Berlin (csr-news) > Auf der heutigen Allianz Hauptversammlung kann Konzernchef Michael Diekmann nach zehnjähriger Dienstzeit an der Spitze des Versicherers, ein rundum solides Unternehmen an seinen Nachfolger Oliver Bäte übergeben. Mit anderem Blick haben Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen die Amtszeit Diekmanns betrachtet und kommen zu einer gemischten Bilanz. Barbara Happe von der Umweltorganisation urgewald sieht einerseits das Nachhaltigkeits-Engagement des Konzerns: „Herr Diekmann hat in den letzten Jahren seiner Amtszeit den Startschuss für den Aufbau eines konzernweiten Nachhaltigkeitsmanagements gegeben. Mittlerweile gibt es eine Nachhaltigkeitsabteilung und ein -Komitee, das von Vorstandsmitgliedern geleitet wird, sowie ein Prüfprozedere für heikle Branchen“. Auf der anderen Seite bemängelt sie die fehlende Konsequenz des Unternehmens: „Doch leider scheut die Allianz jetzt vor weiteren konkreten Schritten zurück, klare Umwelt- und Menschenrechtsstandards sowie eine Nachhaltigkeitsstrategie mit veröffentlichten Ausschlusskriterien für besonders problematische Branchen oder Kunden, um die schwarzen Schafe auszuschließen“.
Kritik an der Anlagepolitik
Denn, obwohl sich die Allianz als Versicherer das Thema Klimaschutz ganz groß auf die Fahnen schreibt, würde der Konzern weiterhin zu den großen Kohleinvestoren der Welt gehören und seine Gelder in Öl- und Gaskonzernen wie Shell, Gazprom oder Chevron investieren. Unternehmen, die nach Angaben der NGOs weltweit für die höchsten CO2-Emissionen durch die Förderung fossiler Brennstoffe verantwortlich sind. „Wenn die Allianz es mit ihrem Motto „Zukunft sichern“ ernst meint, reicht es nicht aus, auf die Förderung Erneuerbarer Energien zu setzen. Im Klimajahr 2015 sollte sie klare Ausschlusskriterien formulieren und damit ein Zeichen gegen das fossile ‚business as usual‘ setzen“, forderte Katrin Ganswindt von urgewald. Andere Finanzinstitute sind hier bereits einige Schritte voraus.
Andere Finanzdienstleister sind schon weiter
In der Kritik steht der Konzern ferner für die Versicherung von großen Infrastrukturprojekten wie dem umstrittenen Belo-Monte-Staudamm in Brasilien. Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionäre wirft der Allianz Doppelmoral vor: „Hierzulande, wo man ja selbst die schönen Flüsse und Seen genießen will, da setzt sich die Allianz-Stiftung für Renaturierung ein – in Brasilien, in Amazonien allemal, da hilft die Allianz kräftig mit, die Flüsse plattzumachen.“ Auch beim Thema Rüstung steht der Konzern in der Kritik, vor allem für sein Aktienpaket des israelischen Sicherheitskonzerns Elbit Systems. Elbit hat Sicherheitstechnologie für die Mauer im von Israel besetzten Westjordanland geliefert, die laut Internationalem Gerichtshof in Den Haag gegen internationales Recht verstößt. „Es ist ein Skandal, dass die Allianz im Rahmen ihrer Vermögensverwaltung weiterhin bereit ist, das Geld ihrer Kunden in Unternehmen anzulegen, die internationales Völkerrecht verletzen. Anscheinend geht bei der Allianz Profit immer noch vor Menschenrechtsschutz“, so Manfred Budzinski von pax christi. „Beim Thema Nachhaltigkeit sind andere Finanzdienstleister weiter als die Allianz. Wenn sich der Konzern wirklich vom Problemkind zum Musterknaben entwickeln will, dann muss er jetzt Pflöcke einschlagen und vollmundigen Bekenntnissen konkrete Taten folgen lassen“, so Barbara Happe.