermes. Demnach würden online bestellte Artikel sogar weniger CO2-Emissionen verursachen als der Erwerb des gleichen Produkts im stationären Einzelhandel. Um den zu erwartenden Vorbehalten zu begegnen, hat Otto nicht nur auf die Glaubwürdigkeit des DCTI gesetzt, sondern hat die Studie noch vom Öko-Institut bewerten lassen.
„Uns war wichtig, beim Thema CO2 Transparenz zu schaffen und den Vorurteilen Fakten entgegenzusetzen“, begründet Hanjo Schneider, Vorstand Services Otto Group und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Hermes Europe GmbH, die Beauftragung der Studie „Klimafreundlich einkaufen – eine vergleichende Betrachtung von Onlinehandel und stationärem Einzelhandel“, für die 1.000 Kunden befragt wurden. Die nähere Betrachtung lohnt, denn der Onlinehandel ist seit Jahren das am stärksten wachsende Handelssegment. Immerhin jeder zweite Deutsche kauft mehr oder weniger regelmäßig im Internet ein. Im Jahr 2014 wurden allein in Deutschland 42,9 Mrd. Euro online umgesetzt (2013: 34,3 Mrd. Euro), das entspricht rund 10 Prozent des deutschen Gesamthandelsvolumens.
Bild (v.L.): Linda Fahmy, Studienleiterin DCTI, Philipp Wolff, Geschäftsführer DCTI Hanjo Schneider, Otto Group Vorstand Services, Thomas Voigt, Direktor Wirtschaftspolitik und Kommunikation bei der Otto Group.
Verdichtete Transporte besser für die CO2-Bilanz
Untersucht wurden deshalb die Transportwege der Produkte vom Zentrallager zum Kunden unter Berücksichtigung unterschiedlicher Käufertypen, die bestimmte Lebens- und Einkommenssituationen haben und sich unterschiedlich verhalten. Dabei zeigte sich, dass ein Artikel, der online bestellt wurde, im Durchschnitt weniger CO2-Emissionen verursacht, als wenn die Käufer dasselbe Produkt im stationären Einzelhandel erwerben würden. Das positive Ergebnis für den Online-Handel ergibt sich vor allem durch den verdichteten Transport der Sendungen durch die Paketdienste, die je Anfahrt immer mehrere Kunden beliefern. Die CO2-Bilanz dieser gebündelten Verkehre ist damit der individuellen Anfahrt vieler Kunden mit dem PKW in die Innenstadt deutlich überlegen. Das gilt selbst dann, wenn man auch die hohen, im Onlinevertrieb üblichen Retouren berücksichtigt. Bei den Produkten des Großstückversands (Warenzustellung an den Kunden durch zwei Personen) ist dieses Ergebnis nicht ganz so eindeutig. Die CO2-Emissionen des Onlinehandels liegen dabei zwar ebenfalls unter den Werten des stationären Einzelhandels. Allerdings sind die Differenzen hier nicht so stark ausgeprägt wie bei den Produkten des Paketversands. Dies liegt daran, dass die Anzahl der je Teilstrecke transportierten Artikel geringer ist und sich somit die durch den Transport ausgelösten CO2-Emissionen auf weniger Artikel verteilen.
Quelle: Studie „Klimafreundlich einkaufen – eine vergleichende Betrachtung von Onlinehandel und stationärem Einzelhandel“
„Grundsätzlich belegt die Studie, dass nur die Vermeidung von unnötigen Verkehren zur weiteren CO2- Einsparung führen kann. Deshalb arbeiten wir weiter mit Hochdruck daran, unser Angebot noch effizienter zu gestalten. Alternative Versandoptionen wie PaketShops, WunschZustellung, Zeitfensterzustellung oder Paketboxen helfen uns dabei, den Kunden noch häufiger direkt beim ersten Anlauf zu erreichen – und so die für die Logistik maßgebliche Erfolgsquote zu erhöhen“, so Hanjo Schneider. Allerdings würde Hermes heute schon in 96,3 Prozent aller Zustellungen den Adressaten bei der ersten Zustellung erreichen. Weitere Verbesserungen seien nur gemeinsam mit Kunden, Auftragsgebern und der Politik zu erreichen, die die Studie nach den Worten von Schneider als Einladung zum Dialog verstehen können. „Die Studie wird für das Thema sensibilisieren und Anlass geben, kontinuierlich weiter in diesem Bereich zu forschen, zu beobachten und zu optimieren“, ist auch Philipp Wolff, Geschäftsführer des DCTI überzeugt. Gleichwohl erhebt die Studie nicht den Anspruch, alle Klimawirkungen des Online-Handels umfassend erfasst zu haben. Beispielsweise wurden für die aktuelle Untersuchung die Auswirkungen durch den Verbrauch von Verpackungsmaterialien nicht berücksichtigt. Die Studie versteht sich als erste Betrachtung mit dem Schwerpunkt Einkaufs- und Transportprozesse, der weitere Untersuchungen mit der Beleuchtung weiterer Aspekte folgen müssten.