Hückeswagen (csr-news) – Gerettete Tiere schön und gut – aber sind Tierschützer auch im Umgang mit Spendengeldern professionell? Nach Ansicht von Transparenz-Experten besteht hier noch Handlungsbedarf.
Von Elke Bieber
Von den rund 4,7 Milliarden Euro, die Spender in Deutschland 2013 Organisationen ihrer Wahl zukommen ließen, entfielen 5,4 Prozent auf Tierschutzorganisationen. Das ist nicht viel im Vergleich zu humanitären Zwecken, die 79 Prozent des Spendenvolumens auf sich vereinigten. Aber doch ansehnlich im Vergleich zu allen anderen Organisationskategorien. So lagen die Anteile von Naturschutz- und Sportorganisationen an den Gesamtspendeneinnahmen deutlich geringer.
Nicht zuletzt weil Tierschutz ein emotionales Thema sei und Spender hier eher als bei anderen Anlässen aus dem Bauch heraus entschieden, klopfte Ende 2013 die Stiftung Warentest mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) 44 Tier-, Umwelt- und Klimaschutzorganisationen auf Transparenz und Wirtschaftlichkeit ab. Die Kriterien waren unter anderem:
- Werbung und Verwaltung durften nicht mehr als 35 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen;
- der Jahresbericht musste Mindestangaben über Einnahmen, Aus-gaben, Mittelverwendung und Verantwortlichkeiten enthalten;
- die Organisationsform soll Filz, Korruption und unfairer Spenderbindung vorbeugen.
- Pluspunkte konnten Organisationen sammeln, die das DZI-Spendensiegel trugen, dem Deutschen Spendenrat angehörten und/oder die Initiative Transparente Zivilgesellschaft unterzeichnet hatten.
Nur zwei der untersuchten Tierschutzorganisationen, PROVIEH und der Deutsche Tierschutzbund, bestanden diesen Test. Dabei unter-scheiden sich beide in ihrer Finanzkraft erheblich: Der traditionsreiche Deutsche Tierschutzbund erzielte 2013 Einnahmen von rund 24 Millionen Euro, PROVIEH von nur rund 313.000 Euro. Vier Pfoten – mit Erträgen von rund 13 Millionen Euro ein bedeutender Akteur – landete in der Kategorie „unwirtschaftlich“. Über dieses Ergebnis hat sich Vier-Pfoten-Kampagnenleiterin Martina Stephany „sehr geärgert“. Ihre Kritik: Die Fragen der Tester seien wenig geeignet gewesen, die Arbeit und Mittelverwendung der Organisation zu erfassen. An ihrer Transparenzpolitik habe die Stiftung nichts geändert. Dennoch schnitt Vier Pfoten, Mitglied im Deutschen Spendenrat, in einer aktuelleren Untersuchung zur Wirkungstransparenz von Spiegel online und dem Beratungshaus Phineo mit „sehr gut“ ab.
„Meine Erfahrung ist, dass Transparenz heute ganz anders im Fokus steht als früher und von den Organisationen ernster genommen wird“, sagt Daniela Felser, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats „Tierschutzorganisationen, die ja oft lokal agieren und kleiner sind als Wohlfahrts- und internationale Organisationen, haben hier noch einen Weg zu gehen.“ Allerdings sei es in erster Linie wichtig, dass sie sich überhaupt um Transparenz bemühten, egal welchem Kodex sie sich anschlössen. Das renommierte DZI-Spendensiegel kostet eine Grundgebühr, eine Erstantragsgebühr, einen einnahmenabhängigen Beitrag und Verlängerungsgebühren. Das kann Minivereine finanziell überfordern. Der Deutsche Spendenrat vergibt kein Siegel, und der Beitrag für die Mitgliedschaft in diesem Dachverband kostet weniger als das DZI-Prozedere. Die Spendenratsmitglieder verpflichten sich zur Veröffentlichung eines Jahresberichts, unter anderem mit klaren Finanzangaben. Je nach Größenklasse muss der Wirtschafts-, Kassenprüfer oder Steuerberater kontrollieren, ob die Anforderungen des Deutschen Spendenrats an die Rechnungslegung eingehalten wurden. Das Ergebnis ist zu publizieren.
Daniela Felser
Ohne Rechtsform und gratis ist die Unterzeichnung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ). Vor einigen Jahren angestoßen von Transparency Deutschland, prüfen heute ehrenamtliche Transparency-Mitglieder stichprobenartig die Einhaltung von zehn Transparenzkriterien wie Satzung, Namen der Entscheidungsträger und Mittelverwendung. Zum ITZ-Trägerkreis zählen das DZI, der Bundesverband deutscher Stiftungen und der Deutsche Spendenrat. „Ich empfehle die ITZ“, sagt Daniela Felser. „Gerade für kleinere Tierschutzorganisationen kann es sinnvoll sein, weil unsere hohen Anforderungen auch Mehrarbeit bedeuten.“
Wenngleich ihre Einnahmenhöhen und Transparenzstandards variieren: Die fünf Tierschutzorganisationen Deutscher Tierschutzbund, Deutsches Tierschutzbüro, Peta, PROVIEH und Vier Pfoten bleiben über die sozialen Medien auf enger Tuchfühlung mit ihren Förderern. Ob es um Fragen zur Spendenverwendung, zu Kampagnen oder zu manchmal frustrierenden Zwischenergebnissen geht: Moderne Spendensammler müssen sich erklären, und die Wege zu Netzwerkfreunden und Kritikern sind kürzer denn je.