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Brummis in der Stadt – Elektro-LKW können nachhaltige Logistik fördern

Schwere Lastkraftwagen sind heute elementarer Bestandteil im großstädtischen Transportverkehr. Nicht ohne Probleme, denn die großen Fahrzeuge sind eine zusätzliche Belastung für das ohnehin schon starke Verkehrsaufkommen in urbanen Räumen. Dabei haben sie, insbesondere unter dem Aspekt von Lärm- und Schadstoffemissionen, deutlich negativere Auswirkungen auf die Lebensqualität in Städten als kleinere Fahrzeuge. Die Stadt Mannheim will wissen, ob elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge eine Verbesserung bedeuten, und hat Forscher des Fraunhofer-Instituts IAO mit einer Studie beauftragt.

Stuttgart (csr-news) > Schwere Lastkraftwagen sind heute elementarer Bestandteil im großstädtischen Transportverkehr. Nicht ohne Probleme, denn die großen Fahrzeuge sind eine zusätzliche Belastung für das ohnehin schon satrke Verkehrsaufkommen in urbanen Räumen. Dabei haben sie, insbesondere unter dem Aspekt von Lärm- und Schadstoffemissionen, deutlich negativere Auswirkungen auf die Lebensqualität in Städten als kleinere Fahrzeuge. Die Stadt Mannheim will wissen, ob elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge eine Verbesserung bedeuten, und hat Forscher des Fraunhofer-Instituts IAO mit einer Studie beauftragt.

Die Diskussion über eine Elektrifizierung des urbanen Straßenverkehrs konzentriert sich bislang auf Pkw und leichte Nutzfahrzeuge bis maximal 7,5 Tonnen Gesamtgewicht. In vereinzelten Projekten werden auch elektrisch betriebene 12 Tonner im innerstädtischen Verteilerverkehr eingesetzt. Doch unklar ist bislang, welches Potenzial schwere Lkw mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen haben, wenn diese elektrisch betrieben werden. Der Grund ist naheliegend, denn das Haupteinsatzgebiet von 40 Tonnern ist die Langstrecke, die notwendige Technologie ist für längere Strecken aber noch lange nicht ausgereift. Tatsächlich finden sich die großen Lkw in beachtlicher Anzahl auch auf innerstädtischen Straßen wieder. Grund genug für die Stadt Mannheim diesen Aspekt der urbanen Logistik näher zu untersuchen. Im Fokus der Untersuchung „Elektrischer Schwerlastverkehr im urbanen Raum“ standen typische Transportströme im innerstädtischen Verkehr am Beispiel der Stadt Mannheim. Hierfür wurden mehr als 50 ansässige Produktions- und Logistikunternehmen befragt, die für den Standort Mannheim als typisch identifiziert wurden. Diese Unternehmen aus der Logistik- und Transportwirtschaft arbeiteten darüber hinaus im Rahmen von Fallstudien eng mit den Autoren der Studie zusammen. Die kamen vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und der Hochschule Heilbronn. Durch die enge Zusammenarbeit wurde gewährleistet, dass die erarbeiteten Konzepte von hoher Praxisrelevanz sind. Neben der technischen Machbarkeit flossen auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in die Betrachtung mit ein.

Entwicklung von allgemeinen E-Logistik-Anwendungsfällen

e-logistik

Quelle: Fraunhofer IAO-Studie „Elektrischer Schwerlastverkehr im urbanen Raum“

Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung: Für die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs gibt es im Wirtschaftsraum Mannheim und der gesamten Region großes Potenzial und konkrete Anwendungsperspektiven. „Die Studie zeigt, dass die möglichen Einsatzfelder für E-Lkw bereits heute weitaus größer und vielfältiger sind, als bisher allgemein angenommen, vor allem im urbanen Raum. Gefragt sind dabei alle (E-)Lkw-Klassen bis hin zum schweren Sattelzug“, so Steffen Raiber vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. „Dort können sie mittel- bis langfristig zur Verringerung der lokalen Lärm- und Schadstoffemissionen beitragen.“ Umso wichtiger sei es, den Schwerlastverkehr in die Überlegungen zur Elektrifizierung des urbanen Straßenverkehrs mit einzubeziehen. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass bei den untersuchten Mannheimer Logistikunternehmen bereits heute zwischen 25 bis 75 Prozent und mittel- bis langfristig sogar bis zu 100 Prozent des regionalen Schwerlastverkehrs elektrifiziert werden können, wenn entsprechende Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden“, so Tobias Bernecker von der Hochschule Heilbronn.

Das Interesse der regionalen Wirtschaft scheint vorhanden. Christiane Ram, Leiterin der Mannheimer Wirtschaftsförderung. „Mit der Konzeptidee eines möglichen Green Logistic Park bieten sich den Unternehmen der Region interessante Optionen.“ Dieser soll das Potenzial eines verkehrsgünstig gelegenen Logistik-Hubs und die Elektromobilität miteinander kombinieren – beispielsweise durch die Umladung von Waren auf elektrische Zugmaschinen für den innerstädtischen Transport. So könnte man Inbound-Outbound-Güterverkehre umweltfreundlich miteinander verknüpfen. „Wir sprechen bereits mit zahlreichen Unternehmen über dieses Thema, erste Einsatzprofile wurden erarbeitet – und die vorliegende Studie bestärkt uns in diesem Ansatz. Anregungen für eine Differenzierung im Interesse der Logistikunternehmen, die sich im Rahmen der Untersuchung ergaben, werden bei den weiteren Konkretisierungen des Konzeptes berücksichtigt“, so Ram. Neben Vorteilen für die Umwelt bietet der Einsatz von E-Lkw, so das Fazit der Studie, auch mit Blick auf die Kosten ein großes Einsparpotenzial. Bereits heute zeigen Referenzprojekte, dass die Verbrauchswerte elektrisch betriebener Lkw bei einem Drittel der Verbrauchswerte konventionell angetriebener Fahrzeuge liegen. Allerdings sind die Anschaffungskosten für E-Lkw aufgrund der geringen Stückzahlen noch vergleichsweise hoch – ebenso wie die Kosten für die Batterien. Durch die Forschungsergebnisse hoffen die Forscher aber eine Initialzündung in der Wirtschaft generieren zu können. „Wenn die Batteriekosten jedoch weiterhin, wie prognostiziert fallen, ist davon auszugehen, dass E-Lkw schon bald wirtschaftlich zu betreiben sind“, so IAO-Spezialist Raiber. Die wirtschaftliche Herstellung von elektrisch betriebenen Schwerlast-Lkws sei jedenfalls ein wichtiges Ziel für die Zukunft, heißt es aus dem Baden Württembergischen Ministerium für Finanzen und Wirtschaft.

Die Zusammenfassung der Studienergebnisse zum Download.


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